Typisierung in Düsseldorf Hilfe für Eleni - Spender für Stammzellen gesucht

Düsseldorf · Mit ihren braunen Augen strahlt Eleni Sieghart in die Kamera. Das Foto von dem damals fast 15 Monate alten Mädchen hat ihr Vater aufgenommen - am 22. Juli 2012. Da war die Welt der in Urdenbach lebenden Kleinfamilie noch in Ordnung.

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Foto: DAK/Scholz

Keine zwei Monate später bemerkten die Eltern Jörn und Melanie (31), dass die Kleine nicht mehr ganz so fröhlich war wie sonst. "Wir dachten zunächst, dass sie zahnt, aber wahrscheinlich hatte sie schon da Schmerzen an den Knochen", berichtet der 32-Jährige.

Als Jörn Sieghart Mitte September mit Freunden auf Herrentour auf Rhodos war, war seine Lebensgefährtin zu Besuch bei ihren Eltern in Koblenz. "Weil unsere Tochter dann auch noch blaue Flecken bekam, ist Melanie mit der Kleinen ins Krankenhaus." Die niederschmetternde Diagnose: Leukämie.

Und was noch schlimmer ist, die vom aggressiveren Typ mit T-Zellen, die bei Kindern selten vorkommt. Und die nach einer - inzwischen erfolgten - Chemo außerdem eine Stammzellentherapie erforderlich macht. Als Jörn Sieghart diese Nachricht erreichte, packte er nur seinen Pass und flog umgehend nach Koblenz. Seine Tochter wurde zwei Tage später per Hubschrauber in die Uni-Klinik verlegt.

Die Chemo, sagt er, habe zunächst angeschlagen, spätere Befunde zeigten allerdings: nicht in dem erhofften Umfang. Um die Gefahr zu minimieren, dass Eleni einen lebensbedrohlichen Rückfall bekommt, ist eine Knochenmarkspende nötig. Mit Hilfe der Knochenmarkspenderzentrale, die an der Uni-Klinik Düsseldorf angesiedelt ist, wird für Eleni ein passender Spender gesucht.

Internetseite soll helfen

Diesen zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen. Je länger ein Patient Zeit hat, desto größer sind seine Erfolgsaussichten. Bei einem Monat wird für jeden zweiten einer gefunden, bei drei Monaten Zeit sind es 60 Prozent. Wer ein Jahr warten kann, erhöht seine Chancen auf 80 Prozent, erläutert Anette Herder, Leiterin der Knochenmarkspenderzentrale Düsseldorf: Doch so lange könne kaum ein Erkrankter warten. Auch Eleni nicht, die im Mai zwei wird. Darum sind ihre Eltern aktiv geworden.

Sie erstellten mit Hilfe von Freunden eine Internetseite (www.rettet-eleni.de), die schon über 60.000 Mal aufgerufen wurde, und einen Facebook-Account. Auf diesen werben sie für Typisierungsaktionen in Urdenbach sowie in Ratingen, Mettmann und Koblenz. Auch Geldspenden werden benötigt. Jede Typisierung kostet 50 Euro, Geld, das die Krankenkassen nicht übernehmen. Wer als Spender in Frage kommt, spendet Stammzellen aus seinem Blut.

Er bekommt ein Medikament gespritzt, das bei ihm eine Erkältung auslöst. Die bekämpft der Körper, in dem er die Zahl der Stammzellen erhöht. Wie bei einer Dialyse werden diese Zellen dann aus dem Körper herausgefiltert. Zeitaufwand: "Etwa ein halber Tag", sagte Anette Herder. Selbst wenn unter denen, die sich aufgrund des Aufrufs typisieren lassen, keiner ist, der für Eleni passt, "dann hilft es vielleicht einem anderen leukämiekranken Menschen", sagt ihr Vater.

Seit er weiß, dass seine Tochter so schwer krank ist, führt der Elektrotechnik-Ingenieur ein völlig anderes Leben: "Früher habe ich 40 bis 50 Stunden die Woche gearbeitet. Damals hatten wir einen Zehn-Jahres-Plan für unser Leben. Und dann kommt so ein Schicksalsschlag, und man merkt, dass man nichts mehr unter Kontrolle hat." Inzwischen hat er auf 30 bis 35 Stunden reduziert, weil es so viel zu tun gibt: "Ein Segen, dass mein Arbeitgeber das alles mitmacht." Durch die Aktionen, die das Paar gestartet hat, stehen sie nicht mehr ganz so ohnmächtig der lebensbedrohlichen Krankheit ihrer Tochter gegenüber: "Das gibt uns das Gefühl, dass wir etwas tun können."

(rl)
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