Duisburger Geschichte und Geschichten Der Großenbaumer Goldfund

Duisburg · Münzen sind stille Zeugen einer turbulenten Zeit. Innen-und außenpolitische Konflikte des römischen Imperiums wirkten in unsere Region hinein.

 Das Portrait des Gegenkaisers Magnentius auf Goldmünzen aus dem 4. Jahrhundert.

Das Portrait des Gegenkaisers Magnentius auf Goldmünzen aus dem 4. Jahrhundert.

Foto: Harald Küst

Der Duisburger Süden wurde von Archäologen gut erforscht – das belegen die zahlreichen Grabfunde, die Überreste römischer Herkunft zutage förderten. Die Anwesenheit der Römer am Niederrhein brachte Keramik, Münzen, Glas und Metallgefäße ins Gebiet der rechtsrheinischen Germanen. Ein spektakulärer Goldmünzenfund aus spätrömischer Zeit sorgte 1937 für Aufsehen.

Auf der Großenbaumer Allee 137, in der Nähe des heutigen Golfplatzes, wurde ein Hortfund aus dem Jahr 353 nach Christi geborgen.  Elf römische Goldstücke, sogenannte Solidi, und ein kleiner hufeisenförmig  gebogener Golddraht sind stille Zeugen  einer turbulenten Zeit: Im 4. Jahrhundert hatte das römische Imperium mit innen- und außenpolitischen Problemen zu kämpfen. Interne Konflikte hemmten die Schlagkraft der römischen Verteidigung. Unzufriedenheit in den  Offiziersrängen der römischen Armee mit  Kaiser Constans führte im Jahr 350 zum Militärputsch.  Nach der Machtübernahme wurde der Militärführer Magnentius zum Gegenkaiser im Westen des Imperiums. Der hatte germanische Wurzeln, galt als brutaler „Warlord“ und „kraftstrotzender Schönredner“. Er ließ unter  anderem Italien besetzen. Gemeinsam mit seinem Bruder Decentius übernahm Magnentius das Konsulat. Der rechtmäßige Kaiser Constantius II. aus der Familie Konstantins  des Großen, musste reagieren. Er brach unverzüglich seinen Feldzug gegen Persien ab und marschierte nach Westen.

Die Truppen des Magnentius wurden geschlagen  und mussten sich nach Gallien zurückziehen. Immerhin drei Jahre war der aufständische Magnentius mit seinem Bruder an der Macht und inszenierte sich auf den römischen Münzen als Kaiser. Historiker wissen um die Kraft der Propaganda der Kaiserportraits auf Münzen. Die Portraits von Magnentius und Decentius finden sich auf dem in Großenbaum gefundenen Goldschatz, aber auch von Constantius II. Die Frage nach den Gründen für die vergrabenen Goldschatzes können Historiker und Archäologen allerdings nicht beantworten. Gibt es vielleicht eine Vermutung?

Andrea Gropp, stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums: „Wir wissen, dass germanische Stämme ihren Bedarf an Edel- und Buntmetall vor allen durch römische Münzen gedeckt haben. Die äußerst gute Erhaltung der jüngsten Stücke lässt auf eine kurze Umlaufzeit schließen. Ob es sich um Beute- oder Handelsgold handelt, weiß man definitiv nicht. Es deutet vieles darauf hin, dass es sich um einen Hortfund handelt; d.h. um eine Ansammlung von Münzen, die auf der Flucht bewusst versteckt wurden, mit der Absicht, sie später in ruhigeren Zeiten wieder abzuholen. Vielleicht steht das Vergraben des Münzschatzes mit dem Frankeneinfall der Jahre 353 bis 355 n.Chr. oder den Vergeltungszügen Julians (360 bis 363 römischer Kaiser)  gegen die rechtsrheinischen Germanen in Verbindung.“ Niemand weiß es - denn der Besitzer kam nie wieder an diesen Ort  zurück. In dem Gebiet befanden sich vermutlich vereinzelte Siedlungsstellen, die unter römischer Militärkontrolle standen. Heute lagert das Stadtmuseum die unersetzlichen Münzstücke sicher im Tresor. In der Vitrine im Ausstellungsteil befinden sich Kopien. Keine Aussichten auf Beute für Einbrecher.

„Der Goldschatz war in jedem Fall ein überaus wertvoller Besitz als man ihn vergrub, aber für uns geht sein Wert weit über das Material hinaus, denn er liefert einen Beleg für den intensiven Austausch zwischen römischer Hochkultur und rechtsrheinisch siedelnder germanischer Stämme“, so Andrea Gropp.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort