„Wo kein Schatten fällt“ im Bambi Hoffnung für den Genre-Film

Düsseldorf · Regisseurin Esther Bialas und Drehbuchautorin Lena Krumkamp stellen im Bambi ihren ersten Spielfilm vor.

Szene aus „Wo kein Schatten fällt“.

Szene aus „Wo kein Schatten fällt“.

Foto: Das Kind mit der goldenen Jacke Filmproduktion / ChristianeBuchmann

Der Genre-Film wird im deutschen Fernsehen und Kino selten zelebriert. Natürlich gibt es den immer wiederkehrenden Kriminalfilm, er läuft zu jeder Tageszeit im Fernsehen. Und er funktioniert nach den immer selben Mustern: Mord, Leiche, Kommissare, Zeugen, Schwierigkeiten, und am Ende folgt doch immer die Aufklärung. So weit so durchschaubar. An ein wenig bearbeitetes Genre hat sich ein junges Team mit dem Film „Wo kein Schatten fällt“ gemacht, der am 1. November im Bambi-Kino zu sehen sein wird. Es ist ein Mystery-Film. Auch dieses Genre funktioniert ähnlich wie der Kriminalfilm nach den Genre-typischen Mustern, vor allem mit dem Spiel mit dem Unerklärlichen und dem Grusel davor.

Die Geschichte entwickelt und geschrieben hat die Drehbuchautorin Lena Krumkamp, die in Geldern aufgewachsen ist und in Düsseldorf studiert hat. „Sonst sind solche Genre-Film im deutschen Fernsehen ja leider sehr selten, aber zum Glück hat der NDR das möglich gemacht“, sagt Krumkamp. Zusammen mit Regisseurin Esther Bialas hat Krumkamp die Geschichte rund um die 14-jährige Hanna, gespielt von Valerie Stoll, entwickelt. Diese kehrt für die Sommerferien in ihr Heimatdorf zurück. Verlassen hat sie das Dorf, das völlig abgeschottet von der Außenwelt von einem weitflächigen Moor umgeben ist, vor zehn Jahren. Damals soll ihre Mutter, die von den abergläubischen Dorfbewohnern als Hexe verschrien wurde, drei Männer erst ins Moor, dann in den Tod gelockt haben, bevor sie dort selber gestorben sein soll.

Drehbuchautorin Lena Krumkamp.

Drehbuchautorin Lena Krumkamp.

Foto: Johannes Tress

Die eingeschworene Dorfgemeinschaft begegnet Hanna mit offenem Misstrauen, denn sie sieht ihrer verstorbenen Mutter auffällig ähnlich. Mit ihrer Rückkehr werden alte Wunden aufgebrochen. Erst die Bekanntschaft mit der gleichaltrigen Eva, gespielt vom Shootingstar Milena Tscharntke, gibt Hanna neues Selbstbewusstsein. Anschließend überschlagen sich die Ereignisse: Menschen verschwinden, Tiere sterben und ein tödlicher Unfall passiert. Wie das Ganze endet, wird hier nicht verraten. Nur so viel: Der Film macht dem Genre Mystery alle Ehre.

Zwar spielt der vom NDR produzierte Film in Niedersachsen, allerdings war auch die niederrheinische Heimat von Lena Krumkamp Vorbild für den Film. „So eine Hofmetzgerei gab es bei mir in Geldern in meiner Kindheit noch“, sagt Krumkamp, die am Lise-Meitner-Gymnasium Abitur gemacht hat. „In dem Drehbuch stecken natürlich Einflüsse aus meiner Kindheit und Jugend am Niederrhein, zum Beispiel die Rolle der Landschaft oder die Verschrobenheit der ländlichen Bevölkerung.“

So ist „Wo kein Schatten fällt“ auch nicht nur ein gruseliger Mystery-Film, sondern auch ein Heimatfilm. Denn neben Hanna spielt das Moor die zweite Hauptrolle. Hier verbergen sich die ungelüfteten Geheimnisse und das Mysteriöse. Nebelschwaden ziehen über das tiefschwarze Wasser, die Protagonisten ängstigen sich vor der Dunkelheit, aber auch der Gefahr des Versinkens in dem dunklen Matsch. Das kennt der Zuschauer aus unzähligen Filmen, genau wie die Leiche im Krimi. Doch trotzdem erzeugen diese Bilder die gewünschten Emotionen, so funktioniert eben ein guter Genre-Film.

Dabei werden die Charaktere nicht eindimensional gezeichnet sondern mit Tiefe. Vor allem Hanna merkt man im Laufe des Films an, dass sie erwachsen wird. „Die Pubertät ist eine seltsame Zeit, man ist ein bisschen wie besessen und vertraut niemandem, so geht es auch Hanna“, erklärt Krumkamp. Und auch Hannas Vater Erik, gespielt von Godehard Giese, der gerade erst in der Serie „Babylon Berlin“ zu sehen war, wandelt sich im Laufe des Films.

Auf die Filmvorführung in Düsseldorf freut sich Krumkamp nun besonders. „Es werden sicher alte Freunde kommen“, sagt die Drehbuchautorin. Nach ihrem Studium der Pädagogik mit Schwerpunkt Medien an der Hochschule Düsseldorf ging Krumkamp nach Hamburg und arbeitete dort bei Werbeagenturen. Erst durch das Masterstudium an der Hamburg Media School kam sie zum Film und auch zu ihren Mitstreitern. „Das Kernteam dieses Films kennt sich bereits aus dem Studium“, sagt Krumkamp. Nach einigen Kurzfilmen und der vierteiligen Serie „Komm schon!“ im ZDF ist es für das Team um Krumkamp und Bialas nun der erste abendfüllende Spielfilm. Zum Glück gibt es für das Team neben dem Mystery-Film noch viele weitere Genres zu entdecken.

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