Kommentar Hoher Preis für die Rettung

Das Engagement der Stadt beim MSV ist groß, auch wenn sie selber nur als Erbpachtgeber für das Stadion-Gelände in Erscheinung tritt. Über ihre Töchter fließen seit Jahren Millionen Euros in den weiß-blauen Profifußball. Ihr Interesse wird darum sein, möglichst wenig durch den Zwangsabstieg zu verlieren.

Kommunales Engagement muss hier aber äußerst kritisch gesehen werden. Denn Duisburg ist arm wie eine Kirchenmaus, kann sich so gut wie nichts leisten und muss gegen immer wieder neue Finanzierungslücken im Haushalt ankämpfen. Auf der anderen Seite würde die Insolvenz des MSV die Stadt noch tiefer in den Schlamassel ziehen. Es heißt, dass der Innenminister höchst-persönlich an der Spitze der Rettungsbewegung steht. Ralf Jäger sollte genau wissen, wie der MSV funktioniert. Er gehörte der Führungsspitze noch an, als der MSV vor mehr als zehn Jahren akut von der Insolvenz bedroht war und damals Walter Hellmich das Ruder übernahm.

In wesentlichen Zügen entspricht die nun aufgestellte Planung dem Sanierungskonzept, das Schauinslandreisen vorschwebte (bevor Walter Hellmich sein finanzielles Engagement angekündigt hatte). Warum also lässt die Stadt nicht dem Touristikunternehmen den Vortritt, sondern will unbedingt selbst über eine neu zu gründende Gesellschaft aktiv werden? Entweder ist ihr Misstrauen gegenüber allen, die den Karren in den Dreck gefahren haben, zu groß. Oder man hofft an der Stadtspitze, sich Sympathiepunkte verdienen zu können. Die würde man sich dann allerdings zu einem viel zu hohen Preis erkaufen.

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort