Düsseldorf Sana versucht zu beschwichtigen

Düsseldorf · In Betriebsversammlungen versprach Sana, trotz des Austritts aus dem Arbeitgeberband an Tarifvertrag und Sozialleistungen festzuhalten. Mitarbeiter und Gewerkschaften zweifeln. Unklar ist die Zukunft der Altenzentren.

 Birgit Fouckhardt-Bradt (Geschäftsführerin Sana Kliniken) und Hans-Joachim Ehrhardt (Generalbevollmächtigter und im erweiterten Vorstand)

Birgit Fouckhardt-Bradt (Geschäftsführerin Sana Kliniken) und Hans-Joachim Ehrhardt (Generalbevollmächtigter und im erweiterten Vorstand)

Foto: Ch. göttert

Auf einem Schild des Betriebsrates am Eingang des Benrather Krankenhauses steht "Jetzt geht's ans Eingemachte". Seit bekannt geworden ist, dass der Münchner Klinikbetreiber Sana zukünftig nur noch Gastmitglied im Kommunalen Arbeitgeberverband sein möchte, befürchten Mitarbeiter den Ausstieg aus dem Tarifvertrag, den Wegfall von Versorgungsleistungen und anderen vereinbarten Leistungen.

In zwei außerordentlichen Betriebsversammlungen sagten den Mitarbeitern gestern Birgit Fouckhardt-Bradt (Geschäftsführerin des Düsseldorfer Klinikbetreibers) und Hans-Joachim Ehrhardt (Generalbevollmächtigter der Sana Kliniken AG) zu, "dass alle Tarifverträge auch weiterhin ihre Gültigkeit haben werden und niemand einen Verlust erleiden" müsse.

Verdi plant Demo für Mittwoch

Doch das Vertrauen in das Management, heißt es in internen Kreisen, sei beschädigt. Nach Angaben von Mitarbeitern, die anonym bleiben möchten, seien Streiks geplant. "Warum hat die Geschäftsleitung versucht, den Ausstieg geheim zu halten?", sagte ein Mitarbeiter gestern im RP-Gespräch. Seit die Düsseldorfer Kliniken zu 51 Prozent in privater Hand seien, befürchten die Mitarbeiter einen deutlichen Sozialabbau.

"Wir haben Verständnis dafür, dass die geplante Veränderung zu einer gewissen Unruhe unter den Mitarbeitern geführt hat", sagte Ehrhardt gestern, "wir haben die Situation und die mit den Plänen verbundene Emotionalität unterschätzt". Ein Mitarbeiter sprach von einer "gereizten Stimmung" bei der Versammlung.

"Wenn angeblich alles ohnehin beim Alten bleibt, wieso tritt Sana dann aus dem Arbeitgeberverband aus", sagte Stefan Röhrhoff von der Gewerkschaft Verdi im Gespräch mit der Rheinischen Post. Besonders die Tatsache, dass Sana den Austritt nicht angekündigt hat und selbst der Betriebsrat diesen Vorgang erst von den Gewerkschaften erfuhr, beunruhige ihn, so Röhrhoff weiter.

Auch die Zukunft der beiden Sana-Altenzentren sieht man in der Belegschaft mit Sorge. 2007 übernahm Sana von der Stadt neben den beiden Kliniken auch die jeweils daneben liegenden Altenzentren. Während das Heim in Benrath 2007 noch einen Neubau bekam, wartet die Einrichtung in Gerresheim immer noch auf einen. Das Haus ist inzwischen 30 Jahre alt.

Und so kursiert in der Belegschaft weiter die Befürchtung über einen Verkauf beider Zentren an das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Dort hieß es gestern auf Anfrage unserer Zeitung: "Kein Kommentar." Nach RP-Informationen ist Sana auf der Suche nach einem finanziellen Kooperationspartner für den Neubau eines Altenzentrums Am Gallberg und hat dabei das DRK als Investor im Blick. Denn alleine würde Sana das Millionen-Projekt nicht ge-stemmt bekommen. Die Sana-Mutter in München macht aus ihrer starken Präferenz für das medizinische Kerngeschäft keinen Hehl und kommt als Finanzierer eines neuen Altenzentrums wohl nicht in Frage.

Das DRK hat in seinen Einrichtungen bereits Haustarifverträge. Ob die Entscheidung von Sana, aus dem Arbeitgeberverband auszutreten, damit in Zusammenhang steht, ist unklar. Verdi-Vertreter Röhrhoff: "Möglicherweise wird die Braut schön gemacht für den Verkauf."

In der Belegschaftsversammlung gestern Nachmittag in Gerresheim betonte Birgit Fouckhardt-Bradt, Geschäftsführerin der Sana Kliniken Düsseldorf, dass man die beiden Altenzentren gerne behalten möchte, weil man sie als bedeutenden Bestandteil im Unternehmen Sana sehe. Das berichteten Mitarbeiter im Anschluss an die Veranstaltung.

Für Mittwoch, 29. Februar, 10.30 Uhr, plant die Gewerkschaft Verdi eine Demonstration vor dem Klinikum in Gerresheim.

(RP)
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