Duisburg Nur die Hälfte der Kirchengebäude bleibt

Duisburg · Im Duisburger Süden denken Pfarrer, Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderäte und andere engagierte Katholiken über die Entwicklung des Großpfarrei St. Judas Thaddäus nach. Denn Änderungen sind unvermeidbar.

 Viele Lichter vor der Buchholzer Kirche St. Judas Thaddäus bei einer Lichteraktion der Caritas. Zurzeit werden neue Strukturen der Großpfarrei im Duisburger Süden entwickelt.

Viele Lichter vor der Buchholzer Kirche St. Judas Thaddäus bei einer Lichteraktion der Caritas. Zurzeit werden neue Strukturen der Großpfarrei im Duisburger Süden entwickelt.

Foto: Andreas Probst

Für die Katholiken im Duisburger Süden stellt sich seit Wochen die Frage, wie ihre Pfarre beziehungsweise wie die einzelnen Gemeinden in Zukunft aussehen wird.

Duisburg: Nur die Hälfte der Kirchengebäude bleibt
Foto: Hohl Ralf

Der Entwicklungsprozess in der Pfarrei St. Judas Thaddäus ist derzeit in einer intensiven Phase. Hierbei sind neben Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat, Pastoralteam und Mitarbeitern des Bistums zahlreiche Gemeindemitglieder in Arbeitsgruppen eingebunden. "Damit nehmen viele Menschen am Entscheidungsprozess und an der Entwicklung der Pfarrei teil", so Pfarrer Roland Winkelmann. Ein Koordinierungsausschuss bündele die Ergebnisse und erarbeite ein Votum, das nach seiner Verabschiedung durch Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand Ende 2017 dem Bischof vorgelegt werden soll.

Es ist nicht das erste Mal, dass Duisburgs Katholiken vor einschneidenden Veränderungen stehen. Schon vor einigen Jahren wurden in unserer Stadt Großpfarreien gegründet, in denen Gemeinden zusammengefasst wurden. Schon damals stand dadurch die eine oder andere Kirchenimmobilie leer, wurde abgerissen oder verkauft. Damals wie heute macht die demografische Entwicklung diese Veränderungen notwendig. Denn angesichts schrumpfender Katholikenzahlen - und der anhaltenden Priesternot - muss reagiert werden, will die katholische Kirche in Duisburg auch in Zukunft ihren pastoralen und seelsorgerischen Aufgaben nachkommen.

Die Zahl der Katholiken der Großpfarrei St. Judas Thaddäus beispielsweise hat sich seit ihrer Gründung deutlich reduziert. Vor zehn Jahren waren es noch 30.000 Gläubige, aktuell sind es 25.000. Perspektivisch werden im Jahr 2030 voraussichtlich weniger als 20.000 Katholiken im Duisburger Süden leben. Zur Großpfarrei St. Judas Thaddäus gehören derzeit zehn Kirchen und genau so viele Gemeindeheime sowie Pfarrhäuser und Büchereien. Der Bestand dieser Immobilien rührt aus einem Bedarf aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts und entspricht nicht mehr den gesunkenen Katholikenzahlen, so Roland Winkelmann.

Im Zuge der knapper werdenden Finanzmittel und der zu erwartenden hohen Instandhaltungskosten der Immobilien hat die Pfarrei St. Judas Thaddäus im vergangenen Jahr den Pfarreientwicklungsprozess eingeleitet, um Konzepte für das zukünftige kirchliche, religiöse und spirituelle Leben im Duisburger Süden zu entwickeln und die dafür notwendigen Strukturen und Ressourcen zu ermitteln. Dabei sollen unter anderem alle Immobilien der Pfarrei mit dem Ziel überprüft werden, ob sie eine nachhaltige, solide und finanziell tragfähige Grundlage für kirchliches Miteinander haben oder ob auf sie verzichtet werden kann bzw. muss.

Diese Überprüfung wird zur Aufgabe ungefähr der Hälfte der Gebäude, also Kirchen und Gemeindeheime, führen. Dabei werden als wesentliche Kriterien berücksichtigt: eine weiterhin flächendeckende Präsenz katholischer Einrichtungen in der Pfarrei, die Verteilung der Gläubigen, die Erreichbarkeit der Standorte für die Gläubigen, örtliche Gegebenheiten, die Zahl der Gottesdienstbesucher und die Aktivitäten der Gemeinden. "Ebenso intensiv gehen wir auch der pastoralen Frage nach, wie wir in unserer Pfarrei in Zukunft auf eine moderne und neue Art Kirche sein können und wollen. So fragen wir uns unter anderem, wie wir mit den Menschen in unserer Pfarrei in Kontakt kommen, die wir bislang noch nicht erreichen. Und wir diskutieren, welche seelsorgerischen Angebote wir in Zukunft weiterführen - und welche wir neu entwickeln sollen", so Winkelmann.

Am vergangenen Samstag haben sich die Mitglieder von Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand und Pastoralteam über erste konkrete Vorschläge informiert, die von den jeweiligen Gremien erarbeitet worden sind. Dabei zeigte sich, dass die Vorstellungen des Pfarrgemeinderats (das für die Seelsorge mitverantwortliche Gremium) und des Kirchenvorstands (das für Haushalt und Finanzen verantwortliche Gremium) nicht weit auseinander liegen. In den weiteren Überlegungen wird es nun darum gehen, endgültig die Standorte zu benennen, die erhalten und für die Zukunft gestärkt werden sollen.

Alle Katholiken der Pfarrei St. Judas Thaddäus sind eingeladen, den Pfarreientwicklungsprozess trotz manch schwerer Entscheidungen als Chance und Aufbruch für die gemeinsame Pfarrei zu begreifen. "So kann der Weg in die Zukunft gelingen, um in unserer Pfarrei kirchliches Leben, Seelsorge und Glauben für die Menschen neu erfahrbar zu machen", so Pfarrer Roland Winkelmann.

(hch)
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