Arbeitgeber fordern andere Regelungen "Auch mal zwölf Stunden arbeiten"

Düsseldorf · Der Acht-Stunden-Tag entspricht oft nicht mehr der Realität. Die Arbeitgeber wollen daher das Gesetz ändern. Die Forderungen von Arbeigeberpräsident Kramer im Interview mit unserer Redaktion stoßen jedoch auf Kritik. Politiker der Linken wittern eine Falle.

Arbeitgeber Ingo Kramer: "Auch mal zwölf Stunden arbeiten"
Foto: dpa, mg kno wst

Die Arbeitgeber wollen mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit. "Der starre Acht-Stunden-Tag passt (...) nicht mehr ins digitale Zeitalter, wir wollen mehr Beweglichkeit", sagte der Präsident des Arbeitgeberverbands BDA, Ingo Kramer, im Interview mit unserer Redaktion.

"Es kann sein, dass jemand an einem Tag zwölf Stunden arbeitet und am nächsten nur vier Stunden." Er wies aber zurück, dass die Firmen damit Mehrarbeit verlangen wollten: "Das stimmt nicht. Wir wollen ja die Wochenarbeitszeit nicht ausweiten."

Unterstützung erhielt Kramer am Samstag durch Daimlers Personalvorstand Wilfried Porth. Er hält eine Lockerung der Arbeitszeitgesetze ebenfalls für notwendig. "Ich will keine Schutzfunktion aufheben", sagte Porth der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wir müssen die Regeln flexibilisieren und den heutigen Arbeitsgewohnheiten anpassen."

Es sei in Ordnung zu sagen, man soll nicht länger als zehn Stunden pro Tag arbeiten. "Aber es muss doch nicht im Block sein." Die Menschen bräuchten mehr Flexibilität - zum Beispiel für die Kinderbetreuung oder die Pflege Angehöriger. "Es kann aber nicht sein, dass das alles von den Unternehmen aufgefangen werden muss."

Arbeitgeberpräsident Kramer hatte bereits vor einigen Monaten gefordert, das Arbeitszeitgesetz von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umzustellen, um mehr Spielräume zu schaffen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lehnt das ab. Auch Politiker der Linken zeigten sich skeptisch. "Gute Arbeit für alle funktioniert nur, wenn Arbeitgeber im Gegenzug bereit sind, sichere Jobs und gute Löhne zu bieten", sagte Linken-Parteichef Bernd Riexinger am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Beschäftigte könnten nicht nach Arbeitgeberwünschen zurecht gebogen werden.

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"Prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden, Beschäftigten mehr Vertrauen zu schenken, statt mit der Stechuhr auf Quantität statt Qualität zu setzen", sagte Riexinger. "Die Anforderungen der Arbeitgeber klingen aber häufig wie die Aufnahmebedingungen einer Sporthochschule: beweglich, flexibel, risikofreudig."

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Immer mehr Menschen litten unter Dauerstress und Existenzangst. "Insofern muss Arbeitszeit insgesamt umverteilt werden, anstatt sich die Beschäftigten nach den Wünschen des Arbeitgebers zurecht zu biegen", forderte der Linken-Chef.

(pst/AFP/dpa)
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