Duisburg Unruhr-Festival sorgt für Impulse

Duisburg · Das große Jugendtheater-Festival sorgte in Duisburg für frischen Wind.

Das zwölfte Festival "Unruhr" ging jetzt im Duisburger Stadttheater erfolgreich zu Ende. Erstmals fand das Festival der Jugendtheatergruppen der Schauspielhäuser des Ruhrgebiets in unserer Stadt statt, hier tummelten sich rund 110 Jugendliche, das Publikum saß mit auf der Bühne (die RP berichtete).

Themen der sieben Gastspiele waren oft Identität und Werte, Freundschaft und Mobbing, das Private und die Weltrettung, Freiheit und Gesellschaft. Den Eigenproduktionen, ganz auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse der jugendlichen Ensembles zugeschnitten, wurde meist der Vorzug gegenüber vorgegebenen Stücken gegeben. Das spielerische Niveau war gut bis unglaublich, auch dank sorgfältiger und pfiffiger Inszenierungen. Zum Beispiel gab sich der "Club 2", das ist das Junge Schauspielhaus Bochum, ganz besonders spielfreudig als "Stadtpiraten".

Gegen Ende des Festivals gab es noch einmal zwei Höhepunkte. Das Junge Theater an der Ruhr aus Mülheim unter der Leitung von Bernhard Deutsch spielte "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind. Viel strenger und stilisierter als der "Spieltrieb"-Jugendclub im Theater Duisburg, viel weniger auf den Schulstress abgestellt - aber ebenso als Beweis, dass dieser Klassiker über das schwierige Erwachsenwerden unvermindert aktuell ist.

Ovationen im Stehen gab es aber nach einem Solitär, dem einzigen Kammerspiel des Festivals, der witzigsten Vorstellung: "Em Pom Pi" vom Theaterlabor Schauspiel Essen unter der Leitung von Frank Röpke und Katharina Feuerhake ist eine Geschichte über zwei zwölfjährige Mädchen (Patricia Koscevic und Carla Stein), die auf einen 36-jährigen Mann treffen, der (zunächst) nur Persisch spricht (Pedram Dastyari). Sie klauen ihm zunächst die Stofftiere, die er in seinen unzähligen Koffern und Taschen mit sich schleppt, später werden sie Freunde. Es begann gleich damit, dass die Mädchen auf der Beleuchterbühne herumturnten, ganz oben an der Brandmauer, und wir als Zuschauer zwei unserer drei Programmhefte (mit der schönen Aufschrift "Versteht nix, aber tut so") zusammenknüllen und auf die Bühne werfen durften (später wurde zurück geworfen).

An Ende wurde dann klar, dass das deutlich lebhaftere der beiden Mädchen zurück nach Kroatien muss, weswegen das andere die ganze Zeit schmollte, während der Mann an der Folkwang-Hochschule in Essen-Werden Musik studieren wird. Die ganz normale Angst vor dem Fremden in uns hat sich also wieder einmal als überflüssig herausgestellt. Bewegend und rasend komisch.

(hod)
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