Düsseldorf Fähre für den Unterbacher See

Düsseldorf · Der neue Geschäftsführer des Zweckverbandes, Peter von Rappard, will mit weiteren Freizeitangeboten mehr Besucher an den See holen. Der Camping-Tourismus soll wachsen. Der Landschaftsschutz ist ein Schwerpunkt trotz der Probleme mit Kanadagänsen.

 Peter von Rappard sieht Andenkenstücke auch als Symbol: Er sieht sich als Steuermann des Zweckverbandes Unterbacher See.

Peter von Rappard sieht Andenkenstücke auch als Symbol: Er sieht sich als Steuermann des Zweckverbandes Unterbacher See.

Foto: Janicki, Dietrich

Herr von Rappard, Sie sind der neue Geschäftsführer des Erholungsgebietes Unterbacher See. Waren Sie schon baden im Unterbacher See?

von Rappard Natürlich. Ich war hier oft schwimmen seit meiner Jugendzeit. Der Unterbacher See liegt toll in der Landschaft. Erst als ich bei der Düsseldorfer Bädergesellschaft beschäftigt war, bin ich in deren Bädern intensiver schwimmen gegangen.

Wenn Sie beruflich schwimmen, sehen Sie dann die Anlagen mit anderen Augen?

von Rappard Nach den vielen Erfahrungen im Beruf habe ich einen anderen Blick, achte beispielsweise darauf, ob der Service gut ist oder ob etwas verbessert werden kann. Aber ich kann mich einfach auch erholen.

Was hat Sie gereizt, die Geschäftsführung des Unterbacher Sees zu übernehmen?

von Rappard Das Gebiet des Unterbacher Sees ist wundervoll abwechslungsreich. Der See liegt in einer reizvollen Landschaft. Es gibt unterschiedliche Erholungsmöglichkeiten: Baden, Segeln, Joggen, Wandern, Radfahren und Camping. Mich hat es schon als Kind in die Natur gezogen, ich habe gern im Wald gespielt. Und vom Unterbacher See war ich begeistert. Als sich dann die Chance bot, die Geschäftsführung zu übernehmen, habe ich mich beworben. Ich freue mich, dass ich jetzt in der Natur arbeiten kann.

Die Konkurrenz zu anderen Freibädern ist groß. Wie wollen Sie Besucher an das Erholungsgebiet binden?

von Rappard Der Unterbacher See ist natürlich viel mehr als nur ein Freibad. Der Unterbacher See hat speziell durch seine Lage anderen Anlagen gegenüber viele Vorteile. Wie gesagt, die Landschaft ist wundervoll. Und sie liegt nahe an der Stadt. Düsseldorf wächst, bekommt mehr Einwohner. Und die suchen ein Erholungsgebiet. Da kann der naturbelassene See, der quasi um die Ecke liegt, punkten.

Man kann sich also auf den natürlichen Vorteilen ausruhen?

von Rappard Nein, es kommt auch auf die Qualität des Angebotes an. Und die wollen wir weiter verbessern. Ein Ziel ist es, die Menschen mehr zum See heranzuholen. Das Wanderwegenetz und auch Radfahr-Routen ziehen viele Erholungssuchende an und müssen gepflegt und ausgebaut werden. Die Parkplätze, die wegen des Naturschutzes größtenteils nur Schotter haben, müssen in Schuss gehalten werden. Und die Camping-Anlagen können optimiert werden und eine bessere Anbindung zum See bekommen. Zudem kann mehr um Touristen geworben werden, die für einige Zeit am Unterbacher See campen können.

Planen Sie zusätzliche Angebote?

von Rappard Es gibt bereits einige Ideen. Wir prüfen zurzeit, ob sie umgesetzt und finanziert werden können. Denkbar ist beispielsweise eine Fähre zwischen Nord- und Südstrand mit einem Elektromotor, der mit Strom aus einer Photovoltaik-Anlage gespeist wird. Im Strandbad Süd kann der gerade neu erstellte Mehrgenerationen-Spielplatz als Mehrgenerationen-Treffpunkt weiter ausgebaut werden. Wir wollen verstärkt alle Generation ansprechen. Und im östlichen Teil des Sees könnte eine Flachwasserzone angelegt werden, die für Spaziergänger ein schöneres Landschaftsbild bietet. Diese Flachwasserzone wird vom Naturschutzbund Deutschland vorgeschlagen, der bessere Lebensbedingungen für Pflanzen und Tieren schaffen will.

