Uniklinik Düsseldorf Dicke Luft zwischen Verdi und Klinikleitung wegen Streiks

Düsseldorf · Der Streik der Beschäftigten an der Uniklinik in Düsseldorf war am Dienstag massiv spürbar. Die Patienten erhielten nur einen Eintopf, Fahrdienste fielen aus. Jetzt gibt es Streit, wer über dringende Operationen entscheidet: Verdi oder die Chefärzte?

 Verdisekretärin Herma Janßen sprach gestern zu den mehr als 400 Streikenden der Düsseldorfer Uniklinik. Es geht um Überlastung und einen Haustarifvertrag.

Verdisekretärin Herma Janßen sprach gestern zu den mehr als 400 Streikenden der Düsseldorfer Uniklinik. Es geht um Überlastung und einen Haustarifvertrag.

Foto: Veit Mette

Der Streik der Beschäftigten der Düsseldorfer Uniklinik und der Mitarbeiter in zwei Tochtergesellschaften hat am Dienstag weite Teile des Krankenhauses stark beeinträchtigt. Weil besonders im Küchenbereich viele Beschäftigte in den Ausstand traten, waren dort die Auswirkungen des Streiks für alle Patienten zu spüren: Dort fehlten alleine mehr als 35 Personen.

"Hier sprangen Kollegen aus dem Bereich ,Einkauf' als Aushilfskräfte ein. Sie wurden zuvor entsprechend geschult und eingewiesen und halfen bei der Verteilung der Speisen", sagte Stefan Dreising, Sprecher der Uniklinik. So konnte die Notfallversorgung für die Patienten sichergestellt werden. Konkret hieß das für alle Patienten, dass es nur Eintopf gab. Komplett geschlossen wurde hingegen die Mitarbeitercafeteria.

Teilweise kam es auch zu langen Wartezeiten beim Patiententransport. Patienten mussten eine Stunde und länger auf den Transport zu einer Behandlung oder Untersuchung warten. Geschlossen blieb auch die Kita des Uniklinikums aufgrund des Streiks. Daher waren auch viele Mitarbeiter unmittelbar betroffen. Ein Drittel der normal 120 Operationen pro Tag musste verschoben werden.

 Im Anschluss an die Kundgebung zogen die Klinik-Mitarbeiter in einem Demonstrationszug zum Zakk.

Im Anschluss an die Kundgebung zogen die Klinik-Mitarbeiter in einem Demonstrationszug zum Zakk.

Foto: Veit Mette

Mit Beginn der Frühschicht um 6 Uhr starteten die Streiks in Düsseldorfs größtem Krankenhaus. Am Nord- und Südeingang, verschiedenen Fußgängereingängen und an der Witzelstraße wurden Streikposten von Verdi aufgestellt, die die Mitarbeiter über den Arbeitskampf informierten. Bereits eine halbe Stunde zuvor war ein Streiktelefon eingerichtet worden. "Etwa ein halbes Dutzend Mitarbeiter meldete sich dort. Sie gaben an, ihre Vorgesetzten würden sie nicht am Streik teilnehmen lassen", sagt Verdi-Sekretär Jan von Hagen.

Um 8 Uhr formierten sich dann etwa 300 Angestellte zur Kundgebung am Moorenplatz. Unterstützt wurden sie von 300 Auszubildenden, die geschlossen durch das Klinikgelände gezogen waren und Sprechchöre wie "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut", skandierten.

Bei der Kundgebung sprachen diverse Funktionäre der Dienstleistungsgewerkschaft. Verdi-Geschäftsführerin Stephanie Peifer versicherte den Krankenhausmitarbeitern die Solidarität von Verdi Düsseldorf. Ein Vertreter der Azubis klagte auf dem Podium: "Die Ausbildung leidet massiv unter der Unterbesetzung mit Personal. Eine Lehre findet kaum statt, wir werden nur noch als reguläre Arbeitskräfte missbraucht." Der Chef der Gesundheitssparte von Verdi, Wolfgang Cremer, bezeichnete die personelle Unterbesetzung als einen "Skandal".

Um kurz nach 9 Uhr formierten sich die 400 Mitarbeiter zu einem Demonstrationszug im Nieselregen und gingen über den Lastring in Richtung Zakk. Weil die Straße dadurch zeitweise von der Polizei für den Verkehr gesperrt wurde, kam es zu erheblichen Verzögerungen für morgendliche Pendler.

Bei dem Arbeitskampf geht es um zwei verschiedene Aspekte. Zurzeit gilt für die Mitarbeiter in den beiden Tochterunternehmen, die sich etwa um Pförtnerdienste, Transporte oder Küche kümmern, nicht der Tarifvertrag der übrigen Klinikbeschäftigten. Entsprechend erhalten sie laut Verdi 400 bis 700 Euro weniger Lohn als ihre Kollegen bei der Muttergesellschaft. Außerdem gebe es kein Weihnachtsgeld und keine betriebliche Altersvorsorge. Verdi will das ändern und hat schon fünf Mal zum Warnstreik aufgerufen.

Für die Beschäftigten bei der Uniklinik Düsseldorf selbst war es der erste Streiktag, sie fordern einen Entlastungstarifvertrag und sagen, weite Teile des Uniklinikums seien unterbesetzt.

Die Arbeitgeberseite lehnt die Forderungen ab und erklärt sich für nicht zuständig. "Das Uniklinkium (UKD) ist als Mitglied des Arbeitgeberverbands des Landes an die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) gebunden. Auch in der Vergangenheit hat die TdL die entsprechenden Tarifverhandlungen geführt und nicht das UKD. Da die TdL stellvertretend für alle an die Tarifgemeinschaft gebundenen Einrichtungen mit Gewerkschaften Verhandlungen führt, hat das UKD für Tarifverhandlungen mit Verdi auf örtlicher Ebene gar kein Manda", hieß es in einer Erklärung. Dies sei Verdi mehrfach schriftlich mitgeteilt worden, sagt Kliniksprecher Stefan Dreising.

Außerdem eskaliert gerade ein Streit darum, wer bei medizinischem Personal über Streiks entscheidet. Die Streikleitung hätte sich geweigert, streikendes Personal für die medizinisch dringliche Patientenversorgung zurückzuschicken, sagt der Kliniksprecher. "Für das Uniklinikum steht jedoch weiterhin fest, dass die Letztentscheidung über die Dringlichkeit einer medizinischen Maßnahme beim Arzt und nicht bei nicht-medizinischen Streikleitungen liegt", sagt Klaus Höffken, Ärztlicher Direktor des Klinikums. Verdi beruft sich auf das Streikrecht.

(tb.)
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