Schließung für mindestens sechs Monate Salon des Amateurs erneuert sich

Der Club unter der Kunsthalle schließt mindestens für ein halbes Jahr. Nun wird Abschied gefeiert.

 Club-Betreiber Detlef Weinrich, bekannt als Tolouse Low Trax, im Salon des Amateurs.

Club-Betreiber Detlef Weinrich, bekannt als Tolouse Low Trax, im Salon des Amateurs.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Eine Nachricht, die die Spatzen schon länger von den Dächern pfeifen, wird nun Wirklichkeit: Der Salon des Amateurs schließt für mindestens sechs Monate. Schlechte Nachrichten für die vielen Salon-Gänger, aber nach 14 Jahren und einem gravierenden Wasserschaden ist es an der Zeit zu renovieren.

„Die Toiletten werden neu gemacht, ein neuer Boden wird verlegt und wir bekommen neue Schallschutzfenster eingebaut“, sagt Detlef Weinrich, Betreiber des Salon. Die Struktur der Clubs bleibt aber bestehen, auch wenn die Bar bald aus Granit sein soll. Und sogar der alte Boden im Schachbrettmuster kommt zurück. „Es wird zwar nicht mehr wie früher ein Teppichboden werden, denn der ist für eine Bar viel zu unpraktisch, aber die Idee der Lounge kommt dadurch wieder besser zu Geltung“, sagt Weinrich mit dem leisen Singsang seiner badischen Heimat.

Weinrich ist einst zum Studieren an die Kunstakademie gekommen, gründete hier mit Freunden die Band Kreidler. In den 90er Jahren tourten sie erfolgreich durch die Welt, ihre Videos wurden im Musikfernsehen gespielt. 2004 eröffnete er mit zwei Freunden aus alten Akademietagen den Salon des Amateurs im Gebäude der Kunsthalle am Grabbeplatz.

Anfangs war der Salon als Bar und Treffpunkt konzipiert. Schnell aber wurden die Abende länger. Denn der Salon füllte das Vakuum, das die Schließung des Unique Clubs hinterlassen hatte. „Das erste Jahr war eher ruhig, dann aber ging es los“, sagt Weinrich. „Es gab sonst nichts, alle hatten richtig Lust darauf, sich zu amüsieren und zu tanzen.“

Unter seinem Pseudonym Tolouse Low Trax stand Weinrich regelmäßig an den Plattenspielern und prägte mit seinem eklektischen Sound eine ganze Generation von Düsseldorfer Musikern und DJs. Heute reist er, genau wie die Salon-DJs Jan Schulte, Lena Willikens oder Vladimir Ivkovic, jedes Wochenende um die Welt. Denn in Sydney, Tokyo, Rio de Janeiro oder Paris ist der Salon-Sound zu einer Marke für abseitige Tanzmusik geworden. Als „The post-kraut Haçienda“ beschrieb ein britischer Musik-Journalist den Salon, in Anspielung auf den legendären Club aus Manchester und die Krautrockwurzeln des Düsseldorfer Musikverständnisses. Daneben wurde der Salon von der britischen Tageszeitung „The Guardian“ zu einem der 25 besten Clubs Europas gekürt. Und auch sonst ist er für die internationale Presse der Ausgehtipp schlechthin in Düsseldorf.

Aber jetzt wird erst einmal eine Pause eingelegt, sechs Monate soll sie mindestens dauern. Wie das bei Baustellen so ist, möglicherweise aber auch länger. Für Weinrich ist das eine Möglichkeit, Revue passieren zu lassen, was sich in den vergangenen 14 Jahren getan hat. Einige Höhepunkte, vor allem in der frühen Phase des Salon, waren für ihn die Auftritte von Szenelegenden wie Egyptian Lover und The Monochrome Set oder von der 13-köpfigen Begleitband des Afrobeat-Pioniers Fela Kuti.

Weinrich selbst ist immer seltener im Salon, was an seinen vielen Engagements als DJ und Livemusiker liegt. Aber auch daran, dass es eine neue Generation gibt, die den Salon für sich entdeckt hat. „Ich gebe auch gerne an eine neue Generation ab und lasse die etwas machen“, sagt der 53-Jährige.

Zur Wiedereröffnung – irgendwann im nächsten Jahr – will Weinrich allerdings auch einige Neuerung einführen. „Wir wollen das Tagescafé wieder aufmachen. Generell sollen die Clubabende wieder früher beginnen und weniger ausufernd sein. Ich will weg von der Hysterie“, sagt Weinrich. So will er den Geist der Anfangsphase aufleben lassen, als der Salon vielmehr ein Treffpunkt Gleichgesinnter denn Club war und die Musik eklektischer, avantgardistischer und fordernder. Daneben bleibt aber auch vieles beim Alten: die seit Jahren gleiche Barmannschaft, die von El Lissitzky inspirierte Lamellenwand, wilder Tanz zu krummen Beats, Raucher draußen vor der Tür, die ihre Kippe wegschmeißen, wenn drinnen ein Lieblingslied läuft.

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