Düsseldorf Jugendtheater aus der Nische holen

Düsseldorf · Heute beginnt das Westwind-Festival. Junges Schauspielhaus, FFT und Tanzhaus sind die Gastgeber des 31. Jugendtheater-Treffens.

Christof Seeger-Zurmühlen, Intendant des Jungen Schauspielhauses Düsseldorf, ist eigentlich kein Freund von Wettbewerben. Das mag merkwürdig anmuten, denn Seeger-Zurmühlen sitzt in der Auswahljury für das Westwind-Festival, das heute in Düsseldorf beginnt. Und hier ist der Wettbewerb Teil des Prinzips: Zehn Theaterproduktionen aus Nordrhein-Westfalen werden von heute an bis nächsten Mittwoch gezeigt. Am Ende bestimmt die Preisjury einen Gewinner. 10 000 Euro darf sie insgesamt auf drei Plätze verteilen. Das Ministerium für Familie und Kultur stiftet das Preisgeld. Eine Publikumsjury verteilt zusätztlich 1500 Euro, die von den Stadtwerken Düsseldorf gespendet werden, auf drei Gewinner.

"Es ist schwierig, die Theaterproduktionen miteinander zu vergleichen. Es gibt unterschiedliche Ansätze und Konzepte", sagt der Intendant des Jungen Schauspielhauses. "Das ist nicht wie im Fußball." Wichtiger sei ihm, dass die Produktionen im Rahmen des Festivals überhaupt gesehen werden.

Seeger-Zurmühlen wünscht sich, dass das Kinder- und Jugendtheater aus seiner Nische herauskommt und dem "Erwachsenentheater", wie er es nennt, gleichgestellt wird. "Die Trennung wird nicht nur von außen vollzogen, auch manche Theatermacher in den Häusern haben da ein Schubladendenken", sagt Seeger-Zurmühlen. Das Westwind-Festival hat auch in der Branche ein hohes Renommee, und viel Fachpublikum besucht die Veranstaltungen.

Um dem Stellenwert des Kinder- und Jugendtheaters in der Theaterbranche nachzuspüren, hat Seeger -Zurmühlen für dieses Festival ein besonderes Veranstaltungsformat entwickelt: das Burger-Dinner. Am Freitag im Anschluss an die Performance "To Break - The Window Of Opportunity" eines belgischen Künstlerduos findet im Tanzhaus NRW das Burger-Essen statt. "Es ist eine Art künstlerisches Begegnungslabor", erklärt Seeger-Zurmühlen. Zum Gespräch werden - ganz unkonventionell - Burger gereicht. "Natürlich ist das begrifflich auch eine Anlehnung an das Bürgerdinner."

An jedem Tisch wird ein Funktionsträger aus Politik, Kultur, Sport oder Wissenschaft den Vorsitz haben und mit den Besuchern ins Gespräch kommen. Die Moderatoren Martin Baltscheit (Autor) und Stefan Keim (Kulturjournalist) werden Thesen in die Runde geben, die an den Tischen diskutiert werden. Darunter wird auch der Begriff der "Zielgruppe" sein, den Seeger-Zurmühlen problematisch findet, wenn er sich nur auf Kinder- und Jugendliche beschränkt. "Das Thema Kindheit soll auch bei Erwachsenen stattfinden", sagt er. "Und auch die Künstler wollen weg von einem Zielpublikum." Häufig zeige sich anhand der Etat-Ausstattung das Ungleichgewicht. In Düsseldorf seien die Voraussetzungen aber vergleichsweise gut, und die Jugendtheaterszene in NRW sehr vielfältig. Das zeigt auch das Spektrum der im Wettbewerb laufenden Produktionen. Darunter ist das Theater Mini-art aus Bedburg-Hau mit seiner Inszenierung "Vom Prinzen, der auszog, die Liebe zu finden" oder "Wilhelm Tell" vom Theater an der Ruhr.

Außer Konkurrenz laufen die Hausproduktionen des Jungen Schauspielhauses. Denn das Theater, das das Festival ausrichtet, darf keine Produktion im Wettbewerb zeigen. In diesem Jahr kooperieren sogar drei Düsseldorfer Spielstätten für das Westwind-Festival. Auch das Forum Freies Theater Düsseldorf (FFT) und das Tanzhaus NRW sind dabei. Sie zeigen jeweils eine eigene Produktion.

Im Tanzhaus ist die Inszenierung des italienischen Choreografen Alfredo Zinola "Bomba Mix" zu sehen. Das Stück ruft zur Spielzeug-Revolution auf und hinterfragt die Geschlechterklischees im Kinderzimmer. "Unsere Arbeit mit und für ein junges Publikum prägt das Tanzhaus NRW seit Langem, und der Tanz hält zunehmend Einzug in das ursprüngliche Theaterfestival", sagt Bettina Masuch, Intendantin des Tanzhauses. Die drei Häuser haben bereits in der Kooperation "Take-off: Junger Tanz" zusammengewirkt. Das FFT zeigt "Nimmer und Nimmermehr" von Antje Pfundtner. Das Stück befasst sich mit den Sichtweisen von Kindern und Erwachsenen auf Theaterstücke.

(RP)
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