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Duisburg Entdeckung eines regionalen Malerstars

Duisburg · Freitagabend wird in der cubus-Kunsthalle eine Ausstellung mit 60 Werken von Johann Georg Müller (1913–1986) eröffnet. Die Duisburger Kunstsammler und Stifter Dieter und Evelyn Schwerin machen die Schau möglich.

 Werner Scholzen, Herausgeber des Werkverzeichnisses des Künstlers und Bevollmächtigter der Schwerin-Stiftung, vor einem Hauptwerk der Müller-Ausstellung: das Ölgemälde Maskerade, 200 cm x 250 cm, entstanden 1970.

Werner Scholzen, Herausgeber des Werkverzeichnisses des Künstlers und Bevollmächtigter der Schwerin-Stiftung, vor einem Hauptwerk der Müller-Ausstellung: das Ölgemälde Maskerade, 200 cm x 250 cm, entstanden 1970.

Foto: ralf hohl

Freitagabend wird in der cubus-Kunsthalle eine Ausstellung mit 60 Werken von Johann Georg Müller (1913—1986) eröffnet. Die Duisburger Kunstsammler und Stifter Dieter und Evelyn Schwerin machen die Schau möglich.

Johann Georg Müller (1913 — 1986) hat es noch nicht auf die Liste der "50 Künstler, die man kennen sollte" geschafft. Aber das könnte sich in absehbarer Zeit ändern. Zu Lebzeiten war Müller ein "regionaler Maler-Star", hoch angesehen in seiner Heimat Rheinland-Pfalz und besonders in Koblenz, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Zwar wurde er schon seit Mitte der 50er Jahre mit Preisen ausgezeichnet, auch wurden seine Werke in Frankfurt, Hamburg, Paris und sogar in Seattle (USA) ausgestellt, doch kam der Durchbruch für seine Werke eigentlich erst zehn Jahre nach seinem Tod. Heute werden die Gemälde von Johann Georg Müller auf dem Kunstmarkt hoch gehandelt. Da werden auf Auktionen auch sechsstellige Summen erzielt. Die Ausstellung, die Freitagabend, 19 Uhr, in der cubus-Kunsthalle eröffnet wird, ist vor diesem Hintergrund ein großer Wurf. "Johann Georg Müller zum 100. Geburtstag — Hingabe an die Schönheit dieser Welt" ist der Titel der Schau.

Gezeigt werden etwa 60 Gemälde, Zeichnungen und Fotografien aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Das älteste Gemälde stammt aus dem Jahr 1936. Es ist das Porträt einer Dame; ganz im Stil der Neuen Sachlichkeit, einer Richtung, die mit den Namen Otto Dix und Max Beckmann verbunden ist. Zeitlebens hat Müller besonders Beckmann verehrt, wie er überhaupt niemals verhehlte, dass er sich als Autodidakt an großen Künstlern geschult hat.

Als ganz junger Mann, fast noch als Jugendlicher, saß er in der Münchner Pinakothek und studierte die Werke beispielsweise von Hans Holbein. Im Mittelpunkt der cubus-Ausstellung stehen allerdings Müller-Werke, die Kenner als charakteristisch für den Künstler betrachten. Wobei das Wort "charakteristisch" mit Vorsicht zu gebrauchen ist, denn Müller war ein Künstler von erstaunlicher Vielseitigkeit; vergleichbar durchaus mit Picasso und dessen verschiedenen Perioden und Schaffensphasen. Da sind etwa seine Ölgemälde mit pflanzlichen Motiven aus den 60er Jahren anzuführen, die nach einem mehrmonatigen Kreta-Aufenthalt entstanden sind. Daneben sehen wir Maschinenbilder, bei denen die genaue Wiedergabe des Gegenstandes mit einer abstrahierenden Formgestaltung auf faszinierende Weise verbunden ist.

Vielfach variiert Müller die menschliche Figur. Mal erscheint sie in nüchterner, fast soziologisch anmutender Aneignung als "Masse Mensch", mal märchenhaft, fast heiter verklärt beispielsweise als Sonnen-Gesicht. Müller wurde 1936 von den Nazis aus dem deutschen Kunstbetrieb verbannt; er ging dann nach Paris, musste bei Kriegsausbruch aber wieder nach Deutschland zurückkehren und wurde Soldat. In der frühen Nachkriegszeit schuf er beeindruckende Antikriegsbilder, von denen in der cubus-Kunsthalle ebenfalls eine Auswahl zu sehen ist. Spektakulär ist der Fund des Herausgebers der Müller-Werkverzeichnisse, Werner Scholzen, der gestern bei der Pressevorbesichtigung einige Erläuterungen gab: Scholzen entdeckte erst kürzlich 143 malerisch überarbeitete Fotografien aus den 1970er Jahren, die eines gemeinsam haben: Im Mittelpunkt steht das Porträt einer jungen Frau. Es ist die fast 40 Jahre jüngere Ehefrau des Künstlers.

Die Ausstellung wurde zuvor in Koblenz gezeigt, wandert anschließend nach Ludwigshafen ins Wilhelm-Hack-Museum. Und wieso ist die Zwischenstation Duisburg? Zu verdanken haben wir dies Dieter und Evelyn Schwerin. Die in Duisburg lebenden erfolgreichen Obstimporteure und Immobilienunternehmer, die einige, aber nicht alle der ausgestellten Müller-Werke besitzen, haben die Schau möglich gemacht. (Zwei Drittel der Werke stammen aus Museen und privaten Kollektionen.) cubus-Geschäftsführerin Dr. Claudia Schaefer kennt die Schwerins schon lange: In den 90er Jahren hatte das Ehepaar Schwerin die erste cubus-Kunsthalle an der Moltke-Straße an Claudia Schaefer vermietet. Und so kommt es, dass vom 24. August bis 22. September die Dieter und Evelyn Schwerin Stiftung zur Förderung der zeitgenössischen Kunst in Kooperation mit der cubus-Kunsthalle diese überaus sehenswerte Ausstellung zeigt.

(RP)
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