Videokunst in Düsseldorf Julia Stoschek klagt über mangelnde Unterstützung

Düsseldorf · Vor zehn Jahren hat Julia Stoschek ihre Sammlung für Videokunst in Düsseldorf eröffnet. Der Jahrestag ist jedoch nicht nur Anlass zur Freude. Die Sammlerin beklagt mangelnde Unterstützung.

 "Wir haben Gesprächsangebote gemacht und uns um einen Dialog bemüht. Aber wir stießen auf mäßiges Engagement": Julia Stoschek.

"Wir haben Gesprächsangebote gemacht und uns um einen Dialog bemüht. Aber wir stießen auf mäßiges Engagement": Julia Stoschek.

Foto: Peter Rigaud

Die Sammlung von Julia Stoschek liegt ein bisschen versteckt an der Schanzenstraße in Düsseldorf-Oberkassel. Wer den Hof des weißen Gebäude-Ensembles betritt, das vor zehn Jahren eröffnet wurde, wird von einem freundlichen Sicherheitsmann gefragt, ob er helfen könne. "Ich möchte zu Frau Stoschek." - "Ach so. Da müssen Sie hier entlang." Es geht eine Treppe hinauf in ein sparsam, aber stilvoll eingerichtetes Zimmer. Julia Stoschek versorgt noch ihren Sohn, er wird bald ein Jahr alt. Die 41-Jährige ist seit einiger Zeit mit Springer-Chef Mathias Döpfner liiert, über Privates spricht sie indes nicht gern. Als sie kommt, trinkt sie erstmal einen Kaffee.

Sie feiern ein Jubiläum: Sie sind nun seit zehn Jahren in Düsseldorf. Vor einem Jahr eröffneten Sie Ihre Dependance in Berlin. Mancher mutmaßte damals, dass es Ihnen dort besser gefallen würde. Wie heimisch fühlen Sie sich hier noch?

Stoschek Ich fühle eine große Verbundenheit dem Kunst- und Kulturstandort NRW gegenüber. Seit ich 2001 hierhergezogen bin, ist mir die Stadt sehr ans Herz gewachsen. Aktuell pendele ich zwischen Berlin und Düsseldorf und fühle mich in beiden Städten sehr zuhause.

Sie sind also nach wie vor glücklich in Düsseldorf? Und vor allem: mit Düsseldorf?

Stoschek Es gibt ein starkes Bekenntnis von meiner Seite zum Standort. Aber es könnte etwas mehr Unterstützung von Seiten öffentlicher Stellen geben.

Was meinen Sie genau?

Stoschek Mir ist schon klar, dass wir die denkbar besten Ansprechpartner in diesem speziellen Bereich sind.

Im Bereich Videokunst?

Stoschek Ja, das wird uns auch kontinuierlich von internationalen Experten versichert. Jedoch wäre eine gewisse Aufmerksamkeit gegenüber privaten Sammlern, die ihr Haus für die Öffentlichkeit öffnen, wünschenswert. Damit stehe ich nicht alleine.

Sie wünschen sich finanzielle Unterstützung?

Stoschek Damit ist gar nicht unbedingt finanzielle Zuwendung gemeint, sondern Unterstützung in vielfältiger Art und Weise, wie es in anderen Städten auch möglich ist. Da war das Land NRW bislang nicht besonders kreativ.

Was vermissen Sie?

Stoschek Ich wünsche mir, dass es einen engeren Austausch zwischen den politischen Verantwortungsträgern auf kommunaler und Landesebene gibt. Das Thema Vermittlung gegenüber Schülern und Studenten spielt eine große Rolle, auch rege ich an, dass die Stadt mehr Angebote macht, damit Schülern und Kindern die Kunstform Video nähergebracht wird. Stichwort: Aufnahme in den Rahmenlehrplan. Es gibt wunderbare Beispiele für die Integration von Privatsammlungen in städtische museale Strukturen, wie etwa die Sammlung Brandhorst in München.

Könnte man sagen, Sie fühlen sich im Stich gelassen von der Stadt Düsseldorf und vom Land Nordrhein-Westfalen?

Stoschek Meine Erwartungen sind eher bescheiden, und daher hoffe ich, dass nach zehn Jahren zumindest die Anstrengungen, die wir unternommen haben und unternehmen, anerkannt werden. Und dass zudem registriert wird, dass wir seit zehn Jahren hier sind und eine besondere Art der Kulturförderung betreiben. Ich stemme dieses Ausstellungshaus alleine mit meinem Team, und es hat zehn Jahre gedauert, dass wir endlich ein Wegweiser-Schild bekommen haben. Zehn Jahre!

Ist das in Berlin besser?

Stoschek In Berlin ist das ein bisschen anders. Die Stadtverantwortlichen bemühen sich und suchen das Gespräch. Man honoriert und weiß dort genauer, dass eine Stadt von der Kultur abhängig ist und dass es einen enormen Imagetransfer durch die Kunst gibt. Das Gebäude in Berlin etwa hat die Senatsverwaltung vermittelt. Es ist toll, wenn man in eine Stadt kommt, Räume sucht und die Kulturverantwortlichen sagen: Da helfen wir mit. Das habe ich in NRW so noch nicht erfahren.

Warum laden Sie die hiesigen Verantwortlichen nicht einfach ein und reden mit ihnen?

Stoschek Diese Idee ist nicht neu. Das haben wir immer gemacht. Die Kulturministerin Frau Kampmann war zu Beginn ihrer Amtszeit hier. Wir sind in ständigem Austausch etwa mit dem Kulturdezernenten Herrn Lohe und dem Landtag. Wir haben Gesprächsangebote gemacht und uns um einen Dialog bemüht. Aber wir stießen auf mäßiges Engagement.

Sie nehmen keinen Eintritt. Würde es helfen, das zu ändern?

Stoschek Die Summen, die uns der laufende Betrieb kostet, könnten gar nicht durch Eintrittsgelder kompensiert werden. Unsere Expertise wird zwar weltweit von Museen und Medien abgefragt, hingegen nimmt man uns an unserem Standort als ganz selbstverständlich hin. Auf Dauer kann das keine Einbahnstraße bleiben.

Kooperieren Sie mit anderen Institutionen?

Stoschek Wir erfahren in der Stadt eine große Anerkennung, die wir sehr zu schätzen wissen. Düsseldorf hat eine ungeheuer dynamische Kunstszene, in der wir damals vor zehn Jahren sehr herzlich aufgenommen worden sind und in der wir uns bis heute sehr wohl fühlen.

Spielen Sie mit dem Gedanken, das Düsseldorfer Haus aufzugeben?

Stoschek Ich liebe unser Ausstellungshaus in der Schanzenstraße, es ist fantastisch. Ed Atkins wird in diesem Jahr unsere Jubiläumsschau konzipieren. Er ist einer der wichtigsten, zeitgenössischen Künstler der jüngeren Generation, und sein Engagement, die Ausstellung im Juni zu kuratieren, ist ein tolles Bekenntnis zu meiner Sammlung.

Anders gefragt: Ist das der Anfang vom Ende Ihrer Düsseldorfer Zeit?

Stoschek Ich kann und möchte hier keine Prognose für die nahe Zukunft abgeben.

(hols)
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