Duisburg Kabarettist Pispers verkündet "geballte Wahrheit"

Duisburg · Kabarettist Volker Pispers hat eine Mission: Aufklärung. Wie ein moderner Messias kämpft er in seinem Programm "Bis neulich" gegen den "Stacheldraht", den er in unseren Köpfen ausgemacht hat.

 Volker Pispers gastierte mit seinem Programm "Bis neulich".

Volker Pispers gastierte mit seinem Programm "Bis neulich".

Foto: Moll, Jürgen

Der uns nur noch das zustimmende Nicken erlaubt und beim verneinenden Kopfschütteln regelmäßig Schmerzen bereitet. In der ausverkauften Rheinhausenhalle folgten Freitagabend etwa 800 Zuschauer seinen Ausführungen, von denen sich viele beim Hinausgehen eingestehen mussten, lange nicht so viel "geballte Wahrheit" gehört zu haben.

Wenn Pispers mit einem einfachen Dreisatz die vermeintlich niedrigen Ärztehonorare ins Lächerliche stürzt, die Renten doch für sicher erklärt und dann noch so nebenbei das ganze Wirtschaftssystem zum Wohle aller aushebelt, scheint alles plötzlich völlig logisch. "Das hört sich so einfach an, wie es ist: Das ist ja das Schreckliche", vermerkt er selbst nach einem Abstecher zu Zins und Zinseszins. "Wir betreiben Kapitalismus als Religionsersatz. (...) Unsere Götter sind Wachstum und Produktivität". Dieses System, heute immer mehr produzieren zu müssen, um die Schulden zu tilgen, mit denen das Gestern finanziert wurde, um Morgen wieder neue aufzunehmen, hält er für das eigentliche Übel der Welt. "Dinge kaufen, die man nicht braucht, von Geld, das man nicht hat" — wenn er diesen Mechanismus beschreibt und die Verführungsmaschinerie dahinter, spürt man seinen Zorn und Ekel für all jene, die uns dieses Verhalten eintrichtern, obwohl sie es besser wissen müssten.

Manchmal merkt man, für welches politische Lager ein Kabarettist streitet, an welchem er zumindest ein kleines bisschen weniger Schlimmes entdeckt. Bei Volker Pispers hat allerdings keine Partei auch nur durch die Blume bessere Karten. Ob schwarz-gelb, rot-grün oder irgendeine andere Farbkombination: für ihn ist das alles bloß "Einheitsbrei".

Natürlich gäbe es programmatische Unterschiede, doch so lange alle dem Kapitalismus hörig seien und nicht nachdenken, was für 80 Prozent der Bürger am besten ist, um das Geld der Reichen und Banken weiter für sich arbeiten zu lassen, wären alle gleich.

"Die Wahl zwischen Steinbrück und Merkel bedeutet übersetzt doch nur, zwischen Merkel und einer unsympathischen Merkel", erklärte Pispers.

(RP)
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