Düsseldorf Dirk Elbers geht sehr leise aus dem Amt

Düsseldorf · Am Sonntag hat der abgewählte OB seinen letzten Termin absolviert, Montag ist der offiziell letzte Tag seiner Amtszeit.

 Der letzte Auftritt Dirk Elbers' als Oberbürgermeister gestern bei der 60-Jahr-Feier des Bürger- und Heimatvereins Unterbach.

Der letzte Auftritt Dirk Elbers' als Oberbürgermeister gestern bei der 60-Jahr-Feier des Bürger- und Heimatvereins Unterbach.

Foto: Andreas Bretz

Eine offizielle Verabschiedung wird es nicht geben, Elbers geht eher leise aus dem Amt. So wie am Abend der Stichwahl, als seine Niederlage feststand - da verließ er das Rathaus durch die Küche und einen dahinter liegenden Nebeneingang. Er wollte es so, heißt es. Typisch für diesen Mann, der im Amt zwar an Statur gewann, aber nur manchmal den Eindruck erweckte, sich wohlzufühlen. Angestrebt hatte er es nicht, es war ihm zugefallen, weil der Amtsinhaber, Joachim Erwin, im Mai 2008 starb und die CDU einen Nachfolger finden musste.

Erwin und Elbers - eine ganz besonders schwere Beziehungskiste, und zwar über den Tod des Vorgängers im Amt hinaus. Von 2002 bis 2008 war Elbers CDU-Fraktions-Chef im Rat, ab 2004 Erster Bürgermeister. So nahe wie er dem damaligen Rathaus-Chef war, war es außer dessen engster Umgebung keiner. Was für Elbers keineswegs leicht war - dass Erwin seinen ersten Mann in der Fraktion nicht selten von oben herab behandelte und persönlich verletzte, war schon damals kein Geheimnis. Es hat das Denken des späteren OBs über seinen Vorgänger geprägt und war bis zuletzt spürbar.

Kritiker: Elbers als Nachlassverwalter?

Das war umso tragischer, weil Elbers natürlich in die zahlreichen Projekte einsteigen musste, die durch Erwin oder zu seiner Zeit auf den Weg gebracht wurden. Daraus konstruierten manche allen Ernstes den Vorwurf, Elbers sei ja nur Nachlassverwalter. Als ob Projekte wie Kö-Bogen, Wehrhahnlinie-Schulmaster-Plan, Kita-Beitragsfreiheit frei verfügbare Masse seien und jederzeit gestoppt werden könnten.

Seine Lebensplanung war es eh nicht gewesen, OB zu werden - über eine Nachfolge für Erwin begann man erst nachzudenken, als klar war, dass der nicht wieder gesunden würde. Ob es stimmt, dass die Union zuerst auf Hildgard Müller (damals für die Union im Bundestag) oder Klaus Heiner Lehne (für die CDU im EU-Parlament) setzte, beide aber keine Neigung zeigte, ist nie bestätigt worden. Fest steht aber, dass es kein Gedränge um das Amt gab und Elbers sich nach dem Spruch "Der Dirk muss es machen!" als loyaler Parteisoldat verhielt.

Was bleibt von Dirk Elbers?

Was bleibt von ihm? Natürlich haftet ihm der Ruf des Wahlverlierers an. Eine Kooperation aus CDU und FDP, nicht nur beim bürgerlichen Bündnis selbst als erfolgreich eingestuft, wird dennoch abgewählt - das lag gewiss sehr stark am ungeschickten Auftritt der Nummer Eins. "Nicht Geisel hat die Wahl gewonnen, Elbers hat sie verloren!" ist daher eine weit verbreitete Auffassung.

Aber die Union ist gerade in der Phase, in der sie begreift, dass auch sie selbst es nicht verstanden hat, die Erfolge in der Stadt für sich zu nutzen. Von der Siegesgewissheit wie berauscht, schaute die Partei - anfangs noch spöttisch-amüsiert - dem Gegenkandidaten zu, der durch die Stadt raste und sich bekannt machte. Als die Stimmung mehrere Wochen vor der Wahl kippte, wollten viele das nicht wahrhaben, hofften darauf, mit einem blauten Auge davon zu kommen.

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Foto: dpa, mg

Das Ergebnis ist bekannt.

Was also bleibt von Elbers, außer dem Gedanken an diese Niederlage? Tragischerweise hat er es - unabsichtlich - geschafft, selbst einen Erfolg wie den ESC in Düsseldorf zu einem Negativ-Beispiel für sein Agieren umzufunktionieren. Dabei gibt es einige Pluspunkte: Die weiter ausgebaute Beitragsfreiheit der Kitas war schon auf dem Weg, aber er hat sie konsequent umgesetzt, er pochte auf Schuldenfreiheit, auch als die Gewerbesteuer zwischenzeitlich nicht so üppig sprudelte wie in früheren Jahren.

Elbers war nie der Stadtvater

Um das durchzuhalten, verschob er teure Investitionen, oder strich sie ganz. Vor allem tat er das, was "Sparen" wirklich bedeutet - Geld auf die hohe Kante legen. Natürlich war das nicht allein sein Verdienst, die Liberalen halfen ihm, und sein Kämmerer Manfred Abrahams sowieso. Aber Elbers hätte es alles auch anders machen können.

In Erinnerung bleiben wird jedoch auch sein ungeschickter Auftritt, seine Unfähigkeit, nach außen das Bild des Kümmerers zu schaffen, stattdessen interpretierten die Menschen sein auch von Unsicherheit geprägtes Verhalten als fürstliche Attitüde, nicht zuletzt, weil er nie den Charme eines Stadtvaters entwickelte. Dass er zudem den Eindruck zuließ, schwierige Themen zu scheuen, lieber auf Luxusläden-Eröffnungen ging als in Aufsichtsratssitzungen - das verursachte böses Gerede.

Zumal Dutzende von Kontaktsuchenden, auch Hochrangige aus Politik und Wirtschaft, oft nicht einmal eine Antwort aus dem Büro 01 (die Machtzentrale des Rathauses) erhielten, wenn sie dort per Brief oder Mail ihre Anliegen vortrugen. Nun also morgen der Wechsel - an dem Tag, an dem Joachim Erwin 65 geworden wäre.

(RP)
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