Dormagen SPD-Vize-Bürgermeister verweigert Wahlkampf für Grünen

Dormagen · Ein Wechsel an der Spitze eines Ortsvereins (OV) ist nichts Außergewöhnliches. Für die SPD Zons-Stürzelberg wurde Gerd Sräga (57) zum Vorsitzenden gewählt. Andreas Behncke (34), stellvertretender Bürgermeister in Dormagen, war zu den turnusgemäß anstehenden OV-Wahlen nicht mehr angetreten.

 Andreas Behncke ist nicht mehr im SPD-Ortsvereinsvorstand.

Andreas Behncke ist nicht mehr im SPD-Ortsvereinsvorstand.

Foto: Ati

Die Gründe bergen Zündstoff: "Der Ortsvereinsvorsitzende ist der oberste Wahlkämpfer, und ich kann für einen Grünen-Landratskandidaten nur mit angezogener Handbremse Wahlkampf machen", erläutert Andreas Behncke auf Nachfrage. "Und das hat weder der Kandidat noch die SPD verdient", sagt er. Das habe nicht in erster Linie mit der Qualifikation von Hans Christian Markert als gemeinsamer Kandidat der Opposition zu tun. "Wir als große stolze Volkspartei mit 2000 Mitgliedern sind nicht in der Lage, einen eigenen Kandidaten zu stellen - und das wird im kleinen Personenkreis einfach so entschieden", weist Behncke auf die Entscheidung im SPD-Kreisvorstand hin. Er war als möglicher Kandidat ins Spiel gebracht worden, als es keinen Bewerber gab. Beleidigt sei er nicht, nur über das Vorgehen erstaunt. "Da wünsche ich mir mehr Basisdemokratie: Sollen doch alle SPD-Mitglieder entscheiden, ob sie einen grünen Kandidaten wollen", sagt Behncke. Dann sei das zu akzeptieren.

Verwundert reagierte SPD-Kreisvorsitzender Klaus Krützen auf die Vorwürfe: "Das wurde nicht im kleinen Kreis entschieden, sondern mit allen Stadtverbänden besprochen." Es gebe "seit Mittwoch eine einstimmige Empfehlung des Vorstands für Markert". Beim Aufstellungsverfahren könnten sich auch SPD-Kandidaten zur Wahl stellen - "da haben sowieso die Mitglieder das Wort".

Behncke sagt, er habe den erfolgreichen Kommunalwahlkampf 2014 in Dormagen für SPD und Bürgermeister Erik Lierenfeld "mit 100 Prozent Herzblut und voller Überzeugung" machen können. Das sei jetzt nicht der Fall. Beim Grünen-Kandidaten komme hinzu, dass der Wahlkampf auch inhaltlich schwierig sei. "So schwer es mir fällt, einen CDU-Politiker zu loben: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hat den Rhein-Kreis wirtschaftspolitisch gut aufgestellt", sagt Behncke. Da sei es schwer, dagegenzuhalten, vor allem bei der Forderung nach vorzeitigem Braunkohle-Ausstieg. Bei anderen Themen wie soziale Gerechtigkeit könne ein Gegenkandidat punkten.

(NGZ)
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