Nachbau in der Innenstadt Das Mercatorhaus nimmt Gestalt an

Duisburg · Die Bürgerstiftung Duisburg, hat eine Genossenschaft zum Nachbau des einstigen Mercatorhauses in der Innenstadt gegründet. Jetzt gab es die erste öffentliche Informationsveranstaltung.

 Das Mercatorhaus soll vor allem ein Zentrum für Kultur werden, für Bildung und Austausch rund um die Vision seines Namensgebers.

Das Mercatorhaus soll vor allem ein Zentrum für Kultur werden, für Bildung und Austausch rund um die Vision seines Namensgebers.

Foto: Volker Findt

Es war 2012, als Reste vom Gerhard-Mercator Haus bei Abrissarbeiten von alten Schulbauten zwischen der Gutenbergstraße und der Oberstraße gefunden wurden. Rasch haben sich 150 Menschen zusammengetan, unter ihn der 2012 frisch ins Amt gewählte Oberbürgermeister Sören Link, die von der Idee begeistert waren, das Mercatorhaus wieder aufzubauen. Im Rahmen der 2004 als gemeinnützige AG gegründeten Bürgerstiftung hat Klaus Becker am 7. Dezember 2018 die „Bürgergenossenschaft Historisches Mercatorhaus“ als eingetragene Genossenschaft gegründet. Er ist der Vorsitzende, unterstützt von Universitäts-Professor Dr. Ulrich Radtke als Aufsichtsratsvorsitzendem und Claus-Robert Witte als Finanzvorstand. Auf dem Grundstück zwischen Oberstraße und Gutenbergstraße, wo Mercator mit seiner Familie einst gelebt hat, soll das neue Haus entstehen. Bei einer ersten öffentlichen Informationsveranstaltung im Mercator-Saal des Kultur- und Stadthistorischen Museums, erfuhren 90 Interessierte, den Stand der Planungen.

Das Grundstück gehört der Stadt, eine Machbarkeitsstudie wurde vor fünf Jahren in Auftrag gegeben. „Wir haben bereits etwa 3500 Arbeitsstunden investiert und mit Architekten, Planern, Finanzfachleuten diskutiert. Ich habe 15 Vorträge zu diesem Thema initiiert, um das Projekt am Leben zu halten“, berichtete Klaus Becker. Das Grundstück ist 28.000 Quadratmeter groß, die Bebauungsplanung ist seit Anfang Mai offengelegt. „Von Anfang an habe ich auf bürgerschaftliches Engagement gesetzt. Es geht uns darum, Menschen zu finden, die in Duisburg leben oder es einfach lieben und sich auf dreierlei Weise einbringen können: Mit ihrer Arbeitskraft, mit Spenden an die Bürgerstiftung oder indem sie einen Genossenschaftsanteil erwerben, der zu vier Prozent verzinst wird. Der kleinste Anteil dabei beträgt 100 Euro, nach oben gibt es keine Grenzen“, so Klaus Becker.

Der einstige Fachmann für Projektentwicklung kennt die Abläufe und die Marktmechanismen. „Wir wollen mit dem Bau des Mercatorhauses etwas Konstruktives tun, gerade in Zeiten, wo so viel gejammert wird“, konstatiert er nüchtern. Er hat bereits Zusagen im Wert von knapp 423.000 Euro. „Wir brauchen etwa ein Million Euro, um das Projekt mit den Genossenschaftsanteilen zu realisieren. „Ich will die Leute sensibilisieren, was das für ein tolles Haus wird. Dafür engagiere ich mich jeden Tag“, bekräftigt er. Zu 80 Prozent sei das Haus bereits vermietet. Das sei stark für ein Gebäude, das noch gar nicht steht.

Das Mercatorhaus soll vor allem ein Zentrum für Kultur werden, für Bildung und Austausch rund um die Vision seines Namensgebers Gerhard Mercator. „Wir wollen die Welt entdecken, das ist ein starkes Motto. Das gilt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Wir wollen das Leben und Wirken Mercators in Duisburg beleuchten. Es soll etwa eine Druckwerkstatt im Mercatorhaus entstehen. Eine traditionelle und eine zeitgenössische in 3-D,“ so stellt Christine Bargstedt, die aktiv in der Genossenschaft mitarbeitet, in Aussicht. „Gerade die soziale Teilhabe an Kultur, die Erweiterung von Wissen stehen im Vordergrund“, fügt Mitstreiterin Petra Becker hinzu.

 Uni-Rektor Ulrich Radtke sagte: „Das Mercatorhaus ist identitätsstiftend, und gerade Duisburg braucht das!“ Alleine die Universität werde gern ein Drittel der neuen Räume belegen, versprach der Radtke. Und auch Wirtschaftsdezernent Andree Haack bekräftigte die Absicht der Stadt, das Grundstück der Bürgergenossenschaft kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

Architekt Christof Nellehsen stellte die Planung der U-förmigen Hofanlage vor, bei der vor allem die historischen Gegebenheiten so originalgetreu wie möglich nachgebaut werden sollen. Robert Witte, ehemaliges Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Duisburg, stellte die vier Bausteine vor, auf denen das Projekt Mercatorhaus fußt. Dazu zählen das Grundstück, die unentgeltlichen Sachleistungen, die Baufinanzierung und das Eigenkapital, das durch die Genossenschaftsanteile generiert werde.

Klaus Becker hatte das Schlusswort an diesem Abend: „Das ist nicht nur Risiko, sondern eine Chance. Wir haben schon 41 Genossenschaftseigner, die die Summe von fast 423.000 Euro aufgebracht haben. Wie wäre es mit einem Millionär, der eine Million investiert?“ Er wünschte sich, dass das Mercatorhaus zu seinem 80. Geburtstag eingeweiht wird. Das wäre im Dezember 2021.

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