Düsseldorf Die Kunsthalle wird zur offenen Werkstatt

Düsseldorf · Die Macher das Open-Source-Festivals verwandeln das Museum für einen Tag in ein Labor für Musik, Kunst und Performance.

Die Avantgarde ist in Düsseldorf zu Hause. Schon in den 60er Jahren zogen Künstler wie Joseph Beuys oder die Zero-Gruppe um Günther Uecker, Heinz Mack und Otto Piene Musiker und andere Kreative in die Stadt. In den 70er Jahren begründete Kraftwerk in Düsseldorf die elektronische Popmusik. Die Wechselwirkungen zwischen Kunst und Musik sind in Düsseldorf besonders sichtbar. Um diese Synergien zu nutzen, haben sich die Macher des Open-Source-Festivals ein neues Format überlegt - die "Time-based-academy" (TBA). Morgen zeigen Studenten aller Kunstgattungen aus ganz Nordrhein-Westfalen ihre Projekte in der Kunsthalle. Die Akademie findet am Tag vor dem Open-Source-Festival statt. Deswegen "zeitlich begrenzt".

Der Begriff "Akademie" passt dem Direktor der Kunsthalle, Gregor Jansen, eigentlich nicht. Er legt eine Institutionalisierung nahe, die bei der TBA nicht erwünscht ist. "Wir setzen bewusst auf die Durchmischung des klassischen Modells von Dozent und Student", sagt Jansen. Stattdessen werden die Formen geöffnet, so dass die Studenten anderen Studenten und interessierten Besuchern ihre Projekte zeigen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Grenzen zwischen den Kunstgattungen aufzubrechen. "Diese Akademie soll ein Forum für Kunst, Musik, Performance und Diskurs sein", sagt Jansen.

Daher auch die lose Struktur des Programms. Nicht alle Teilnehmer sind Studenten. Ab 15 Uhr öffnet die Kunsthalle die Türen für Akademiebesucher. Der Eintritt ist frei. Auch der benachbarte Salon des Amateurs macht mit. Einige Workshops und Performances finden zwischen 15 und 22 Uhr durchgehend statt. Ralf Brög vom Düsseldorfer Site-Magazin bietet einen Workshop zu "crossmedia publishing" an.

Andere Einheiten werden nur einmalig angeboten, wie etwa das Gespräch mit Moritz Reichelt von der Düsseldorfer Popgruppe "Der Plan" und Björn Beneditz von "Deichkind" (20.30 Uhr im Salon des Amateurs). Ab 21.30 Uhr unterhalten sich RP-Redakteur Philipp Holstein und Kunsthallen-Direktor Gregor Jansen über ihre Lieblingslieder und legen im Salon des Amateurs auch auf. Um 22.30 Uhr werden sie von drei DJs abgelöst, darunter auch die Amerikanerin Laurel Halo, die am Samstag beim Open Source Festival auftreten wird. Das ist ganz im Sinne von Philipp Maiburg, Initiator des Festivals, und Mischa Kuball, Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Seit Jahren besteht eine Kooperation des Festivals mit der Kölner Hochschule. Kuballs Studenten stellen ihre Werke auf dem Gelände der Düsseldorfer Galopprennbahn aus, wo das Festival stattfindet.

Aus dieser Zusammenarbeit ist letztlich auch die Idee für eine neue Veranstaltung entstanden, erklärt Maiburg. Mischa Kuball ist davon überzeugt, dass es den klassischen Künstler, der nur eine Gattung beherrscht, nicht mehr gibt. Schon heute verschmelzen Kunstwerke zu multimedialen Sinnerlebnissen. Diesen Prozess möchte Kuball mit der Idee der Akademie begleiten. Das Ganze gleicht einem großen Experiment, die Kunsthalle wird zum kreativen Labor mit offenem Ergebnis.

Maiburg und Kuball sind davon angetan, wie schnell die Idee eine Eigendynamik entwickelt hat. Und das, obwohl die Vorbereitungszeit kurz war. Im November entstand die Idee. In einem knappen halben Jahr musste man Teilnehmer, Geld und einen Veranstaltungsort finden. Die Kunsthalle bot sich an, weil sie mit ihrem Projekt "Bühne" schon zu Beginn des Jahres Performance, Tanz und Theater ins Museum holte. Sie unterstützt das Festival nicht nur mit ihren technischen und personellen Ressourcen, sondern gab auch Geld ins Budget, ebenso wie die Julia Stoschek Collection. Die Teilnehmer kamen fast wie von selbst.

Für die Zukunft wünscht sich Maiburg, dass die "Time-based-Academy" regelmäßig und vielleicht über mehrere Tage stattfinden kann. "Wir merken schon jetzt, dass das Interesse riesig ist und dass wir das Projekt über die Landesgrenzen hinaus ausdehnen können", sagt Kuball. Er trägt die Idee der Akademie auch in die Welt hinaus. Maiburg und Kuball möchten die Kunst- und Musikhochschulen in NRW und die Heine-Universität auch stärker einbinden. Der Gedanke soll sich nicht nur im Internet, sondern auch im Dunstkreis der Hochschulen verbreiten.

(RP)
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