Bei Verstößen drohen Strafen Auch in neuen Arbeitszeitmodellen sind Acht-Stunden-Tage Gesetz

Düsseldorf · Wie Düsseldorfer ihre Arbeitszeit kontrollieren, hat sich stark verändert: Stechuhren sind Geschichte, Home Office ist ein weit verbreiteter Trend, manche Firmen wie Vodafone planen daher schon mit weniger Büroplätzen. Wären alle vor Ort, könnte es knapp werden.

 Arbeitszeiterfassung per Stechuhr (Symbolbild).

Arbeitszeiterfassung per Stechuhr (Symbolbild).

Foto: dpa-tmn/Arno Burgi

Acht Stunden Arbeiten am Tag, davon können viele Mitarbeiter in Düsseldorf in der Realität nur träumen. Doch der Acht-Stunden-Tag ist keine Frage von Tarifverträgen oder Gewerkschaftsromantik, sondern Gesetz. „Acht Stunden dauert der Arbeitstag laut Arbeitszeitgesetz, das heißt, dass im Durchschnitt von sechs Monaten pro Werktag nicht mehr als acht Stunden gearbeitet werden darf“, sagt Alexander Jarre, Rechtsanwalt und Geschäftsführer bei den Düsseldorfer Arbeitgeberverbänden (Unternehmerschaft Düsseldorf).

Zwar dürfe ausnahmsweise bis zu zehn Stunden gearbeitet werden. „Das ist aber das absolute Ende der Fahnenstange und eine Ausnahme“, sagt Jarre, die eben im Schnitt wieder ausgeglichen werden müsse. Wird gegen diese Zehn-Stunden-Regel verstoßen, kann die Bezirksregierung den Arbeitgeber sanktionieren, außer es liegt ein Notfall vor. „Also etwa, wenn durch ein Hochwasser das Lager zu überfluten droht“, sagt der Jurist. Doch hat sich die Welt der Arbeitszeitmodelle bei Düsseldorfer Unternehmen stark gewandelt. Hier ein Überblick:

Vertrauensarbeitszeit In den meisten Verträgen ist diese Form der Arbeitszeitenregelung heute Standard. Was steckt dahinter? Mitarbeiter haben grundsätzlich eine vertragliche vereinbarte Arbeitszeit von beispielsweise 38,5 Stunden. Es gibt aber keine Kernzeit, in der Beschäftigte arbeiten müssen, sondern der Arbeitgeber vertraut Mitarbeitern, dass sie diese Stunden arbeiten. „Dieses Arbeitszeitmodell findet man vor allem in Berufen mit Akademikern“, sagt Jarre. Im Arbeitsalltag zeigt es sich häufig, dass Arbeitnehmer dennoch zu bestimmten Zeiten arbeiten müssen, um erreichbar zu sein, an Meetings teilzunehmen oder weil die Kollegen komisch schauen, wenn Sie bereits um 15 Uhr das Büro verlassen. Ein weiterer Nachteil ist, dass Überstunden zumeist nicht nachgewiesen werden können.

Gleitende Arbeitszeit Diese Variante, auch kurz Gleitzeit genannt, ist der Vertrauensarbeitszeit sehr ähnlich, nur dass zumeist eine Kernzeit festgelegt wird, in der der Mitarbeiter im Büro sein muss. Diese ist häufig von 9 bis 16 Uhr. Die Zeit davor und danach kann von Ihnen als Arbeitnehmer frei eingeteilt werden und somit den Stress verringern, wenn wichtige private Termine anstehen. Der Unterschied zur Vertrauensarbeitszeit liegt darin, dass Überstunden oftmals erfasst werden und durch freie Stunden oder Tage abgebaut werden können.

Stechuhr Was früher die altbekannte Lochkarte war, wird heute fast überall durch PC-gesteuerte Systeme mit Chipkarte oder Computer-LogIn abgelöst. Somit kann minutengenau dokumentiert werden, wann jemand am Arbeitsplatz war. Für Arbeitnehmer hat das den Vorteil, dass er mehrgeleistete Arbeit besser nachweisen und entsprechenden Ausgleich verlangen kann. Für den Arbeitgeber ist das nicht immer günstig, da Anwesenheit am Arbeitsplatz nicht immer mit geleisteter Arbeit gleichzusetzen ist. Ausgestorben ist die Stechuhr aber noch nicht. Das Internet-Unternehmen Sipgate etwa wirbt damit, dass Arbeitnehmer nach 40 Wochenstunden nach Hause geschickt werden. Überstunden sind nicht erwünscht.

Home Office Früher sahen Arbeitgeber es nicht gern, heute ist es in Branchen üblich, wo es geht. „Wer im Daimler-Werk Sprinter zusammenbaut, kann die Arbeit schlecht mit nach Hause nehmen. Aber manche Branchen setzen stark auf den häuslichen Arbeitsplatz“, sagt Jarre. So würden manche Unternehmen, wie etwa Vodafone, sogar darauf setzen, dass ein Teil der Arbeitnehmer stets nicht im Büro ist. Wären alle da, gäb es bei Vodafone gar nicht genug Büroplätze. Auch Siemens arbeitet nach diesem Verfahren. Für viele Arbeitnehmer erleichtert es die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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