Mit Akribie, Kettensäge und Orangen Erwin Wortelkamp stellt im Museum DKM aus

Duisburg · Ein ganzes Leben für die Kunst: Das Museum DKM widmet dem Bildhauer Erwin Wortelkamp eine umfassende Werkschau auf der gesamten, sechs Räume umfassenden Wechselausstellungsfläche.

 Für jedes Jahr nach der Geburt Hans von Marées’ möchte Erwin Wortelkamp eine Orange dazulegen. Aktuell sind es 182.

Für jedes Jahr nach der Geburt Hans von Marées’ möchte Erwin Wortelkamp eine Orange dazulegen. Aktuell sind es 182.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Das Museum DKM umfasst 55 Ausstellungsräume. Einer der Lieblingsräume des Publikums und zugleich einer der Lieblingsräume der beiden Museumsgründer Klaus Maas und Dirk Krämer ist der Raum mit der wunderschönen Bodeninstallation „Orangen für Hans von Marées“. Das Werk stammt von Erwin Wortelkamp, der am Samstag 81 Jahre alt wird. Bis zum März 2020 hat man die Chance, im Museum DKM einen Querschnitt durch das Lebenswerk des renommierten Künstlers zu sehen. Dafür steht Wortelkamp die gesamte Wechselausstellungsfläche, aufgeteilt auf sechs Räume, zur Verfügung. Gezeigt werden Arbeiten vom Beginn der siebziger Jahre bis in die Gegenwart. Die meisten hat Wortelkamp selber für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Wortelkamp ist ein ungewöhnlicher Künstler. Er arbeitet mit Papier, Holz und Metall. Mal greift er zur Feder oder zum Pinsel, mal zum Schweißapparat oder gar zur Kettensäge. Aber auch bei seinen größten Holz- oder Metallwerken, für deren Gestaltung er solides Gerät und auch Muskelkraft braucht, spürt man die Akribie und gedankliche Gründlichkeit, mit der er zu Werke geht.

 „Anlehnen, ohne wegzurutschen“: Ein gewaltiger Eichenstamm lehnt an einem Pfeiler, der von Erwin Wortelkamp eigens für die Ausstellung errichtet wurde.

„Anlehnen, ohne wegzurutschen“: Ein gewaltiger Eichenstamm lehnt an einem Pfeiler, der von Erwin Wortelkamp eigens für die Ausstellung errichtet wurde.

Foto: Norbert Prümen (nop)

„Anlehnen, ohne wegzurutschen“ ist nach den Worten Wortelkamps das Motiv für die imposante Raumarbeit, der man zu Beginn des Rundgangs begegnet. Ein gewaltiger, weiß gekälkter Eichenstamm lehnt an einem Pfeiler, der eigens für die Ausstellung errichtet wurde. Nebenan steht die korrespondierende Doppelskulptur „Stand- und Spielbein“, die aus dem Hohlraum des „angelehnten“ Eichenstamms entwickelt wurde. Der gesamte Raum erscheint als architektonische Skulptur.

Beim Presserundgang erzählte Wortelkamp von der Faszination, die der Künstler Hans von Marées auf ihn ausgeübt hat; ein Künstler, der zeit seines Lebens vom Mäzen und Kunsttheoretiker Konrad Fiedler unterstützt werden musste, um zu überleben. Wortelkamps Orangenfeld wächst übrigens: Für jedes Jahr nach der Geburt Marées’, der von 1837 bis 1887 lebte, möchte Wortelkamp eine Orange dazulegen – bis zu seinem eigenen Lebensende. Jetzt, bei seinem Besuch in Duisburg, legt er die 182. Orange.

Im dritten Ausstellungsraum findet sich die Werkgruppe mit dem Titel „Vielleicht ein Baum“. Hier wird der Gedanke künstlerisch gestaltet, dass jede Etage eines Hochhauses einen Baumabschnitt bekommt. An einer Wand lehnt eine Eisenplatte (ohne wegzurutschen), deren Oberfläche mit Salzsäure behandelt ist. Das beschleunigt die Rostbildung; die Vergänglichkeit wird da provoziert.

Der Raum vier weist auf den ersten zurück. Wieder finden sich raumhohe weiß gekälkte Holzskupturen, die L-förmig gestaltet sind und wie ein Dialogpaar wirken. Dass Wortelkamp nicht nur die große, sondern auch die kleine Form schätzt, zeigen zwei winzige „afrikanische“ Skulpturen aus Eisen, deren Gesten himmelhochjauchzend und erdversunken wirken.

Eine ganze Serie von Arbeiten widmet sich in unterschiedlichen Formaten dem Thema „Kopf“. Das schon fast inflationär verwendete Zitat von Francis Picabia „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann“, ist hier durchaus treffend. Im Übrigen weist die Kopfform auch wieder auf das Orangenmotiv hin, das uns auf symbolische Weise die „Lebendigkeit“ des künstlerischen Wirkens von Erwin Wortelkamp vor Augen führt.

Info: www.museum-dkm.de

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