Düsseldorf Pianistin Bashkirova fühlt sich bei Liszt zuhause

Düsseldorf · Die Russin gastierte beim Klavierfestival Ruhr im Robert-Schumann-Saal.

Wolfgang Amadeus Mozart ist heutzutage in Klavier-Soloprogrammen ein seltener Gast. Das mag daran liegen, dass selbst seine reifen Sonaten verglichen mit denen Beethovens leicht klingen, tatsächlich aber verteufelt schwer sind. Mozarts Kombination von klanglicher Transparenz und Fragilität der musikalischen Struktur ist gnadenlos und verzeiht nichts. Elena Bashkirova traute sich nun, gleich zwei besonders heikle Mozart-Werke aufs Programm zu setzen: die düstere c-moll-Fantasie KV 475 und ihr Schwesterwerk, die zerklüftete c-moll-Sonate KV 457.

Dass sie damit in Schwierigkeiten geraten würde, kündigte sich bereits bei Schumanns "Vier Nachtstücken" op. 23 an, die am Beginn des Abends im Schumann-Saal standen. Bashkirova ging sie mit musikantischem Elan und voluminösem Ton an. Doch bröckelten ihr hier und da auch Töne weg, und die Piani klangen stumpf.

Erstaunlicherweise änderte sie Ton und Anschlag kaum, als es an Mozart ging: Er klang wie wattiert, oft unklar und durch massiven Pedaleinsatz zusätzlich verwischt. Freilich sind Mozarts c-moll-Werke keine leichte Kost, denn in ihren abrupten Sprüngen, Brüchen und chromatischen Quälereien kündigen sich bereits die todessüchtigen Abgründe des "Don Giovanni" an.

Bei Bashkirova war davon wenig zu hören, trotz extremer Tempo-Wahl und trotz einer Reihe dynamischer Ausbrüche rauschten beide Werke merkwürdig ereignislos vorbei.

Spürbar mehr zuhause fühlte Bashkirova sich nach der Pause bei Liszt - Ballade Nr. 2 h-moll und "Die Vogelpredigt des heiligen Franziskus" - und bei Albéniz' "5 Cantos de Espana". Hier konnte sie ihren großen Ton aufspannen und bei Liszts Vogelgezwitscher beweisen, dass sie doch entschlackte Töne produzieren kann. Aber auch in der zweiten Hälfte mangelte es an Treffsicherheit, war das Pedal allzu präsent. Wahrscheinlich hatte sie einfach einen schlechten Tag.

(RP)
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