Emmerich Kanal: Erst informieren, dann sanieren

Emmerich · Auf einer Veranstaltung traf Olaf Hartmann der Schlag. Ein Bekannter erzählte ihm, dass er vor einigen Jahren seinen Kanal sanieren ließ. Die Leitungen unterm Haus seien zusammengebrochen. Mehrere Tausend Euro hoch wäre der Schaden gewesen.

 Der grün markierte Bereich des Kanals ist ab Grundstücksgrenze der Teil der Leitung, dessen Untersuchung die Hauseigentümer bezahlen müssen.

Der grün markierte Bereich des Kanals ist ab Grundstücksgrenze der Teil der Leitung, dessen Untersuchung die Hauseigentümer bezahlen müssen.

Foto: Privat

Hartmann, ein Mann vom Fach, entgegnete daraufhin: "Unterm Haus, da hast du ja Glück gehabt. Das ist doch ein Versicherungsfall." Sein Gegenüber blieb daraufhin das Lachen im Halse stecken. Vom Versicherungsschutz hatte er nichts gewusst. "Und nach vier Jahren brauchte er seiner Versicherung auch nicht mehr mit dem Schaden zu kommen", sagt Hartmann, der daraufhin das Gespräch mit der RP sucht. Auch mit Blick auf die Regelungen zur Pflicht-Dichtheitsprüfung in Nordrhein-Westfalen.

Emmerich: Kanal: Erst informieren, dann sanieren
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Denn Hartmann weiß: So wie seinem Bekannten geht es vielen Bürgern. Immerhin gibt es in Deutschland rund 18 Millionen Wohngebäude, eine Million Kilometer private Abwasserleitungen und mehr als eine halbe Million Kilometer öffentliche Kanalisation. 75 Prozent davon sind beschädigt — das meinen zumindest die Fachleute.

"Es herrscht große Unsicherheit, die zudem von der Unwissenheit der Behörden und den finanziellen Problemen mancher Kanalsanierungsfirmen geschürt wird."

Hartmann, der selbst zertifizierter Kanalsanierungsberater und Dichtheitsprüfer bei einer Weseler Firma ist, rät daher allen Grundstücksbesitzern, sich gründlich zu informieren.

Am besten kann man das bei der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA). Diese setzt sich als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasser- und Abfallwirtschaft ein. Auf der Internetseite www.zks-berater.de kann man zudem nach einem zertifizierten Kanalsanierungsberater in der Region suchen.

Einer davon ist Olaf Hartmann, der ausschließlich beratend und begleitend tätig ist. Tipps für RP-Leser hat er ebenso: So bieten die RAL-Gütezeichen Orientierung. Empfehlenswert sei auch ein Unternehmen, das nicht saniert. "So kann ausgeschlossen werden, dass nur das eigene Verfahren empfohlen wird", so Hartmann.

Bei Neubauten rät er grundsätzlich zu prüfen, bevor die Rohre von der Bodenplatte überdeckt sind. Auch beim Erwerb einer Immobilie sollten die Kanäle kontrolliert werden. Dazu muss der Versicherungsschutz gecheckt werden. In Sachen Kosten bietet die DWA eine Übersicht: So koste eine qualifizierte Untersuchung mindestens 400 Euro. Als Richtwerte für die Sanierung können für die Erneuerung 300 bis 550, für das Abhängen der Leitung etwa 100 und für die Sanierung mit Schlauchlinern etwa 275 Euro pro Meter angesetzt werden.

(RP)
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