Düsseldorfer lassen sich testen Tausend Menschen wollen Eleni retten

Bei der Stammzellen-Typisierung für die an Leukämie erkrankte Eleni in der Urdenbacher Heilig-Geist-Kirche war der Ansturm riesig. Der Vater des Mädchens ist von der Resonanz überwältigt.

Zehn Fakten über Leukämie
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Foto: DAK/Scholz

Eine lange Warteschlange hat sich gebildet, bis zu den Fahrradständern vor der Heilig-Geist-Kirche an der Südallee sammeln sich Menschen. Im Foyer der Kirche sitzen Lisa Bröer (29) und ihre Schwester Helen (27), sie füllen ein Formular aus. "Wir wollen uns heute typisieren lassen", sagt die Ältere der beiden. Name, Anschrift, Telefonnummer und Alter geben die Frauen an und reihen sich in die Schlange ein.

Schon eine Weile haben die Schwestern mit dem Gedanken gespielt, sich bei der Knochenmarkspenderzentrale zu registrieren, "ich habe es aber irgendwie immer vor mir hergeschoben", sagt Helen Bröer.

Die kleine Eleni Sieghart gab ihr nun den Anstoß. Das Mädchen erkrankte vergangenes Jahr an Leukämie, sie benötigt dringend eine Stammzellentherapie. Überall hängen große Plakate mit ihrem Foto, auf dem sie fröhlich lächelt. "Bitte helfen Sie mir" steht neben dem Porträt, und deshalb sind Helen und Lisa Bröer zur Typisierungs-Aktion in Urdenbach gekommen. "Wir würden uns freuen, wenn wir in Frage kämen", sagt Lisa.

Die Warteschlange bewegt sich rasch voran, und etwa 20 Minuten später sind die Schwestern dran. Sie geben das Formular ab und erhalten einen nummerierten Plastikbecher. Helen bekommt von Helferin Eva Popp ein Wattestäbchen, "das müssen sie etwa 30 Sekunden an ihrer linken Wangen-Innenseite reiben", sagt Popp. Helen reibt und gibt das Stäbchen ab. Unter den Wartenden sind auch viele Eltern mit ihren Kindern. Katja Wawer ist vor vier Monaten Mutter geworden. Mit ihrer Tochter Pia hat sie sich aus Hilden auf den Weg nach Urdenbach gemacht, um Knochenmarkspenderin zu werden. "Es ist wahrscheinlich noch mal etwas anderes, wenn man selbst ein Kind hat", sagt Wawer.

Fast 1000 Menschen aus Düsseldorf und Umgebung folgten dem Hilferuf. Elenis Vater Jörn Sieghart ist überwältigt. "Mit so vielen habe ich nicht gerechnet", sagt er. Den ganzen Tag ist Sieghart in Urdenbach. "Uns wurde so viel Arbeit abgenommen. Unternehmen drucken Flyer, Freunde und Bekannte backen Kuchen, und die Menschen teilen im Internet unsere Seite", sagt er. Ganze Sportvereine haben sich zusammengetan, um Eleni zu retten. Momentan gehe es ihr ganz gut, berichtet ihr Vater. "Sie bekommt jeden Abend eine Chemo, die sie gut verkraftet. Wir können sogar ab und zu einen kleinen Spaziergang machen."

Nicht nur in Urdenbach wurden Spender gesucht, auch in Mettmann, Ratingen und Koblenz gab es Typisierungs-Aktionen, weitere sollen folgen. "Inzwischen haben sich mehr als 30 000 Menschen registrieren lassen", sagt Jörn Sieghart. Jetzt fehle vor allem noch Geld. Denn die Kosten für die Ersttypisierung in Höhe von 50 Euro werden nicht übernommen. Bei der Stammzellenentnahme wird ein Medikament verabreicht, das die Zahl der Stammzellen erhöht. Die Entnahme erfolgt dann ähnlich wie bei einer Dialyse über das Blut.

(top/jco)
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