Vereinsleben in Düsseldorf Wechsel an der Spitze des Eifelvereins
Düsseldorf · Dietrich Sänger zieht sich nach 33 Jahren aus dem Vorstand zurück und blickt auf eine bewegte Zeit. Für die Nachfolge gibt es eine Kandidatin.
Dietrich Sänger weiß nicht, wie viele Kilometer er in seinem bisherigen Leben zu Fuß unterwegs war. Er weiß auch nicht, wie viele Menschen unter seiner Leitung gewandert sind. Er weiß aber, dass es enorm viele gewesen sind – sowohl Kilometer als auch Menschen. Spätestens seit 1980 ist das Wandern das große Hobby des gelernten Sattlers. „Ich war in halb Europa zu Fuß unterwegs“, erzählt Sänger. „Ich bin viel in Düsseldorf, im Siebengebirge, in der Eifel, in Thüringen und ab und zu in den Alpen gewesen. Ich war aber auch in Wales, im Lake Distrikt in England, in den französischen Vogesen oder im Piemont in Italien wandern.“
Wandern war nicht nur sein Hobby, sondern auch seine Aufgabe, denn seit 1988 ist Sänger der Vorsitzende der Eifelverein Ortsgruppe Düsseldorf. Zum 4. April zieht sich der inzwischen 84-Jährige nach 33 Jahren an der Spitze zurück. „Es schmerzt unheimlich, aber ich kann nicht mehr mit auf Wanderungen gehen“, sagt Sänger. „Bis vor kurzem habe ich noch alle 51 Vereinswanderungen im Jahr mitgemacht.“ Die Spätfolgen einer Hüftgelenksentzündung, die er mit sieben Jahren noch in seinem Geburtsort Tabarz (Thüringen) erlitt und die ihn mit einem steifen Bein bedachte, lassen inzwischen keine augedehnten Wanderungen mehr zu.
Zur Nachfolgerin an der Spitze des gut 120 Mitglieder starken Wandervereins mit Sitz in Mörsenboich hat sich Petra Burger bereit erklärt. „So ein Traditionsverein darf nicht sang- und klanglos in der Versenkung verschwinden“, meint sie. 2019 trat sie der Eifelverein Ortsgruppe Düsseldorf bei und leitete 2020 ihre erste Wanderung. „Sie hat sich durch Akkuratesse in der Wanderplanung empfohlen“, stellt der noch-Vorsitzende fest. „Bisher hat sich kein Gegenkandidat bei mir gemeldet.“ So scheint Burgers Wahl bei der Mitgliederversammlung nur noch eine Formsache zu sein.
Sänger machte so einiges zu Fuß in seinem Leben, nicht nur in der freien Natur. So kann er sich noch ganz genau an einen Fußweg im Jahr 1956 erinnern. „Da bin ich von Ost- nach West-Berlin durchs Brandenburger Tor spaziert und nicht wieder in den Osten zurückgegangen“, sagt Sänger lächelnd. „Heute ist das wieder ganz normal, aber damals standen sich dort die Russen und die West-Alliierten quasi Auge in Auge gegenüber.“ Der Ungarn-Aufstand war es, der den Absolventen der Arbeiter- und Bauern-Fakultät veranlasste, von Tabarz über Halle an der Saale, Jena und Berlin in den Westen zu flüchten. „Als die Sowjets den Aufstand mit Waffengewalt beendeten, habe ich es mit der Angst bekommen“, erklärt Sänger. Seit 1961 lebt er in Düsseldorf, wurde Abteilungsleiter bei einer Firma, die Planen herstellt. Er heiratete, wurde Vater zweier Kinder und ist inzwischen auch zweifacher Großvater.
Als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, trat er 1980 dem Eifelverein bei. „Ich bin durch einen Bericht in der RP dazu gekommen“, verrät Sänger. Schnell wurde er Wanderführer und wenig später Wanderbaas. „Ich habe jede meiner Wanderungen mit Karte und Kompass erarbeitet und bin sie vorher alleine abgelaufen“, sagt Sänger. „Dabei habe ich mich nur ein einziges Mal verlaufen.“
Unter seiner Leitung hat die Ortsgruppe des Eifelvereins auch einiges für Düsseldorf getan. So spendeten die Wanderfreunde unter anderem Bäume für den „Wald am Rhein“ und zur Aufforstung nach Sturm „Ela“, Bollerwagen für den Waldkindergarten in Rath, eine Informationsstele im Industriepark Gerresheim, drei Sitzbänke für Kaiserswerth und Geld für die Jugendherberge in Bad Neuenahr nach der Flutkatastrophe. Für diese ganzen Aktivitäten erhielt die Ortsgruppe des Eifelvereins zum 100-Jährigen im Jahr 2008 vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler die Eichendorff-Plakette für besondere Verdienste um die Pflege und Förderung des Wanderns, des Heimatgedankens und des Umweltbewusstseins. So ein traditionsreicher Verein darf einfach nicht sang-und klanglos in der Versenkung verschwinden.