Nach Prügelei im Hauptbahnhof Düsseldorf Kriminelle Mädchen-Clique droht Opfern im Internet

Düsseldorf · Am Wochenende wurde eine junge Frau im Düsseldorfer Hauptbahnhof von einer brutalen Mädchen-Clique angegriffen. Später drohten die mutmaßlichen Täterinnen ihrem Opfer nachträglich noch öffentlich im Internet. Alle drei sind polizeibekannt. Zwei von ihnen werden vermutlich ohne Strafe davonkommen.

 Der Düsseldorfer Hauptbahnhof (Archivbild, März 2017)

Der Düsseldorfer Hauptbahnhof (Archivbild, März 2017)

Foto: dpa, os kno

Einen Tag nach Bekanntwerden des brutalen Überfalls einer Mädchen-Clique auf eine 17-Jährige geht die Bundespolizei Hinweisen auf weitere Straftaten nach. Der Polizei zufolge hat das Trio am Samstagabend im Hauptbahnhof eine 17-Jährige sexuell belästigt, sie geschlagen und getreten. Die Attacke wurde von zwei — polizeilich bis dato nicht bekannten — 14-jährigen Jungen gefilmt.

Noch aus der Polizeiwache schickten die fünf fröhliche Fotos an ihre Freunde. Später sollen sie via Internet ihrem Opfer, das sie offensichtlich nicht persönlich kennen, gedroht haben. Die Kinder und Jugendlichen werden in den nächsten Tagen erneut zur Polizei vorgeladen.

Alle drei Teenager sind polizeibekannt

Die Minderjährigen werden wohl mit einer sogenannten Gefährderansprache davonkommen. Jugendfahnder der Landespolizei allerdings haben die Gruppe im Blick. Eine der Tatverdächtigen ist erst im April 13 Jahre alt geworden, aber schon polizeibekannt. Neben einem Ladendiebstahl wurden ihr zweimal gefährliche Körperverletzung (also mit einem als Waffe benutzten Gegenstand) und ein Verstoß gegen das Kunsturheberrecht (wie das unerlaubte Veröffentlichen von Fotos) vorgeworfen. Auch die zweite 13-Jährige ist wegen Ladendiebstahls aktenkundig, die einzige strafmündige, 14-jährige Verdächtige ist mit Raub, Körperverletzung und Beleidigung aufgefallen.

Zur Tatzeit waren mehrere Streifen der Bundespolizei mit einem randalierenden Volltrunkenen in der Wache beschäftigt. Die 17-Jährige, die sich mit Hilfe einer Freundin und einer Dosis Pfefferspray befreien konnte, hatte deshalb quer durch den Bahnhof bis zur Wache laufen müssen. "Hätte jemand die 110 gewählt, wären wir trotzdem sofort am Tatort gewesen", so ein Polizeisprecher. Aber keiner der zahlreichen Augenzeugen hatte einen Notruf abgesetzt.

Streetworker sieht kein generelles Bandenproblem in Düsseldorf

Dass solche Jugendbanden ein Problem in Düsseldorf darstellen, glaubt Franco Clemens nicht. Clemens ist Sozialarbeiter bei der gemeinnützigen Organisation Rheinflanke. "Den Begriff Bande finde ich übertrieben. Das mag es schon mal geben, dass es Gruppen von Jugendlichen gibt, die perspektivlos sind und keine Chance sehen, sich gesellschaftlich zu integrieren. Das ist aber nicht der Großteil derer, die wir betreuen", sagt er.

Allerdings seien solche Mädchen und Jungen, die gar nicht mehr in die Schule gingen, mit dem Gesetz in Konflikt kämen und dazu eventuell noch von Freunden oder Familienmitgliedern animiert würden, besonders schwere Fälle für die Sozialarbeiter. "Das sind sehr schwer aufbrechbare Strukturen", sagt Clemens.

(sg/lis)
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