Stadtweite Plakat- und Infoaktion geplant Stadt soll ein sicherer Hafen werden
Wermelskirchen · Im Mai soll die Politik entscheiden, ob Wermelskirchen sich im Sinne von Geflüchteten dem kommunalen Netzwerk „Sicherer Hafen“ anschließt.
Fluisa aus Albanien studiert jetzt Sozialwissenschaften, Omar aus Marokko hat seine Ausbildung zum Altenpfleger geschafft und Mahmadou aus Guinea hat als Fachlagerist Arbeit gefunden: „Viele Menschen, die vor drei oder vier Jahren auf ihrer Flucht Wermelskirchen erreichten, sind heute wirklich angekommen“, sagt Dorothea Hoffrogge von der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ (WKiWK). Integration sei hier zu einer Erfolgsgeschichte geworden – auch dank vieler Ehrenamtlicher, die Geflüchtete seit Jahren begleiten, unterstützen und zu Freunden geworden sind. „Allen Unkenrufen zum Trotz: Integration ist möglich“, sagt Jochen Bilstein, der als Ehrenamtlicher für WKiWK im Einsatz ist.
Mit einer Plakataktion will die Initiative ab Montag an diese Erfolgsgeschichte erinnern: Stadtweit werden die Plakate aufgehängt. „Angekommen – zwei von 50“ hat die Initiative die Aktion betitelt. Jedes Plakat erzählt von zwei Geflüchteten und ihrer Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Die große Plakataktion flankiert das Bemühen der Initiative, Wermelskirchen als „Sicheren Hafen“ zu erklären.
Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Ehrenamtlichen für einen politischen Beschluss ausgesprochen, um sich dem kommunalen Netzwerk anzuschließen, in dem sich Städte und Gemeinden mit Menschen auf der Flucht solidarisieren. 243 Kommunen machen inzwischen mit – viele Nachbarstädte haben sich dem Netzwerk angeschlossen. Auch in Wermelskirchen nimmt das Bemühen nun politisch Fahrt auf: Die SPD, die Grünen und die FDP haben einen gemeinsamen Antrag gestellt, den sie im Haupt- und Finanzausschuss am 17. Mai einbringen. „Es geht vor allem darum, ein Signal zu setzen“, sagt Jochen Bilstein (SPD).
Mit dem Antrag sind sechs Forderungen verbunden: Die Stadt soll sich zum „Sicheren Hafen“ für Menschen auf der Flucht erklären und sich für sichere Fluchtwege einsetzen. Sie soll sich gegen die Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung auf dem Mittelmeer aussprechen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten, bei einer schnellen und unkomplizierten Aufnahmen und Unterbringung helfen, die aus Seenot gerettet wurden oder die in Lagern an den EU-Außengrenzen festsitzen. Die Verwaltung soll dafür Kontakt zu den entsprechenden Behörden aufnehmen. Gleichzeitig soll die Stadt für eine Bleibeperspektive der Geflüchteten eintreten und sich auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene für die Umsetzung der Ziele einsetzen.
Das Bemühen der drei Parteien wird nicht nur von der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ unterstützt, sondern auch von den Evangelischen Kirchengemeinden Wermelskirchen, Dhünn, Dabringhausen und Hilgen-Neuenhaus, der Katholischen Kirchengemeinde und der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Neuschäferhöhe.
Gemeinsam stellten deren Vertreter am Donnerstag die Ziele und Ideen ihres Einsatzes vor. Mit Blick auf die Forderungen des Antrags, erklärt Bilstein: „Die Zivilgesellschaft, die Politik und die Verwaltung können diese Aufgabe gemeinsam tragen.“ Es gehe darum, gemeinsam Voraussetzungen für eine gute Integration zu schaffen und gleichzeitig mit vielen Netzwerkpartnern – auch in anderen Kommunen – im Gespräch zu bleiben. Insofern gehe die Mitgliedschaft im Bündnis „Sicherer Hafen“ auch über eine reine Signalwirkung hinaus.
In den Leitungsgremien der heimischen Kirchengemeinden ist die Entscheidung für die Unterstützung des Antrags bereits gefallen: „Mit jedem Menschen, den wir ertrinken lassen, verlieren wir ein Stück unserer Menschlichkeit“, erklärt etwa Wermelskirchens Presbyteriumsvorsitzender Manfred Jetter, „wir müssen uns fragen: Wäre Jesus heute nicht auch Seenotretter?“ Deswegen freue sich die Evangelischen Kirchengemeinde über den Einsatz der Initiative, die Stadt zum „Sicheren Hafen“ machen zu wollen – und bitte die Politik ausdrücklich um Unterstützung. Schließlich habe Wermelskirchen gezeigt, dass sie sich als Stadt nicht auseinanderdividieren lasse, sondern an diesem Ort Integration wirklich möglich sei.