"Tschernobyl-Kiew Familienhilfe" schickt Transporte Krankenbetten und Rollstühle für Tschernobyl

"Tschernobyl-Kiew Familienhilfe" schickt Transporte · Die letzte Kiste ist verstaut, der 40-Tonner, beladen mit Kleidung, Lebensmitteln und medizinischen Geräten ist abreisefertig. Drei Tage lang dauert die Reise bis an seinen Bestimmungsort Kiew, wo die Sachen bereits erwartet werden. Am vergangenen Samstag schickte die Familienhilfe erneut einen Hilfstransport nach Kiew. NGZ-Foto: H. Jazyk ---->

Die letzte Kiste ist verstaut, der 40-Tonner, beladen mit Kleidung, Lebensmitteln und medizinischen Geräten ist abreisefertig. Drei Tage lang dauert die Reise bis an seinen Bestimmungsort Kiew, wo die Sachen bereits erwartet werden. Am vergangenen Samstag schickte die Familienhilfe erneut einen Hilfstransport nach Kiew. NGZ-Foto: H. Jazyk ---->

Dreimal im Jahr schicken die ehrenamtlichen Helfer der Dormagener Tschernobyl-Kiew Familienhilfe um Vorsitzende Brigitte Kahlert-Winkles einen solchen durch Spenden finanzierten Hilfstransport auf die Reise. Am vergangenen Samstag ging der jüngste Transport auf Tour, für April ist der nächste geplant. Seit Oktober 1999 ist die Tschernobyl-Kiew Familienhilfe ein eingetragener Verein, schickt drei Mal pro Jahr einen Lkw mit Hilfsgütern in die Ukraine und organisiert Ferienfreizeiten für Kinder aus bedürftigen Familien in Deutschland.

Der Schwerpunkt der Familienhilfe liegt jedoch auf der medizinischen Versorgung mehrerer Krankenhäusern in Kiew. Denn noch immer sind die Nachwirkungen des Reaktorunglücks zu spüren: Viele Neugeborene kommen mit Herzfehlern zur Welt, Krebserkrankungen - vor allem der Schilddrüse - sind häufig. Doch zur Behandlung fehlt es den Patienten am Geld und den Ärzten an der einfachsten Grundausstattung. Ultraschall- und Beatmungsgeräte, Rollstühle und Krücken sind dort kostbare Güter. Oft mangelt es sogar an Handschuhen und Spritzen.

"Seit dem Zusammenbruch der Sowjetrepublik ist in den Krankenhäusern nichts mehr investiert worden", erklärt Brigitte Kahlert-Winkels. Die Fotos, die sie auf den Stationen gemacht hat, zeigen, dass es dort nahezu an allem fehlt: Die Betten bestehen aus einem klapprigen Gestell, als Matratzenauflage dient ein Holzbrett, das quer über den ausgeleierten Drahtfedern liegt. Bettwäsche gibt es nicht ausreichend, Nachttische ebenso wenig.

"Wenn wir hören, dass eine Arztpraxis renoviert wird oder in einem Krankenhaus Geräte ausgemustert werden, weil sie nicht mehr den deutschen Normen entsprechen, fragen wir sofort nach", so Brigitte Kahlert-Winkels. "Wir sind auf Unterstützung von vielen Seiten angewiesen. Das beginnt bei den Geschäften, die für uns Bananenkisten für die Verpackung sammeln und geht bis zu Ärzten, die regelmäßig Gummihandschuhe und Spritzen zur Verfügung stellen", erklärt sie.

Das Norbert-Gymnasium Knechtsteden, die Tannenbuschschule, die Regenbogenschule sowie die Kindergärten in Delhoven, Straberg und Worringen sammeln gebrauchte Kleidung und Lebensmittelspenden für die Familienhilfe. Einmal in der Woche trifft sich eine Gruppe von Frauen zum Verpacken der Spenden. Drei bis vier Monate Vorlauf braucht jeder Transport. So lange dauert es, bis alle Formalitäten in Deutschland geregelt sind und der Lkw beladen ist.

Die eigentliche Fahrt in die Ukraine dauert etwa drei Tage, jedoch prüft der Zoll an der Grenze etwa vier bis sechs Wochen lang Ladung und Papiere: Der Lkw wird komplett entladen, die Beamten öffnen die Pakete stichprobenartig und verplomben die Ladung anschließend neu. Erst dann darf der Lkw einreisen. In Kiew nehmen Helfer der ukrainischen Partnerorganisation "Barwinog" die Hilfsgüter entgegen und sorgen für die Verteilung. "Wir wissen sehr genau, wo die Sachen hingehen", erklärt Brigitte Kahlert-Winkels.

"Mittlerweile schreiben uns auch die Krankenhäuser, was sie gerade am dringendsten benötigen", erklärt sie. Auch von ukrainischen Familien kommt regelmäßig Post. "Wir sind froh, dass wir so einen Fond haben, der uns unterstützt und helfen kann", heißt es in dem Dankesschreiben eines Ehepaares, das Kleidung für seine behinderte Tochter erhalten hat. Die Helfer freuen sich angesichts des Erfolgs für die Mühe: "So etwas motiviert, weiter zu machen." Silvia Fehse

Kleider- und Lebensmittelspenden nehmen Brigitte Kahlert-Winkels (Telefon 02133/81525) und Bärbel Foto (02133/70102) entgegen. Die nächste Kindererholung findet vom 11. Juli bis zum 1. August statt. Für diese Ferienaktion werden noch Gasteltern für sieben- bis 14-jährigen Kinder gesucht.

(NGZ)
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