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Brücken in Düsseldorf Die Kniebrücke wird angehoben

Düsseldorf · Unter dem 564 Meter langen Bauwerk werden die Lager ausgetauscht. Dafür setzen Ingenieure die Brücke auf Stützen, die sie Ende nächster Woche um zehn Millimeter nach oben drücken – und zwar während die Autos hinüberrollen.

Düsseldorf: Arbeiten an der Rheinkniebrücke
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Unter dem 564 Meter langen Bauwerk werden die Lager ausgetauscht. Dafür setzen Ingenieure die Brücke auf Stützen, die sie Ende nächster Woche um zehn Millimeter nach oben drücken — und zwar während die Autos hinüberrollen.

Unter der Kniebrücke vollzieht sich Ende nächster Woche große Ingenieurskunst, und kein Autofahrer wird es bemerken. Vier Stützen pressen den linksrheinischen, weit mehr als 1000 Tonnen schweren Teil des Bauwerks zehn Millimeter nach oben. Damit entsteht genügend Raum, um die Lager zu tauschen, auf denen die Brücke liegt. All das geschieht, ohne dass der Verkehr dafür gestoppt werden müsste. Nicht einmal ein Ruckeln werden die Autofahrer spüren. Die Kosten des Projekts im Auftrag der Landeshauptstadt liegen bei rund 180 000 Euro.

Aktuell ist von den Arbeiten vor allem ein großes Loch zu sehen. Die Mitarbeiter des zuständigen Unternehmens Maurer Söhne aus Lünen tragen unter der Brücke Steine ab und graben rund um die Fundamente. In den nächsten Tagen werden sie die Löcher mit Beton füllen, um so die Basis für die genannten Stützen zu schaffen. Die Stützen könnten nicht auf der Wiese oder den Wegen am Rhein stehen, weil jede Einzelne von ihnen 330 Tonnen trägt und sie ein entsprechend hohes Eigengewicht mitbringen. Zuvor haben die Mitarbeiter bereits die Durchführungen für die Gasleitungen der Stadtwerke erweitert, damit diese beim Anhub genügend Spiel haben und nicht beschädigt werden. Die Brücke hat durch ihre Dehnungsfugen in der Fahrbahn und fürs Gelände genügend Spielraum für die Aktion.

Bis Ende nächster Woche sollen die Stützen stehen. Das Anheben selbst wird dann nur eine gute Minute dauern. Die gesamten Arbeiten müssen bis Ende November abgeschlossen sein, weil dann die Hochwasser-Saison beginnt und die Stützen unter Wasser stehen könnten.

Maurer Söhne ist weltweit für seine Brückenlager und die dazugehörige Bautechnik bekannt. Die riesige Sutong-Brücke über den Yangtse in China trägt Dehnungsfugen und Seildämpfer von dem Unternehmen mit Hauptsitz in München und Tochterfirmen in rund 60 Ländern. Im Hauptbahnhof von Berlin sind Lager von Maurer Söhne ebenso eingebaut wie in der Brücke des 25. April in Lissabon oder der berühmten Fußgängerbrücke "Pedro Arrupe" im spanischen Bilbao.

In Düsseldorf hat das Unternehmen die Lager der Fleher Brücke ausgetauscht und wird in den kommenden Wochen auch an der Theodor-Heuss-Brücke arbeiten. Dort werden die Dehnungsfugen, die bisher nur so breit sind wie die Fahrbahn, auf den Rad- und Fußweg verlängert.

Unter der Rheinkniebrücke tauschen die Ingenieure Topflager gegen Kalottenlager. Topflager sind Gummikissen, die oben und unten von Stahl umgeben sind. Sie federn den Druck ab, der von oben kommt und sich normalerweise zu den äußeren Enden der Brücke ausdehnen würde. Mittlerweile sind diese Topflager verrostet und verschlissen, deshalb kommen nun Kalottenlager zum Einsatz. Sie bestehen aus einem halbrunden Kern. Die gerade Oberfläche nimmt den Druck gleichmäßig auf und verteilt ihn dank der runden Form auf der Unterseite entsprechend des Drucks.

Die Kniebrücke war bereits in den vergangenen Jahren Schauplatz spektakulärer Arbeiten. 2009 und 2010 hatten die beiden Pylone auf einer Fläche von 4500 Quadratmetern einen neuen Korrosionsschutz erhalten, dann folgten im Vorjahr die Pfeiler bis zu den Fundamenten. Allein für die Gerüste wurden 88 Tonnen Stahl verbaut und ein Aufzug mit 95 Meter Förderhöhe installiert.

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