Angeblich mit der Queen verwandt Falscher Prinz vor Gericht

Düsseldorf · Ein 59-jähriger Deutscher, der angeblich gern als Verwandter des britischen Königshauses auftrat, muss ab heute wegen Betruges, Urkundenfälschung und Untreue vor dem Düsseldorfer Amtsgericht die Sünderbank drücken.

Seit 60 Jahren verheiratet: Die Queen und Philip
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Foto: AP

Tarnen, täuschen und fix absahnen. Jahrelang soll sich ein 59-jähriger Mann mit dieser Masche durchgeschlagen haben. Bei Geschäftspartnern und zwei einsamen Damen soll er insgesamt mehr als 600000 Euro ergaunert haben.

Heute bringt die Staatsanwaltschaft den Don Juan, geboren in Itzehoe, in Düsseldorf vor den Kadi. Untreue, Urkundenfälschung, Betrug und ähnliche Machenschaften in mindestens zwölf Fällen werden dem Mann vorgeworfen, der gern als Verwandter des englisches Königshauses, ja sogar als Prinz aufgetreten sein soll. Samt Londoner Adresse, samt Rolls Royce, langfristig angemieteter Nobelsuite im Steigenberger Parkhotel und angeblichen zehn Millionen Euro Privatvermögen. Dabei hat der Mann nicht mal blaues Blut, sondern seinen klangvollen Namen ohne von und Titel durch Heirat ergattert.

Luftgeschäfte nennen Staatsanwälte solche Aktivitäten, bei denen ohne reelle Geschäftsgrundlage erhebliche Summen bewegt werden. Luftgeschäfte hat der 59-Jährige laut Anklage auch mit mehreren Geschäftspartnern eingefädelt. Mal soll er Anteile an einer selbst gegründeten Firma verkauft haben, die allerdings nie irgendeine Tätigkeit entwickelt hat. Bei anderer Gelegenheit hat er laut Anklage als angeblicher Multimillionär Geschäftsleute dazu gebracht, mit erheblichem Aufwand eine Geschäftsidee für Wasseraufbereitung mit technischem Wissen sowie rund 60000 Euro voran zu treiben.

Zum Ausgleich sollten die Partner später Aktienanteile erhalten, sobald die Firma in eine AG umgewandelt sei. Dazu kam es aber nie. Im Gegenteil: Klammheimlich soll der Angeklagte mit gefälschten Dokumenten versucht haben, sich das Wissen der Partner beim Deutschen Patentamt auf seinen Namen übertragen zu lassen.

Dabei mag die Kasse des Angeklagten damals ziemlich leer gewesen sein. So hat er nicht nur einen britischen Luxus-Jeep für 75900 Euro geleast, den Wagen dann nach England geschafft - und den Jeepgleichzeitg bei der Polizei in Viersen als gestohlen gemeldet. Er habe zudem in einer gemieteten Lagerhalle einen Rolls Royce Silver Shadow versteckt, den er im September 2000 ebenfalls als gestohlen gemeldet und dafür von der Versicherung mehr als 25000 Euro kassiert hatte. Die größten Erfolge soll der agile "Prinz" jedoch in der Damenwelt errungen haben.

Hier trat er angeblich sogar als lediger Arzt auf oder als ehemaliger CIA-Agent, der kurz zuvor durch einen Millionenbetrug um sein gesamtes Vermögen gebracht worden sei. Bei einer depressiven Akademikerin mit Londoner Adresse soll er damit so viel Mitleid erregt haben, dass sie ihn nicht nur als ihren Verlobten vorstellte und in beste britische Kreise einführte, sondern ihm auch rund 40000 Euro zur Verfügung stellte. Noch härter traf es wohl eine Witwe aus Erkrath.

Ihr soll er nach wenigen Monaten bereits einen Heiratsantrag gemacht haben - obwohl er noch verheiratet war und parallel versucht haben soll, seine Frau für eine "Mitgift von 500000 Euro" an einen anderen Mann zu verheiraten. Und um sich die Erkrather Witwe gefügig zu machen, soll er sich in seinem Nobelzimmer im Steigenberger Hotel eingeschlossen haben, falls die Frau ihm nicht zu Willen war. Insgesamt hat die Witwe ihm laut Anklage 450000 Euro überlassen - so dass sie jetzt nicht mal ihre Miete zahlen kann.

Der Prozess gegen den 59-Jährigen, der in U-Haft sitzt, ist auf zwei Tage angelegt.

(RP)
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