Anklage vor dem Amtsgericht Wilde Verfolgungsjagd nach Plakat-Diebstahl
Düsseldorf · Sein Demokratie-Verständnis brachte einen 25-jährigen Ingenieur auf die Anklagebank beim Amtsgericht. Kurz vor der Europawahl im Juni hatte er nachts Wahlplakate der Republikaner vor einer Hauptschule in Eller abmontiert und in sein Auto verfrachtet. Doch von Polizisten beobachtet, flüchtete er.
Mit dem Wagen ging es über mehrere rote Ampeln bis nach Wersten. Dort streifte dann einen Streifenwagen, der als Straßensperre eingesetzt war. Wegen Unfallflucht bekam er jetzt eine Geldstrafe plus ein Fahrverbot von drei Monaten.
Warum der Konstruktionsingenieur die Rep-Plakate an der Bernburger Straße gestohlen hat — das wurde im Prozess um die Verfolgungsjagd mit der Polizei nicht mehr besprochen. Nach Ermittlungen des Staatsschutzes ist dieses Diebstahls-Verfahren gegen 500 Euro Buße längst eingestellt. Straflos wäre der Ingenieur auch gern aus dem zweiten Verfahren herausgekommen. Er habe nicht gedacht, die Verfolger könnten Zivilbeamte sein, die damals gezielt die Rep-Plakate vor jener Schule überwachten.
Als der Angeklagte nach dem Plakate-Klau von einem dunklen Pkw verfolgt wurde, "da war mir klar, dass das die Republikaner sind". Also habe er "in Panik" Gas gegeben. Seinen Beifahrer ließ er über Handy sogar die Polizei zu Hilfe rufen, gab das Kennzeichen des Verfolgers an die Beamten weiter. Dass er bei der wilden Hatz rote Ampeln passierte, dass er einen extra quer gestellten Polizei-Passat touchierte und auch nach einem Anhalteversuch von zwei Beamten einfach davonbrauste — daran habe er jetzt "keine Erinnerung" mehr. Er habe sich eben von Republikanern verfolgt gefühlt.
Die Beamten, die ihn in dieser Nacht stoppen wollten, bestätigten, in Uniform auf das Auto des Angeklagten zugegangen zu sein. Der Richter hatte auch keine Zweifel, dass der Ingenieur den Unfall mit dem Polizei-Passat bemerkt, trotzdem nicht angehalten hatte. Dafür muss der 25-Jährige nun 1650 Euro Strafe zahlen. Und das Auto für drei Monate stehen lassen.
