Nils Frahm beim New-Fall-Festival Klavier spielender Elektromusiker

Nils Frahm hat zwei Schaltzentralen aufgebaut, ein halbes Dutzend Tasteninstrumente jeweils in U-Form zusammengestellt, dazu allerlei elektronisches Gerät. Frahm spielt zum Abschluss des diesjährigen New-Fall-Festivals in der schon lange ausverkauften Tonhalle, er gilt als Wegbereiter der sogenannten Neoklassik, womit die Eigenkompositionen zumeist junger Pianisten etikettiert werden, denen man anhört, dass sie mehr Zeit mit Jazz oder Punk verbracht haben als mit Platten der Deutschen Grammophon.

Frahm interessiert sich mehr denn je für Elektronisches, das war schon seiner letzten Platte „All Melody“ anzuhören. Vergleicht man zudem sein aus Live-Mitschnitten collagiertes Album „Spaces“ von 2013 mit seinem Auftritt in Düsseldorf, stellt man fest, dass er sich vom elektromusizierenden Pianisten zum Klavier spielenden Elektromusiker wandelt. So beginnt er das erste Stück am Harmonium und steht zum Schluss an einer Wand voller Regler. Von dort aus schickt er seinen Song „Sunson“ in den Orbit. Frahm nimmt auf, was er live einspielt, loopt, verzerrt, flippert die Töne durch die Gegend, lässt sich von der Maschine mit Beats versorgen. Das ist Musik für den Dancefloor fürs Konzerthaus. Zwei Stunden spielt Frahm, und es kommt einem vor wie die Hälfte. Weil er ein Stück in das andere übergehen lässt – ein Rausch ist das – und kurz vor Schluss noch „Says“ spielt, das laut Daten aus dem Internet das Lieblingsstück seiner Zuhörer ist, sagt Frahm. Er selbst findet es etwas langweilig. In der Tonhalle indes: Euphorie.

Klas Libuda

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