Schweinegrippe Wenige Ärzte wollen impfen

Düsseldorf · Von den 23 niedergelassenen Ärzten, die ursprünglich gegen die Schweinegrippe impfen wollten, ist die Hälfte wieder abgesprungen. Vor allem aus organisatorischen Gründen, heißt es. Das Amt impft ab Montag.

Schweinegrippe-Impfaktion: Fragen und Antworten
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Foto: AP

Am Montag beginnen die Massenimpfungen gegen die Schweinegrippe, heute kommt der Impfstoff an. Düsseldorf hat 11 000 Dosen angefordert. Ob diese allerdings "verimpft" werden können, ist fraglich: Etwa die Hälfte der 23 niedergelassenen Ärzte, die in ihren Praxen Impfsprechstunden anbieten wollten, haben ihre Bereitschaft zurückgezogen. Das Gesundheitsamt fragt nun die Ärzte auf einer Nachrückliste, ob sie einspringen können. Sicher ist, dass es in der Niederlassung des Amtes an der Erkrather Straße 345 Impfungen geben wird. Dort stehen Amtsärzte bereit.

In Zehnergruppen

"Bedenken gegen den Impfstoff sind nicht die Ursache für das Zögern", sagt Gesundheitsamtsleiter Heiko Schneitler. "Aber manche Ärzte zucken vor den logistischen Schwierigkeiten zurück." Die Praxen müssten eine Woche im Voraus den Impfstoff bestellen, könnten die Mengen schlecht abschätzen und müssten die Sprechstunden neben dem Praxisbetrieb organisieren. Die Logistik der Impfung ist aufwändig, weil in jedem Fläschchen zehn Portionen Impfstoff enthalten sind. Die Patienten müssen somit in Zehnergruppen geimpft werden, hinzu kommt die Dokumentation. Und: Bei fünf Euro pro Impfung ist der Einsatz vermutlich nicht sehr lukrativ.

"Unter diesen Bedingungen sind offenbar auch nicht alle Praxen bereit, mehr als ihre eigenen Patienten zu impfen", sagt ein Mediziner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Impfpraxen müssen darüber hinaus zu ungewöhnlichen Zeiten — etwa samstags — öffnen, und sie dürfen in den nächsten 26 Wochen nicht geschlossen sein — etwa wegen Urlaubs. Denn die Massenimpfung soll in diesem Zeitraum abgewickelt und abgeschlossen sein. Unzufrieden sind die Ärzte auch mit den Honoraren, die über die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein abgerechnet und offenbar auch verhandelt wurden: Während im Kreis Neuss 14,80 Euro pro Impfung gezahlt werden, sind es in Düsseldorf nur fünf Euro. In Neuss fanden sich 152 Praxen bereit, Impf-Sprechstunden einzurichten.

Wegen der geringen Akzeptanz geht die Universitätsklinik in die Werbe-Offensive. Heute wollen sich der Ärztliche Direktor, Wolfgang Raab, und Dieter Häussinger, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, als erste gegen die neue Grippe impfen lassen. "Die Risiken sind nicht hoch, der Nutzen ist dagegen sehr groß", sagt Häussinger. Er kritisiert die Hysterie, die gegen den Impfstoff geschürt werde. 60 Prozent seiner Ärzte hätten sich gegen die saisonale Grippe impfen lassen. Bei der Schweinegrippe rechnet er mit ähnlicher Akzeptanz.

(RP)
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