Straelen Eine Million Blüten für ein Glas Honig

Straelen · Hobby-Imkerin Monika Hertel hat die Frühjahrstracht geerntet. So heißt der erste Honig. Die Straelenerin erklärt, wie Sorten entstehen und was Bienen brauchen, damit der Mensch den Brotaufstrich erhält.

 Unzählige Flugstunden müssen die Bienen absolvieren, um die Waben mit Honig zu füllen.

Unzählige Flugstunden müssen die Bienen absolvieren, um die Waben mit Honig zu füllen.

Foto: privat

Der Geruch ist betörend, die Farben golden und die Konsistenz flüssig. Aus der Schleudermaschine zapft Monika Hertel den ersten Honig des Jahres. "Ich habe noch nie so früh geschleudert wie dieses Jahr", sagt die Hobbyimkerin und Nabu-Vorsitzende des Kreises Kleve.

Dass der Honig reif ist, kann nicht durch Geschmack festgestellt werden, sondern nur durch eingehende Beobachtung der Bienen. "Wenn der Honig trocken und reif ist, fangen die Tiere an, ihn zu verdeckeln", weiß die Imkerin. Die Schlechtwettertage kamen ihr da zu Gute. Dann hatten die Bienen Zeit, sich um ihren Honig zu kümmern, statt auszuschwärmen. Die kalten Nächte der vergangenen Woche hatten aber auch Nachteile. "Die Bienen haben viel eingetragen, aber auch viel selber aufgefressen", sagt Hertel. Der Honig dient dazu, das Volk stabil zu halten. Deswegen wird auch nie aller Honig aus dem Stock entnommen. "Wir ernten nur, was übrig ist. Im Brutraum bleibt immer Honig für die Bienen", spricht die Straelenerin für sich und ihre Kollegen.

Aus den Bienenstöcken hat sie die Rahmen mit den Waben entnommen. Die Hälfte bis zu drei Viertel der Waben sind verdeckelt. Den Wachsdeckel hebt die Imkerin vorsichtig mit einer Art Gabel ab. Drei der entdeckelten Rahmen haben in der Schleudermaschine Platz. Die erinnert an eine Waschmaschinentrommel, mit dem Unterschied, dass sie Öffnung oben ist. Noch mehr Assoziationen mit der guten alten Maschine werden deutlich, als die Schleuder in Gang gesetzt wird. Es gibt das typische Geräusch und während die Imkerin die Maschine einen Gang höher schaltet, läuft unten der goldgelbe Honig in ein Sieb. Später wird er noch gefiltert. Pro Volk hat sie zehn Liter Ertrag. "Kein gutes Jahr", lautet ihr Urteil. Es gab schon Erträge zwischen 18 und 20 Liter pro Volk.

Eine kleinen Abstrich des Honigs gibt sie in das Refraktometer. Das Messgerät, mit dem sich der Wassergehalt des Honigs bestimmen lässt, sieht aus wie eine Mischung aus Mikroskop und Teleskop. Ein Blick dadurch zeigt, dass die Linie auf 16,6 steht. "Das ist ein sehr guter Wert und zeigt, dass ich richtig eingeschätzt habe, dass der Honig trocken ist", sagt die Straelenerin. Denn um in den Imkerverkauf zu gelangen, darf der Honig maximal 18 Prozent Wasser haben. Außerdem besteht bei einem zu hohen Wassergehalt die Gefahr der Gärung. Die Notlösung für die Verwendung wäre dann: Met. Aber beim ersten Honig des Jahres, der sogenannten Frühjahrstracht, ist alles gut gegangen.

Bienen verzögern Flugzeug-Start
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Bienen verzögern Flugzeug-Start

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Foto: Stephen Repasky

Einem speziellen Geschmack ist der Honig übrigens nicht zuzuordnen. Eine Sorte wie Rapsblütenhonig bekommt der Imker, wenn die Bienen an einem riesigen Rapsfeld gestanden haben und nach drei Wochen sofort geschleudert wird. Dann bekommt der Imker zu 90 Prozent reinen Rapshonig. Für Lindenblütenhonig müssten die Bienenstöcke schon an einer Lindenallee stehen. Für ein Glas Honig brauchen die Bienen übrigens eine Million Blüten. "Viele haben die Vorstellung, wenn sie ein paar Blumen im Garten haben, reicht das", sagt Hertel nachdenklich. Aber sind die Blüten einmal abgearbeitet, gehen die Bienen da nicht mehr ran. Außerdem bringt nicht jede Blume etwas. Geranien und Blumen mit nicht gefüllten Blüten sind völlig uninteressant für Bienen. "Und auch bei Tuja, Taxus und englischem Rasen finden die nichts", weiß die Vorsitzende des Nabu Kleve.

Wer leckeren Honig aufs Brot möchte, der sollte sich vielleicht auch mit Löwenzahn und Co. gut stellen.

(bimo)
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