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Duisburger Geschichte und Geschichten Ein fast vergessener Bauernhof

Duisburg-Huckingen · Die Wurzeln des Butendorfer Hofs in Huckingen reichen mindestens bis ins Hochmittelalter zurück.

 Der Butendorfer Hof ging um 1830 durch einen Großbrand unter. Auf dem ehemaligen Hofgelände befindet sich heute das Edeka-Center Angerbogen.

Der Butendorfer Hof ging um 1830 durch einen Großbrand unter. Auf dem ehemaligen Hofgelände befindet sich heute das Edeka-Center Angerbogen.

Foto: Harald Küst

An den Butendorfer Hof erinnert ein Edelstahlschild an der Düsseldorfer Landstraße, wo sich heute das Edeka-Center befindet. Wie der Name verrät, lag der Hof früher außerhalb des Huckinger Bauerndorfes (vgl. niederl. Buitenland = Ausland). Gutshöfe, Landwirtschaft, unbefestigte Straßen und Wege prägten das Landschaftsbild.

Die Abgaben der Bauern an die Obrigkeit waren damals erheblich. Neben Pacht, Fuhr- und Wagendiensten gehörte auch der Unterhalt des Straßen- und Wegesystems zu den Aufgaben der Huckinger. Pferde, Fuhrwerke, Vieh und abfließendes Regenwasser hinterließen gewaltige Rillen und führten zu miserablen Straßenverhältnissen. Ein Dokument aus dem Archiv Schloss Heltorf beschreibt ein Ereignis mitten aus dem prallen Huckinger Leben. Mitte 1745 hatte der Vertreter des Grafen von Spee, Freiherr von Zweiffel, einigen Huckingern eine deftige Strafe von zwei Goldgulden aufgebrummt, weil sie die Instandhaltung der Straße „Am Spick“ vernachlässigt hätten. Doch der Bauermeister auf dem Butendorfer Hof zeigte sich solidarisch und weigerte sich viermal die Strafe einzuziehen.

 Am Edeka-Center an der Düsseldorfer Landstraße steht ein Schild zur Erinnerung an den Butendorfer Hof.

Am Edeka-Center an der Düsseldorfer Landstraße steht ein Schild zur Erinnerung an den Butendorfer Hof.

Foto: Harald Küst

Der Konflikt eskalierte. Als die Turmknechte und Schützen aus Angermund mit Zugbaum und einem eisernen Karren der Forderung Nachdruck verleihen wollten, kam es zu einem Aufstand. Die Vertreter der Obrigkeit wurden ordentlich verprügelt und die gewaltbereiten Huckinger riefen den flüchtenden Turmknechten und Schützen nach: “...und wan noch 50 Mann kämen, so wären wir nicht bang.“ Der Ausgang der Revolte ist nicht dokumentiert. Doch wird die Obrigkeit den Aufstand nicht ungesühnt gelassen haben, schreibt der Autor Dietmar Ahlemann, sachkundiger Experte der Huckinger Heimatgeschichte.

Sein bald in Druck gehendes neues Heimatbuch besticht durch Detailtiefe und intensive Recherchearbeit. Der künftige Leser wird eine Menge Neues über die alten Huckinger Höfe erfahren, sei es über den Kreifelts- oder den Heumannshof, die Sandmühle und den allseits bekannten Steinhof. Der Rheinischen Post liegt ein Vorab-Auszug über den eher unbekannten Butendorfer Hof vor, dessen Spuren bis ins Frühmittelalter zurückreichen.

Der Butendorfer Hof ging um 1830 unter, vermutlich durch einen Großbrand. Da ein Wiederaufbau nicht erfolgte, wurden die Ländereien des Butendorfer Hofs vom damaligen Eigentümer, dem Grafen Spee, dem Pächter des benachbarten Steinhofs zugewiesen. Dadurch kam es im 19. Jahrhundert auch zu einer Vermengung der beiden Hofnamen Butendorfer Hof und Steinhof. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1350, aber der Hof ist tatsächlich viel älter. Ahlemann hat Indizien aus mittelalterlichen Quellen zusammengetragen, die darauf hindeuten, dass der Hof bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts existierte. Damals waren die Pfalzgrafen aus dem Geschlecht der Ezzonen die wichtigsten Stellvertreter des Königtums am Niederrhein. Ein hochmittelalterlicher Vorgänger des Butenhofs könnte demnach als Teil einer ezzonischen Schenkung an das Stift Gerresheim gekommen sein.

Das Stift Gerresheim bezog wiederum seine Einkünfte aus dem Huckingen Hof. „Deren Einkünfteverzeichnis aus dem Jahr 1218/31 lässt sich ziemlich sicher dem Butendorf Hof zuordnen“, so Ahlemann. Ein bedeutsamer Beleg. Der Butendorfer Hof kam dann in den Besitz des Adolf von Winkelhausen. Der verkaufte den Hof 1350 an das Kloster in Hamborn. Nur 44 Jahre später veräußerte die Abtei Hamborn den Hof an das St. Lambertusstift Düsseldorf, das den Hof bis zur Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts besaß. 1819 wurde der Hof vom bisherigen Pächter Adolf Bäumer ersteigert. Aber schon ein halbes Jahr später verkaufte er ihn an Franz Graf von Spee weiter und wurde wieder Pächter.

Als Tobias Johann Beumer (Sohn von Adolf; jetzt nicht mehr mit „äu“) ohne männliche Erben war – der Sohn starb 1887 an Wundstarrkrampf – ging die Pacht im Mai 1890 auf Ludwig Leuchten über. 1934 heißt es in den Spee‘schen Gutsakten: Pächter Johann Leuchten auf Gut Butendorp hat die Absicht, sich aufs Altenteil zurück zu ziehen... Die Familie blieb bis 1970 auf dem Steinhof. Der Steinhof bleibt ein Wahrzeichen Huckingens – an den fast vergessenen Hofnachbarn erinnert das Edelstahlschild. Hut ab! Die Huckinger haben Geschichtsbewusstsein.

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