Gottesdienste auf Platt nur eingeschränkt zulässig Jecke bitten Kardinal zur Messe

Düsseldorf · Gottesdienste auf Platt sind nur eingeschränkt zulässig, mahnte Joachim Kardinal Meisner vor wenigen Tagen. In Düsseldorf gibt es deshalb Unruhe. Narren-Chef Oxenfort möchte zu dem Thema nun eine Audienz in Köln.

 Kardinal Meisner plädiert für einen enthaltsamen Umgang mit Sexualität.

Kardinal Meisner plädiert für einen enthaltsamen Umgang mit Sexualität.

Foto: AP, ASSOCIATED PRESS

Morgen wird Joachim Kardinal Meisner einen Brief aus Düsseldorf in der Post haben. Absender: Engelbert Oxenfort, Präsident des Comittees Düsseldorfer Carneval (CC), aktiver Mundart-Pfleger und auch sonst sehr rührig. In dem Brief bittet Oxenfort den Kardinal um eine Audienz. Das Thema: Messen auf Platt.

Solche Messen sind in Düsseldorf seit vielen Jahren und nicht nur im Karneval üblich und sehr beliebt, aber vom Kölner Erzbistum kam vor wenigen Wochen eine so genannte Handreichung dazu. In diesem Papier wird in wohl gesetzten Worten daran erinnert, dass es in der katholischen Kirche nicht erlaubt ist, eine komplette Messe in Mundart zu lesen. Vor allem nicht die liturgischen Texte wie Hochgebet und Wandlungsformel.

Ein Teil der hiesigen Katholiken ist jedoch offenbar nicht gewillt, diese Mahnung aus Köln mit Engelsgeduld hinzunehmen. Beim Prinzenempfang der Jonges jedenfalls giftete CC-Chef Oxenfort Richtung Köln: "Jetzt will Kardinal Meisner uns auch noch das Platt sprechen in der Kirche verbieten. Meisner bliew besser in Kölle, lass uns in Ruh. Mer brauche dich hier nicht in Düsseldorf." Von den Jonges bekam er dazu reichlich Beifall.

Gestern allerdings war Oxenfort wieder in gemäßigterem Ton unterwegs, sandte eingangs erwähnten Brief ab und schlägt auch sonst versöhnlichere Töne an. Am liebsten würde er das Thema mit Meisner persönlich besprechen und hofft auf einen baldigen Termin. Er bietet außerdem an, mit dem Düsseldorfer Prinzenpaar zu kommen, um dem Kardinal einen Orden zu überreichen. Auch sei Meisner herzlich willkommen, wenn er in Düsseldorf bei einer Messe auf Platt dabei sein wolle. Dass Oxenfort den Termin bekommt, ist durchaus denkbar. Der Sprecher des Erzbistums, Stephan Schmidt, erklärte jedenfalls gestern, dass Meisner sich natürlich mit solchen Themen auch selbst beschäftige. Man werde den Brief Oxenforts abwarten und dann entscheiden.

Oxenfort jedenfalls ist sicher " . . . . dass ich mit dem lieben Gott auch auf Platt reden kann. Der versteht mich ganz bestimmt!"

Gottesdienste auf Platt werden regelmäßig und seit vielen Jahren in St. Lambertus zelebriert, unabhängig vom Karneval. Anders als Gottesdienste in Eller und Bilk: Dort kommen in der Karnevalszeit Jecke und Nicht-Jecke zu einem Gottesdienst auf Platt zusammen, teilweise im Kostüm (übrigens ebenfalls verboten).

Schützenhilfe erhalten die Düsseldorfer von Kölner Jecken. Als man dort von Meisners "Handreichung" hörte, gab man den - typisch rheinischen - Tipp, das Ganze zu ignorieren und weiter zu machen wie bisher. Das mache man im Schatten des Domes ebenfalls so. Und außerdem glaubt man, beim Kardinal ein großes Herz für die Narren entdeckt zu haben. Einmal soll er sogar im Dom "Alaaf" gerufen haben.

(RP)
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