Vertragen sich Bade- und Bootsbetrieb einerseits und Landschaftsschutz andererseits?

von Rappard Ein verträgliches Miteinander ist unser Ziel. Schließlich profitiert der Unterbacher See von der reizvollen Landschaft. Deshalb gibt es gute Kontakte zur Landschaftsbehörde der Stadt, zu Naturschützern und auch zu dem Verein "Rettet das Naherholungsgebiet Unterbacher See", der die Erholung in der Natur unterstützt.

Aber Natur wird durch intensive Erholung beeinträchtigt.

von Rappard Der Unterbacher See war bei Renaturierung der Baggerseen immer als Erholungsgebiet geplant. Naturschutzgebiete mit strengen Auflagen zum Schutz seltener Tiere und Pflanzen liegen in der Nachbarschaft, am Elbsee und im Eller Forst.

Aber die Natur beeinträchtigt auch den Badetrieb. Die Kanadagänse nutzen die Liegewiesen und lassen ihren Kot dort. Wie werden Sie mit dem Problem fertig?

von Rappard Wir müssen den Gänsen natürliche Alternativen bieten. So haben wir eine Grünfläche neben den Liegewiesen freigemacht, die die Gänse zum Fressen aufsuchen können. Bäume, die ihnen die Sicht auf den See versperren, sollen noch weggenommen werden.

Und wenn die Gänse nicht mitspielen?

von Rappard Die Tiere sind klug und merken sich, wo sie ihre Ruhe haben. Wenn sie von den Liegewiesen allein schon durch die Anwesenheit der Besucher gestört werden, ziehen sie sich mit der Zeit auf den ruhigen Teil zurück. Solange das nicht geschieht, müssen wir jeden Tag das Gelände säubern. Das ist eine notwendige Aufgabe, die bewältigt werden muss, weil Sauberkeit ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist.

In Qualität muss investiert werden. Die Einnahmen hängen von der Witterung ab, weil bei schlechtem Wetter nur wenige kommen. Es kann Defizite geben. Leiden darunter die Angebote?

von Rappard Wir müssen scharf rechnen. Unter allen Umständen wollen wir die Qualität in den Kernangeboten verbessern. In unserem Wirtschaftsplan gehen wir von einem Etat von rund 2,5 Millionen Euro aus. Natürlich waren im vergangenen kühlen, verregneten Sommer die Einnahmen geringer als veranschlagt. Es kamen nur 88 000 Besucher. Im Spitzenjahr 2003 waren es mehr als 300 000. Wenn die Saison gut läuft, haben wir bei Investitionen einen größeren Handlungsspielraum. Außerdem ist das Risiko durch die unterschiedlichen Angebote etwas geringer. Segler kommen gerne auch bei heftigem Wind und wechselhaftem Wetter.

Aber der Unterbacher See ist ein Zuschussbetrieb.

von Rappard Ja. In 2012 gehen wir von einem Zuschussbedarf von 810 000 Euro aus, den die Kommunen des Zweckverbands Hilden, Erkrath und Düsseldorf tragen. Auf Düsseldorf entfällt natürlich der Löwenanteil. Aber wir setzen alles daran, den Zuschuss zu minimieren. Wir arbeiten auch daran, Sponsoren für eine bessere Ausstattung und neue Angebote zu finden.

Können Sie ihre Forderungen angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage durchsetzen?

von Rappard Glücklicherweise sind die Kommunen und vor allem Düsseldorf bereit, das Erholungsgebiet Unterbacher See zu unterstützen. Sie sehen es als eine notwendige soziale Leistung an. Denn es geht ja nicht nur um Schwimm- und Badevergnügen, sondern auch um Angebote für Spaziergänger und Radfahrer, um ein intaktes Wegenetz und um die Landschaftspflege.

Michael Brockerhoff führte das Gespräch

(RP/url)
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