Duisburg Eine Oper über die Sehnsucht

Duisburg · Die Deutsche Oper am Rhein wird in Zukunft regelmäßig Uraufführungen bringen. Bereits im Juni kommt Anno Schreiers "Mörder Kaspar Brand" als Kammeroper heraus. Im März 2013 folgt dann Helmut Oehrings Oper "SehnSuchtMeer". Duisburger Komponist Hauke Berheide ist auch dabei.

Uraufführungen sind an Opernhäusern in der Regel Raritäten. Kein Intendant kauft, zumal in schwierigen finanziellen Zeiten, die Katze im Sack, wenn deren Attraktivität nicht vorab geklärt ist. Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg verhält sich hier offensiver. In einer Pressekonferenz wurden gleich drei neue Werke für die nächsten Jahre annonciert. Solche Freigiebigkeit verwundert positiv.

Allerdings gibt es einen zweifachen regionalen Bezug: Die Komponisten Anno Schreier und Hauke Berheide entstammen der Düsseldorfer Robert-Schumann-Musikhochschule, und zwar der Klasse von Manfred Trojahn. Den Anfang macht am 14. Juni 2012 der mehrfach ausgezeichnete Komponist Schreier aus Monschau bei Aachen mit seiner 90 Minuten langen Kammeroper "Mörder Kaspar Brand". Nach Motiven von Edgar Allan Poe blicken Schreier und der Regisseur Philipp J. Neumann auf die rätselhafte Geschichte eines Menschen, der seinen Freund lebendig einmauert. Schreier hatte im vergangenen Jahr mit seiner Oper "Stadt der Blinden" in Zürich für Aufsehen gesorgt.

Ein weiterer Auftrag wurde an den Komponisten Hauke Berheide vergeben. Der 1980 in Duisburg geborene Komponist, ebenfalls ein Student von Manfred Trojahn, wurde mit dem Förderpreis des Landes NRW ausgezeichnet; sowohl die Düsseldorfer Symphoniker als auch die Duisburger Philharmoniker haben bereits Konzertwerke des jungen Komponisten aufgeführt. Ein Stipendium der Villa Massimo in Rom nutzt Hauke Berheide zurzeit für die Entwicklung seiner Uraufführung für die Deutsche Oper am Rhein. Der Titel steht aber noch nicht fest.

Am zentralen Moderne-Projekt des Jahres 2013 wird bereits gearbeitet: Das Wagner-Jubiläumsjahr bietet Anlass nicht nur zu neuen szenischen Interpretationen, sondern auch zu einem Wagner-Diskurs musikalischer Art: Helmut Oehring nennt sein Werk "SehnSuchtMeer oder Vom fliegenden Holländer", das gemeinsam mit dem Regisseur Claus Guth entsteht und am 8. März 2013 im Opernhaus Düsseldorf Premiere feiert. Wie der 1961 als Sohn gehörloser Eltern geborene Helmut Oehring ausgerechnet in der Musik seine authentische Sprache fand, belegt auch seine Biographie "Mit anderen Augen – Vom Kind gehörloser Eltern zum Komponisten", die auf der Frankfurter Buchmesse 2011 Aufmerksamkeit erregte. Ausgehend von der Gebärdensprache schafft Oehring mit seiner Musik Klang- und Beziehungsfelder, in denen er zwischen Eigenem und bereits Vorhandenem vermittelt.

In "SehnSuchtMeer" verarbeitet er Motive aus Wagners "Fliegendem Holländer", Andersens Kunstmärchen "Die kleine Meerjungfrau" und die von Wagner vertonten Gedichte der Unternehmergattin Wesendonck – und ein geheimes Bindeglied sei auch Heinrich Heine, dessen "Memoiren des Herren von Schnabelewopski" eine wichtige Rolle in der Oper spielen.

"Musik hat so was von überhaupt keine Rolle in meinem Elternhaus gespielt", bekannte der 50-jährige Oehring. Musik sei "die andere Seite der Welt", die er bei seinen gehörlosen Eltern kennengelernt habe. Erst mit 25 Jahren habe er angefangen, Noten zu lernen. "Ich bin in die Szene reingekommen wie ein Straßenmusiker." Musik interessiere ihn nicht nur wegen des Klanges, sondern um eine Geschichte oder eine Erfahrung weiterzugeben. Für seine neue Oper habe er sich "Sachen getraut, die er (Wagner), glaube ich, gut finden würde", sagte er.

(RP)
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