Seniorentheater Wenn Senioren preisgekröntes Theater machen

Sie sind zwischen 63 und über 80 Jahre alt und stehen mit viel Begeisterung und Elan auf der Bühne. Am Mittwoch feiert das Seniorentheater Premiere mit seinem neuem Stück. Inzwischen machen die Männer fast die Hälfte der Mitglieder aus.

 Proben die Senioren sonst nur zweimal die Woche, stehen sie jetzt täglich auf der Bühne. Denn bald ist Premiere.

Proben die Senioren sonst nur zweimal die Woche, stehen sie jetzt täglich auf der Bühne. Denn bald ist Premiere.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Für das Seniorentheater Düsseldorf (SeTa) geht es gerade in die heiße Phase. Am Mittwoch feiert ihr neues Stück „I Hired a Contract Killer oder Wie feuere ich meinen Mörder“ von Aki Kaurismäki Premiere. Proben die Senioren sonst nur zweimal die Woche, stehen sie jetzt täglich auf der Bühne. Sie spielen, singen, tanzen und sorgen für die akustischen Effekte.

Im September erst war die Gruppe in Leipzig. Dort hat sie für ihre Interpretation des Stückes „Peer Gynt“ den Deutschen Amateurtheater-Preis in der Kategorie Seniorentheater gewonnen – und das nicht zum ersten Mal. Seit 2010 wird der Preis alle zwei Jahre verliehen. Direkt im ersten Jahr konnten die Rentner mit ihrer Darbietung von Brechts „Die Kleinbürgerhochzeit“ überzeugen. Auch 2015 waren sie nominiert, da hatte es aber nicht ganz gereicht. Die Schauspieler sind stolz auf ihren Erfolg. „Das ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit“ findet Ulla Krummel. „Und wenn es dann so eine schöne Laudatio gibt, ist das wunderbar“, setzt Rya Kühn hinzu. „Wir haben uns wahnsinnig gefreut; aber wir machen das Ganze natürlich nicht für die Preise. Wir haben einfach den Ehrgeiz, jede Produktion so gut wie möglich zu machen“, erklärt Gabriele Pickart Álvaro, Vorsitzende des Vereins. Es dürfen aber auch gerne noch mehr Auszeichnungen werden. Das SeTa hat sich mit seinem neuen Stück für das Europäische Seniorentheater Festival beworben. „Das Stück ist ideal, weil es mit wenig Text auskommt und so für alle verständlich ist“, sagt die Vorsitzende.

1988 startete das Juta in der Zeitung einen Aufruf. Als Pendant zum Jugendtheater wollte es ein Seniorentheater aufbauen. „60 Leute haben sich damals gemeldet“ erinnert sich Krummel, das einzige aktive Mitglied, das in der ersten Stunde des Theaters dabei war. „Als es dann aber 1989 an die Arbeit ging waren es nur noch 35“. Schnell hatte die Gruppe Erfolg. „Es wurde sogar deutschlandweit über uns berichtet. Seniorentheater war zu der Zeit aber auch nicht so verbreitet wie heute“, so Krummel. Die Mitgliederzahl ist relativ konstant geblieben. „Wir haben 30 Mitglieder. Davon sind 20 schauspielerisch aktiv“, sagt Pickart Álvaro. Die Altersspanne reicht von 63 bis Ende 80. Das älteste nicht-aktive Mitglied ist schon 92. Seit damals habe sich einiges verändert, berichtet die ehemalige Vorsitzende Krummel. „Der Zusammenhalt war damals anders. Nach den Proben ging es immer in die Wirtschaft. Dort wurde kritisiert und gelobt. Das machen wir nicht mehr.“ Aber ohne die ständige Kritik fühle sie sich auch viel wohler im Verein. Privat treffen würde man sich immer noch ab und zu, wirft Rolf Kaulmann ein. Aber früher habe es mehr Alleinstehende gegeben, meint der stellvertretende Vorsitzende, die hätten mehr Zeit gehabt. Auch die Zusammensetzung war damals anders. „Es gab gerade mal zwei Männer“, erzählt Kaulmann. „Zeitweise hatten wir einen Aufnahmestopp für Frauen“, erinnert sich Krummel. Jetzt machen die Herren fast die Hälfte der Mitglieder aus: „Manchmal übernehmen die Männer auch Frauenrollen, da sind wir ganz modern.“

Die Mitglieder des SeTa stellen hohe Ansprüche an ihre Vorstellungen. Daher haben sie für Regie, Ausstattung und Choreografie professionelle Unterstützung an ihrer Seite. Regisseurin Kathrin Sievers ist es auch, die die Stücke auswählt und die Rollen verteilt. „Das Schöne ist, ältere Menschen haben eine tolle Ausdruckskraft. Die sind im Gegensatz zu Jugendlichen richtige Typen und können dann passend besetzt werden“, erläutert Sievers. Ein wenig Mitspracherecht haben die Senioren aber auch, sagt Kaulmann mit einem Zwinkern.

Mitmachen kann bei SeTa jeder Senior, dem es ernst mit der Schauspielerei ist. Jedem sollte aber klar sein, dass eine Menge Arbeit im Spiel ist. „Das hält viele ab“, so Pickart Álvaro. Arbeit, die sich aber lohnt. „Ich bin nach Aufführungen immer ganz glücklich und stolz. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir das toll hinbekommen haben“, findet Kühn

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