Duisburg Söldner vergruben den Lohn

Duisburg · Der 1937 auf der Großenbaumer Allee gefundene Goldschatz gibt bis heute nur Teile seines Geheimnisses preis. Vermutlich stammt er von germanische Söldnern.

Großenbaum Ein spätrömischer Goldmünzenfund in Großenbaum aus dem Jahr 353 nach Christi stellt die Verantwortlichen vor viele Fragen. „Manche unserer Theorien bauen auf Fragezeichen auf“, so Dr. Volker Herrmann von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Duisburg. Doch eins ist gewiss: Duisburg lebte damals wie heute vom Handel um den Hellweg und seinen Ausläufern. Der Hellweg war gleichzeitig aber auch eine beliebte Wegstrecke durch germanisches Gebiet.

Dies könnte unter anderem auch der Goldfund, der auf der Großenbaumer Allee im Jahre 1937 gefunden wurde, belegen. Elf römische Goldstücke, sogenannte Solidi, und ein kleiner hufeisenförmig gebogener Golddraht sind schweigende Zeugen einer bewegten Zeit: Das römische Reich durchlief zu Beginn des 4. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Wandel. Unzufriedenheit in den Offiziersrängen der römischen Armee mit Kaiser Constans kulminierte in der Erhebung von Magnentius zum Kaiser am 18. Januar 350 in Augustodunum (Autun). Dieser ließ unter anderem Italien besetzen. Gemeinsam mit seinem Bruder Decentius übernahm er das Konsulat. Der verbliebene Kaiser aus der Familie Konstantins des Großen, Constantius II., brach seinen Feldzug gegen Persien ab und marschierte nach Westen. Die Truppen des Usurpators wurden geschlagen und mussten sich nach Gallien zurückzuziehen. Die gefunden Münzen zeigen das Portrait der beiden aufständischen Brüder.

Doch wie kam es, dass ein solch großes Vermögen hier in Großenbaum verloren ging? Immerhin konnte eine Familie von einem Goldstück ein Jahr lang leben. Zogen Legionen durch germanisches Gebiet? War der Goldfund Beute eines germanischen Überfalls? Oder nur der Ertrag eines einträglichen Handels? Alles möglich, doch:

„Wir vermuten, dass es sich bei dem Goldschatz um den Sold von einer kleinen germanischen Heeresgruppe handelt, die sich auf den Heimweg machte, als sie merkte, dass es auf der Seite von Magnetius keine Chance zum Sieg gab“, so Wolfgang Tulowitzki von der Unteren Denkmalbehörde. Auf der Flucht vergruben die germanischen Söldner ihre Entlohnung – in schlechten Zeiten wanderte das Geld damals, genauso wie heute, in den „Sparstrumpf“. Doch der Besitzer vergaß den Schatz, überlebte nicht, oder kam nie wieder an diesen Ort zurück. Ein Gewinn für Duisburg, rund anderthalb Jahrtausende später.

Die RP-Serie „Archäologie im Duisburger Süden“ erscheint in loser Folge und betrachtet die archäologischen Funde im Süden der Stadt.

(RP)
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