Operation im Duisburger Zoo Wenn ein Tiger zum Zahnarzt muss

Duisburg · Wenn der Zahnarzt kommt, wird auch aus dem 200 Kilogramm schweren Tiger El-Roi im Duisburger Zoo ein zurückhaltendes Kätzchen. Ein Loch im Eckzahn musste gefüllt werden. Den dreistündigen Eingriff hat der 15 Jahre alte Senior gut überstanden.

 Mit Heizdecken und Heizlüftern wurde der Tiger während der Narkose vor Unterkühlung bewahrt.

Mit Heizdecken und Heizlüftern wurde der Tiger während der Narkose vor Unterkühlung bewahrt.

Foto: Zoo Duisburg

Für die Zahn-OP erhielten die zwei Tierärztinnen des Zoos Unterstützung von Bernhard Lazarz, einem Spezialisten für Tierzähne. Schon seit vielen Jahren arbeitet der Tierarzt eng mit den Veterinärinnen des Zoos zusammen, kümmerte sich in der Vergangenheit um Zahnprobleme bei Delfin, Wombat und Koala.

Auch El-Roi zählte schon zu seinen tierischen Patienten, allerdings liegt der damalige Eingriff am Tiger-Gebiss schon sieben Jahre zurück. Mit einer speziellen MTA-Zement-Mischung sollte das nun entdeckte Loch erneut verschlossen und der Zahn anschließend versiegelt werden.

Bevor Zahnkenner Lazarz die Behandlung im Tigergehege beginnen konnte, sorgte Zootierärztin Kerstin Ternes mittels Blasrohr und Narkosepfeil für angenehme Tiger-Träume. Auf El-Rois Favoritenliste rangiert die 44-jährige nicht sonderlich weit oben. „Ich habe ihn schon öfter in Narkose legen müssen. Daher verbindet er den Piekser vom Narkosepfeil mit mir“, erzählt die Tierärztin.

 Tigermännchen El-Roi ist mit seinen 15 Jahren schon ein richtiger Senior.

Tigermännchen El-Roi ist mit seinen 15 Jahren schon ein richtiger Senior.

Foto: Zoo Duisburg

Schon von weitem hört der Tigerkater, wenn sich Ternes dem Gehege nähert. Dann verkrümelt sich das imposante Tier schnell ins hohe Gras und wird praktisch unsichtbar.

Aber nicht nur die Narkose sowie die Zahn-OP im rückwärtigen Bereich der Tiger-Anlage waren eine Herausforderung, auch die niedrigen Temperaturen machten den Beteiligten zu Schaffen – auch El-Roi. „Sibirische Tiger haben zwar ein sehr dichtes Fell, allerdings ist die Gefahr groß, dass sie während einer Narkose auskühlen“, so Carolin Bunert. „Mit Heizdecken und Heizlüftern haben wir hier gegengesteuert.“

Mit dem Ergebnis des dreistündigen Eingriffs sind die Beteiligten überaus zufrieden. „Bis auf das Loch im Eckzahn ist El-Rois Gebiss in einem sehr guten Zustand“, resümiert Tierärztin Bunert, was vornehmlich auf die naturnahe Ernährung zurückzuführen ist.

Hauptsächlich verfüttert der Zoo große Stücke Rindfleisch am Knochen, aber auch größere, ganze Futterportionen wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hühner stehen regelmäßig auf dem Speiseplan. „Besonders das Fell ihrer Nahrung fungiert wie Zahnseide und reinigt die Zahnzwischenräume auf natürliche Weise“, verdeutlichen die Zootierärztinnen.

Sibirische Tiger sind die größten lebenden Katzen der Welt, ihre Bestände gelten als stark gefährdet. Ursprünglich war der Tiger in weiten Regionen Asiens verbreitet. Durch Wilderei und Lebensraumzerstörung ist der Bestand im ursprünglichen Verbreitungsgebiet in den letzten 100 Jahren um mehr als 90 Prozent gesunken.

Heute leben Sibirische Tiger nur noch in wenigen Naturreservaten, die kaum mehr als fünf Prozent seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes ausmachen. Obwohl alle Tigerarten streng geschützt sind, floriert der illegale Handel mit ihren Fellen, Knochen und Zähnen auf dem asiatischen Markt.

(dab)
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