Zuckerfest zum Ende des Ramadan 300 Muslime beten im Düsseldorfer Volksgarten

Zum ersten Mal feiert die muslimische Gemeinde das Zuckerfest in Düsseldorf öffentlich: 300 Gläubige beteten am Freitagmorgen im Volksgarten. Die Polizei sicherte die Veranstaltung.

Auf der großen Wiese im Volksgarten liegen bunte Gebetsteppiche neben Picknickdecken aus Plastik. Der Gesang eines Imams erklingt durch die aufgestellten Lautsprecher und wirkt meditativ. Vor ihm knien Männer und Frauen, manche von ihnen tragen bodenlange Gewänder, andere Hemd und Jeans, viele auch die Takke, die kleine islamische Gebetsmütze.

Fast 300 Menschen haben sich am Freitag hier versammelt, um das Eid al-Fitr zu feiern, das Ende des Fastenmonats Ramadan, auch als Zuckerfest bekannt. Vor den Gläubigen steht Asmer Ujkanovic, Imam der bosnischen Gemeinde in Düsseldorf. Zum ersten Mal feiert er mit den Muslimen der Stadt das Ende der Fastenzeit im Freien.

„Weg von den Hinterhof-Moscheen“

„Ich finde, das ist ein sehr guter Schritt, nach außen, weg von den Hinterhof-Moscheen und in die Gesellschaft“, sagt er. Die Predigt, die der Imam nach dem arabischen Gebet auf Deutsch hält, erinnert stark an eine christliche Ostermesse: Ujkanovic spricht von Nächstenliebe und Hilfe für die Armen, er schärft den Gläubigen ein, sich auch nach der Fastenzeit auf den Glauben und die guten Werke zu besinnen. Und er ruft zur Spende auf: Jeder Muslim solle der Tradition gemäß so viel Geld spenden, wie es braucht, um einen Armen zu ernähren.

Für die Düsseldorfer Muslime ist das Fest im Freien ein Schritt mit Symbolcharakter: „Es geht darum, sich für die Gesellschaft zu öffnen, Barrieren aufzubrechen und sich als Teil der Nachbarschaft zu präsentieren“, sagt Redouan Aoulad-Ali vom Kreis der Düsseldorfer Muslime (KDDM), der das öffentliche Gebet organisiert hat. Das Fest sei ein Pilotprojekt gewesen und von den Muslimen der Stadt sehr gut angenommen worden.

Moscheen beim Zuckerfest immer überfüllt

Man überlege, auch in Zukunft das Zuckerfest öffentlich zu feiern, auch um die Moscheen zu entlasten, die an diesem Tag, dem zweithöchsten Feiertag im Islam, immer überfüllt sind.

Dass die Predigt auf Deutsch gehalten werde, habe nicht nur pragmatische Gründe, da die Muslime aus vielen verschiedenen Ländern stammen. Es diene auch dazu, den Islam für die deutsche Gesellschaft zu präsentieren und in einen Dialog zu treten, sagt Aoulad-Ali.

Polizei vor Ort

Das öffentliche Gebet fand unter polizeilicher Aufsicht statt. „Wir hatten im Vorfeld einige kritische Äußerungen im Internet gesehen und es gibt auf jeden Fall islamfeindliche Tendenzen in der Gesellschaft“, sagt Dirk Sauerborn, der als Kontaktbeamter der Düsseldorfer Polizei mit den muslimischen Gemeinden arbeitet.

Allerdings ist beim Beten im Volksgarten alles ruhig geblieben. Die Passanten hätten das Gebet zum großen Teil kaum beachtet, nur wenige seien stehengeblieben.

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. „Hier wird sonst Fußball gespielt und jetzt beten hier die Muslime“, sagt eine Radfahrerin, die stehengeblieben ist, um das Gebet zu verfolgen, „Das ist auf jeden Fall ein großer Schritt in die Öffentlichkeit. Ich weiß nicht, ob das gut ist“.

Dank an die Stadt

Für die Muslime ist die Aktion des KDDM eher ein Schritt auf die deutsche Gesellschaft zu: „In der Fastenzeit lernen wir, wie es Menschen geht, die es schlecht haben und dass man ihnen helfen muss. Dabei ist es doch egal, ob der Mensch, dem man hilft, Muslim ist, Christ, Jude oder sonst etwas. Er braucht Hilfe, nur das zählt“, sagt Naceur Mannai, der an diesem Morgen im Volksgarten gebetet hat.

Und Imam Ujkanovic sagt: „Wir sind stolz, unseren Glauben in die Gesellschaft einbringen zu dürfen. Und wir sind der Stadt sehr dankbar, dass sie diese Veranstaltung ermöglicht hat“.

(dsch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort