Konzert Paul Potts: „Musik gibt mir Frieden“

Düsseldorf · Er sieht ein bisschen verändert aus. Paul Potts hat die Haare strubbeliger als sonst, trägt Koteletten, die ihm, wie er gesteht, aber schon ein bisschen zu wuchtig geworden sind. Gut aufgelegt ist der britische Tenor, der vor vier Jahren nach dem furiosen Sieg bei "Britain's got Talent" wie Phoenix aus der Asche stieg.

Paul Potts im Telekom-Spot
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"Vom Handyverkäufer zum Klassik-Star" titelten damals die Zeitungen. Der Clip, in dem Potts die Arie "Nessun Dorma" sang, rührte Millionen Internet- und Fernsehzuschauer zu Tränen. Paul Potts weiß, dass ohne diese Show vieles anders gelaufen wäre. Und so wirkt er beim Promotion-Termin für seine dritte Deutschlandtournee bescheiden und nahbar. "Die Leute sind in meiner Heimat oft erstaunt, dass ich öffentliche Verkehrsmittel nutze statt mit Chauffeur zu fahren", erzählt er. Und dass er im Supermarkt einkaufen geht, ist für ihn immer noch selbstverständlich. "Von meinem ersten Geld habe ich mir einen Laptop gekauft", verrät er. Ansonsten geht ihm das Materielle eher ab. "Die größte Veränderung für mich ist, dass ich jetzt machen kann, was ich will." Und das heißt: Musik, Musik und noch mal Musik. "Musik gibt mir Frieden", sagt er.

Jeden Tag trainiert er seine Stimme. Er ist kein klassisch ausgebildeter Tenor und weiß sehr wohl, dass seine Karriere nicht den Verlauf nehmen kann wie die seines großen Vorbildes José Carreras. Aber er hat seinen Weg gefunden. Klassik heißt auch Klassiker, und da blüht bei Potts eine weitere Leidenschaft auf: Filme und Filmmusiken. Auf seinem Album "Cinema Paradiso" nimmt er seine Zuhörer mit vom "Frühstück bei Tiffany's" bis zur "Titanic". Er singt die Titelmelodien von Doktor Schiwago bis Love Story. "Wenn du die Songs, beispielsweise 'Parla più piano' in Godfather hörst, weißt du, worum es geht." Das ist es, was ihn so hineinzieht, das macht seine Emotionalität aus. Er kann nachfühlen, wie es ist, Musik zu hören und Gänsehaut zu bekommen.

Und das kann ihm bei Brahms, Schubert und Schumann ebenso passieren wie bei dem neuen Popstar am britischen Musikhimmel, Adele. "Sie ist, wie ihr in Deutschland sagt: Zeitgeist", schwärmt er. "Das kann man nicht künstlich herbeiführen." 80 Prozent des Jahres ist Paul Potts unterwegs. In Düsseldorf war er schon einige Male, hat die Altstadt besucht und auch ein, zwei Altbier getrunken. Er mag die Stadt. "Man wird in diesem Teil des Rheinlandes sehr herzlich willkommen geheißen," sagt er.

Am 21. November reist er mit großem Orchester an. Die Frankfurter Philharmoniker werden ihn begleiten. Wenn auch noch nicht klar ist, ob und welche Szenen aus Filmen seine Auftritte unterstreichen, dürfte eine aber gesetzt sein: Die Tränen in den Augen der Zuhörerinnen, wenn er zum dritten "Vin-ce-rò" ansetzt. An "Nessun Dorma", Filmsongs hin oder her, geht kein Weg vorbei.

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