Dormagen Plötzlich Mutter

Dormagen · Sandra Bergen ist 21 Jahre und hat einen neun Monate alten Sohn: Joel-Gabriel war kein Wunschkind, doch längst kann sich die junge Mutter ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Jetzt sucht sie einen Ausbildungsplatz.

 Ein Duo, das zusammengewachsen ist: Sandra Bergen (21) und ihr Sohn Joel-Gabriel (9 Monate).

Ein Duo, das zusammengewachsen ist: Sandra Bergen (21) und ihr Sohn Joel-Gabriel (9 Monate).

Foto: Stefan Büntig

Joel-Gabriel sitzt auf dem Boden und begutachtet seine Rassel. Allein sitzen klappt schon ganz gut. Nur wenn die Freude zu groß wird, kann es passieren, dass der kleine Mann plötzlich einfach umkippt – plumps. Und dann kommen die Tränen. Trösten kann dann nur eine, die Mama. Und die ist da, wenn der Nachwuchs einen Laut von sich gibt.

"Es ist toll, dass Joel da ist", sagt sie und streichelt ihrem Nachwuchs liebevoll die Wange. Doch Sandra kennt auch ganz andere Gefühle, was ihren Sohn betrifft, nämlich Angst und Unsicherheit und auch den Gedanken, das Kind gar nicht haben zu wollen. 20 Jahre alt war die Dormagenerin, als sie schwanger wurde – ungewollt. "Ich wollte mich um einen Ausbildungsplatz als Verkäuferin bewerben", erzählt sie, ging aber noch zur Schule. Die Schwangerschaft ignorierte sie erst einmal – so, als könne man sie wegschweigen. Klappte aber nicht. Erst im fünften Monat suchte Sandra einen Arzt auf. Da war Joel schon ein putzmunteres Kerlchen, das anfing, seinen Platz im Leben der Mutter zu behaupten.

Von Joels Vater trennte sich die 21-Jährige zwei Monate nach der Geburt nach einer dreieinhalbjährigen Beziehung. Heute sieht der 23-jährige Schüler seinen Sohn zwei Tage pro Woche. Chancen, dass aus den drei noch einmal eine Familie wird, sieht die junge Mutter nicht. Doch sie möchte, dass Joel auf alle Fälle regelmäßig Kontakt zu seinem Vater hat. Sandra Bergen lebt noch bei ihrer Mutter. Zum Haushalt gehört auch die neunjährige Schwester.

Es sei schon klasse, so Sandra, wie alle sie unterstützen, und auch ihren Freiraum lassen. Dennoch sei es manchmal ganz schön anstrengend, Mutter zu sein. Joel schlafe noch nicht durch und wolle eben stets unterhalten werde, erzählt sie. Wie zur Bestätigung kiekst der Kleine vor Freude.

Doch auch, wenn Joel zurzeit das Wichtigste in ihrem Leben ist: Sandra hat auch andere Pläne. Sie will unbedingt einen Ausbildungsplatz. "Am liebsten würde ich im Sommer mit einer Teilzeit-Ausbildung beginnen", sagt sie. Dann könnte sie sich auch weiterhin mühelos um ihren Sohn kümmern. Klappt das nicht, wird sie auf alle Fälle im nächsten Jahr eine Vollzeit-Ausbildung anstreben. Dann könnte auch ihre Stiefmutter die Betreuung des dann zweijährigen Joels übernehmen. Unterstützung fand Sandra während und nach der Schwangerschaft in der Schwangerschaftsberatungsstelle "esperanza". Heute besucht sie dort mit Joel einen Kursus mit dem Titel "Leichter Start mit Kind", trifft dort auf ebenfalls junge Mütter, die die gleichen Probleme und Wünsche haben.

(NGZ)
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