Dormagen Hausärzte-Versorgung langfristig in Gefahr

Dormagen · In Dormagen droht ein Mangel an Hausärzten. In fünf bis zehn Jahren könnte die Versorgung gerade in den kleineren Ortsteilen zum Problem werden.

 Dr. Wolfgang Thier wird heute vor dem Ausschuss sprechen.

Dr. Wolfgang Thier wird heute vor dem Ausschuss sprechen.

Foto: Jazyk/Archiv

In Dormagen und Umgebung gibt es derzeit 48 zugelassene Ärzte, davon sind 13 über 60 Jahre alt, hat Dr. Dr. Gerhard Steiner von der Kassenärztlichen Vereinigung recherchiert. "Derzeit haben wir zwar eine 110- bis 120-prozentige Überversorgung in Dormagen, das wird sich aber deutlich ändern", sagt Steiner.

Das sieht auch Karl-Wilhelm Heikaus vom Praxisnetz Dormagen so. "Für jeden Arzt, der aufhört, müssten wegen der Altersstruktur der Gesellschaft 1,3 Ärzte nachrücken. Wir haben aber nicht mal 1,0 Ärzte", sagt Heikaus.

Deshalb greift die Politik das Thema auch im heutigen Hauptausschuss um 17 Uhr auf und hat neben Steiner und Heikaus auch den Ärztlichen Direktor des Kreiskrankenhauses Dormagen, Dr. Wolfgang Thier, in den Ausschuss eingeladen. Sie sollen als Sachverständige gehört werden.

Als Gast wird auch Dr. Norbert Sijben, Vertreter der Ärzte in der Ärztekammer Nordrhein und Vorsitzender des Gesundheitsforums Dormagen, bei der Sitzung mit dabei sein. Sijben ist, wie er selbst sagt, ein "alter Hausarzt". Er kennt die sich anbahnende Problematik aus eigener Erfahrung. Als Lehrarzt bildet er an der Universität Düsseldorf angehende junge Ärzte für das Fach Allgemeinmedizin aus. "Früher hatte ich in den Kursen immer zumindest einen, der sich vorstellen konnte, Hausarzt zu werden. In den vergangenen eineinhalb Jahren leider so gut wie gar nicht mehr", sagt Sijben. Ähnliches hat auch Thier festgestellt. "Früher hatte ich die Schubladen voll von Initiativbewerbungen, heute muss ich die jungen Ärzte ansprechen, ob sie zu uns kommen wollen", sagt der Ärztliche Direktor des Kreiskrankenhauses.

Laut der Fachleute müsse man Anreize schaffen, um den ärztlichen Nachwuchs nach Dormagen zu holen, etwa durch vergünstigte Darlehnen. "Vor 30 Jahren war ich selbst noch im Taunus und habe in einem kleinen Ort, der unterversorgt war, eine Zweitpraxis eröffnet. Dafür hat mir der dortige Bürgermeister ein Gemeindehaus zur Verfügung gestellt", berichtet Sijben. Laut Thier sind solche und ähnliche Maßnahmen das Einzige, was Kommunen tun können. "Denn an den gesellschaftlichen und dem größten Teil der finanziellen Dinge können die Städte und Gemeinden ja nichts ändern", sagt Thier.

(NGZ)
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