Acht Konzerte im Januar Kraftwerk kehrt heim nach Düsseldorf

Düsseldorf · Vierzig Jahre nach der Gründung kehren sie heim, die Zukunft kommt also zurück in die Stadt – endlich. Kraftwerk tritt wieder in Düsseldorf auf: Die Gruppe um das einzige verbliebene Ur-Mitglied Ralf Hütter hat angekündigt, Mitte Januar 2013 acht Konzerte in der Kunstsammlung NRW zu geben.

Kraftwerk - Elektro-Pioniere in 3D
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Vierzig Jahre nach der Gründung kehren sie heim, die Zukunft kommt also zurück in die Stadt — endlich. Kraftwerk tritt wieder in Düsseldorf auf: Die Gruppe um das einzige verbliebene Ur-Mitglied Ralf Hütter hat angekündigt, Mitte Januar 2013 acht Konzerte in der Kunstsammlung NRW zu geben.

An jedem Abend soll ein anderes der großen Kraftwerk-Alben zur Aufführung kommen: Von "Autobahn" aus dem Jahr 1974 bis "Tour De France Soundtracks" von 2003. Gewohnt lakonisch klingt das Motto der sensationellen Veranstaltungsreihe: "Der Katalog 1 2 3 4 5 6 7 8".

Kraftwerk ist genau genommen keine Band, Ralf Hütter und sein inzwischen ausgestiegener Kompagnon Florian Schneider, der andere Ton-Ingenieur aus der Gründungs-Besetzung, traten mit ihren wechselnden Partnern stets wie eine Geheimorganisation auf, ein Denkerbund des Technoiden, wie Wissenschaftler — Oszillosophen gewissermaßen.

1970 taten sie sich zusammen, das Konzept stand immer über dem Einzelnen, es lautet wie der Titel einer der wichtigsten Kraftwerk-Platten: "Mensch-Maschine".

Kling Klang Studio nahe dem Düsseldorfer Hauptbahnhof

Das Labor der klassisch ausgebildeten Musiker ist das Kling Klang Studio nahe dem Düsseldorfer Hauptbahnhof. Der unscheinbare Ort ist eine Pilgerstätte geworden, ausländische Journalisten reisen dort hin — heute ist Kraftwerk berühmter denn je: als Vorläufer des Synthie-Pop, von House und Techno, als wehmütiger Entwurf einer künftigen Musik.

Ihren Einfluss kann man nicht unterschätzen, es geht dabei weniger um einzelne Hits wie "Das Modell" und "Computerliebe", sondern um das Ganze, den Weltentwurf, die Vision im Werk dieser Künstler. Es geht um die Konsequenz ihrer Automaten-Romantik, und es ist geradezu rührend, wenn Vertreter des für brettharten Techno berüchtigten Kollektivs Underground Resistance aus Detroit von "Kräftwörk" schwärmen."

Das Programm, das Kraftwerk in Düsseldorf präsentieren wird, hat die Gruppe im April bereits im New Yorker Museum Of Modern Art vorgestellt, dort war jedes Konzert innerhalb von Minuten ausverkauft.

Die Musiker stehen während der Auftritte an Keyboards, im Hintergrund laufen 3D-Projektionen über eine mächtige Leinwand, und allein der aus Sicht des Publikums links positionierte Ralf Hütter sagt etwas, er spricht die minimalistischen Texte, er ist die Stimme der Energie.

Avantgarde, Konstruktivismus und Minimalismus

"Wichtige Wurzeln von Kraftwerk liegen in der aufbrechenden Düsseldorfer Kunstszene der 1960er Jahre, wo die Grenzen der Kunstgattungen gesprengt worden sind", sagt die hörbar stolze Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann. "Bezüge zu Künstlern der Avantgarde wie Kandinsky, Malewitsch oder Mondrian, zum Konstruktivismus und Minimalismus, sind unübersehbar."

Seit 1991 ist Kraftwerk nicht mehr in Düsseldorf aufgetreten. Bald wird man sie wieder erleben können, und obwohl Hütter im Grunde nur mehr Verwaltungsdirektor ist, der nicht mehr originell sein muss, sondern den Band-Mythos vor Beschädigungen zu schützen hat, ist das ein Grund zur Freude.

(sap/das/csr/csi)
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