Wersten Regelmäßige Kontrollen gegen Raser
Wersten · Elfi Mohr wohnt an der Werstener Friedhofstraße. Trotz Tempo 30 fahren zu viele Fahrer zu schnell, sagt sie.
26. November 2015, gegen 18 Uhr - durch einen lauten Knall, der von der Straße kommt, wird Elfi Mohr aufgeschreckt. Direkt vor ihrem Haus an der Werstener Friedhofstraße liegt ein Auto auf dem Dach. Der Fahrer hat sich trotz der spektakulären Aktion bei dem Unfall nur leicht verletzt. Das Auto ihrer Tochter, das zu dem Zeitpunkt gerademal drei Wochen alt und in der Parkbucht abgestellt war, wird bei dem Aufprall stark beschädigt. Für die Anwohnerin ist die Unfallursache klar: Der Fahrer war zu schnell unterwegs. Dabei gilt auf der Straße Tempo 30. Doch daran, sagt Mohr, hielten sich die wenigsten, obwohl an der Kreuzung zum Werstener Feld zwei Grundschulen und eine Kita lägen. Das sei nicht nur ihre Meinung, sondern auch die vieler Nachbarn, erzählt Mohr.
Für sie ist dieser Vorfall aus Ende 2015 nur die Spitze des Eisbergs: Immer wieder beobachte sie zu schnell fahrende Autos, berichtet sie. Und immer wieder missachteten Fahrer die Rechts-vor-Links-Regel, die auf der Werstener Friedhofstraße gilt. Um das mitzubekommen, muss sie nur die Ohren spitzen. Vielen Autofahrer, die beispielsweise an der Einmündung zum Kärtner Weg in die Werstener Friedhofstraße einbiegen wollten, würde die Vorfahrt genommen. Um dann ihren Unmut auszudrücken, würde auf Teufel komm raus gehupt. Außerdem habe der Verkehr in der Siedlung insgesamt zugenommen, sagt die Anwohnerin. Vor allem, wenn auf der Autobahn Stau sei, nutzten viele die Werstener Friedhofstraße als Schleichweg.
Fast unmittelbar nach dem Unfall Ende 2015 ist Elfi Mohr aktiv geworden. Über die Bezirksverwaltungsstelle 9 schrieb sie im Februar 2016 Oberbürgermeister Thomas Geisel an. Im Auftrag des OB bekam Mohr eine Antwort von der damaligen Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement, Andrea Blome: "Die der Verwaltung durch die Polizei vorliegenden Unfallzahlen für die vergangenen drei Jahre bestätigen Ihre Aussagen zu hoher Geschwindigkeiten und Missachtung der Vorfahrt." Die Verwaltung habe versucht, mittels Piktogrammen und Beschilderung Autofahrer auf die Höchstgeschwindigkeit hinzuweisen.
Über den SPD-Ortsverein rief Elfi Mohr dann auch die Bezirksvertretung 9 um Abhilfe. Deren Mitglieder baten die Verwaltung im Juni 2016 mehrere Maßnahmen zu prüfen, die die Verkehrssicherheit erhöhen sollten, unter anderem das Anlegen von Zebrastreifen, das Anbringen von Kreuzungsschildern, sowie Geschwindigkeitskontrollen und eine Überprüfung des Lkw-Durchfahrtsverbotes. In der November-Sitzung 2016 teilte das Verkehrsamt in ihrer Antwort mit, dass sowohl Zebrastreifen als auch Kreuzungsschilder in einer Tempo-30-Zone entbehrlich seien.
Zudem schätzt das Amt für Verkehrsmanagement sowohl die verkehrliche Belastung der Werstener Friedhofstraße als auch die Sicherheitslage anders als Elfi Mohr ein: Eine Auswertung des Verkehrsunfallgeschehens habe ergeben, dass in drei Jahren zuvor in diesem Abschnitt kein Unfall mit Fußgängerbeteiligung dokumentiert sei. Die maximale Fußgängerverkehrsstärke werde in Höhe Dabringhauser Straße vor der Schule erreicht. Zwischen 7.30 und 8.30 Uhr seien täglich 490 Kfz und 155 querende Fußgänger gezählt worden. Für sinnvoll hält die Verwaltung lediglich Maßnahmen, die dazu führen sollen, dass am Übergang von Tempo 50 auf 30 an der Hügelstraße die Autofahrer zur Geschwindigkeitsreduzierung veranlassten. Wie solche Maßnahmen aussehen könnten, hat die Verwaltung der BV noch nicht vorgestellt.
In ihrer jüngsten Sitzung wurde das Gremium über die Ergebnisse des Einsatzes der Geschwindigkeitstafeln im vergangenen Jahr im Stadtbezirk informiert. Dabei gab es an der Werstener Friedhofstraße in Richtung Werstener Feld zwischen dem 15. Dezember 2015 und dem 26. Februar 2016 verdeckte und offene Messungen. Bei der verdeckten Messung wurden 18415 Fahrzeuge erfasst, die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 35 km/h, 605 fuhren über 50. Bei der offenen Messung wurden 3122 erfasst, die Durchschnittgeschwindigkeit lag bei 35 km/h, 279 waren schneller als mit Tempo 50 unterwegs. Diese Zahlen haben das Verkehrsamt dazu veranlasst, Polizei und Ordnungsamt zu bitten, dort regelmäßig zu blitzen.