Duisburg Stahlmonstrum geht auf eine lange Reise

Duisburg · Langsam wird der Riesenkollos angehoben, schaukelt etwas, pendelt sich wieder ein. Alles ist offenbar perfekt geplant, fabelhaft inszeniert. Nur noch wenige Zentimeter trennt die Maschine vom sicheren Duisburger Hafenboden. Dann ist auch die letzte Hürde getan, und der 240-Tonnen-Riese schwebt seinem schaukelnden Ziel, der "Bernadette", entgegen.

 Echte Präzisionsarbeit: Der Koloss wird behutsam an Bord geladen, bevor die Reise nach Finnland beginnen kann.

Echte Präzisionsarbeit: Der Koloss wird behutsam an Bord geladen, bevor die Reise nach Finnland beginnen kann.

Foto: Christoph Reichwein

Rund 60 behelmte Beobachter halten den Atem an und hoffen, dass das Produkt einer sieben Monate langen Arbeit seinen sicheren Weg in den Zielhafen findet. Dem Stahlmonstrum steht noch eine lange Reise bevor, bis es den Anleger in Finnland passieren kann.

Es ist Mittwochmorgen, und am Terminal der Rhenus Scharrer im Duisburger Hafen weht ein zugiger Wind. Rhenus Logistics und die Firma HuDe haben zu etwas Besonderem eingeladen: den Umschlag einer so genannten Koksleitmaschine zu beobachten.

Ein rot flatterndes Absperrband trennt die wartende Menge von dem gigantischen Kran und der zu verladenen Maschine - übrigens eine Neuheit. Auch Boris Schlüsener, geschäftsführender Gesellschafter der HuDe GmbH und Diplom-Ingenieur, ist anwesend. Die Firma ist für die Installation des umweltschonenden Monstrums verantwortlich. Schlüsener wirkt entspannt.

Alles läuft nach Plan. Die 9,15 Meter breite und 11,50 Meter hohe Überleitmaschine diene als Bedienungsinstrument auf Kokereien, erläutert er und fährt direkt begeistert fort: "Sie ist zuständig für den Emissionsschutz der Kokereibetriebe. Durch sie wird der Koksstaub gefiltert. Darüber hinaus verfügt sie über gasdichte Abschlüsse. Das Absaugsystem garantiert eine emissionsfreie Überleitung von Koks aus der Ofenkammer in den Löschwagen." Umwelt- oder gesundheitsschädliche Staube und Gase, die beispielsweise Krebs verursachen können, würden somit eingedämmt und aufgesogen.

Alle Kokereien in unseren Breiten müssen sich heute nach den aktuellen Umweltauflagen richten, und die schreiben eine solch umweltverträgliche Produktionsweise vor. Auch alte Gerätschaften auf dem Gelände wenig moderner Kokereien müssen nach und nach aufgerüstet und in Stand gehalten werden. Da lohne sich eine insgesamt fünf Millionen teure Neuanschaffung wie die Koksüberleitmaschine einfach. Im Anbetracht des UN-Klimagipfels in New York vor zwei Tagen könnte die Verladung des "Emissionsschutzes" nicht besser terminiert sein.

Am gestrigen Nachmittag sollte es endlich losgehen mit der Überfahrt. Das große Frachterschiff "Bernadette" steuert nun den ersten Zielhafen in Rotterdam an. Dort wird die wertvolle Schwerfracht aus dem Schiff gehoben und mit Hilfe von Modular-Transportern (SPMT) auf ein hochseetaugliches Schiff umgeladen. Anschließend soll das eigentliche Ziel angesteuert werden.

Zielort ist Raar, eine im Westen Finnlands gelegene Stadt am bottnischen Meerbusen. Sie ist nicht nur wildromantisch, sondern auch Standort und Umschlagsplatz der Kokerei Ruukki. Ruukki ist der Abnehmer des Emissionsschutzes. "Am kokereieigenen Hafen endet dann die kleine Seereise und die Inbetriebnahme kann nach einer Sicherheitsüberprüfung sofort beginnen", schließt Schlüsener seinen kleinen Vortrag.

Die Filtermaschine ist inzwischen verladen und liegt tonnenschwer im Bauch des Frachtschiffes. Der Umschlag ist geglückt - und die Schiffscrew ist bereit - zumindest für die erste Etappe der Reise ins ferne Finnland.

(RP)
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