Dormagen Lokalhistoriker Breimann beleuchtet Frauenwahlrecht

Dormagen · Heutzutage kann man sich kaum vorstellen, dass Frauen vor 100 Jahren nicht wahlberechtigt waren. Doch die Einführung des Wahlrechts war ein langer Prozess, der in Neuseeland, Finnland, England, der Schweiz sowie in Deutschland unterschiedlich verlief. In einem Vortrag informierte der Dormagener Historiker Eduard Breimann jetzt bei der Volkshochschule (VHS) über die Entwicklung des Frauenwahlrechts in den fünf Ländern. Zu der Veranstaltung erschienen auch viele Männer, was Stefanie Heydenreich von der VHS "ganz spannend" fand.

Als frühe Vorreiter des Frauenwahlrechts gelten Neuseeland und Finnland, in denen 1893 beziehungsweise 1906 Frauen erstmals wählen durften. Eine wichtige Aktivistin in Finnland war die Deutsche Clara Zetkin mit ihrer Zeitung "Die Gleichheit". Nachdem Frauen Petitionen starteten, verlief die Einführung des neuen Gesetzentwurfes in den Ländern relativ friedlich.

Ganz anders in England: Die Frauen sahen keine andere Möglichkeit, als mit Gewalt vorzugehen. Dort schlugen radikale Aktivistinnen Schaufenster ein und zündeten Bomben, ehe 1928 ein allgemeines Wahlrecht eingeführt wurde. In der Schweiz dauerte es bis 1990, bis alle Schweizer wählen durften. Zuvor waren Frauen nur in manchen Kantonen wahlberechtigt.

Lange war in Deutschland die Denkweise verbreitet, dass sich Frauen lieber um Heim und Kindern kümmern sollen. Nach dem Preußischen Dreiklassenwahlrecht besaßen nur Männer das Wahlrecht. Hierzu nannte Breimann ein Beispiel aus Rheinfeld: Von den 934 Wahlberechtigten im Jahre 1884 gehörten 80 Prozent der dritten Klasse an. In der ersten Klasse waren nur Johann Dick und Theodor Bremer, nach dem heute eine Straße in Rheinfeld benannt ist. Frauen durften erst ab 1902 an politischen Versammlungen teilnehmen. Nachdem sie im Ersten Weltkrieg viele Aufgaben der Männer übernahmen, bekamen sie im November 1918 das Wahlrecht.

Benachteiligungen von Frauen gibt es aber bis heute. Breimanns Appell: "Man sollte weiter an der Gleichstellung von Männern und Frauen arbeiten."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort