Deutsch lernen und Kontakte knüpfen Integrationsprojekt soll noch wachsen

Voerde/Dinslaken · Das Modellprojekt „Get active“ ist Anfang des Jahres in die erste Verlängerung gegangen. Es soll Zugewanderten in die Gesellschaft hineinhelfen. Die Initiatoren würden neben der Gruppe in Voerde gerne eine zweite in Dinslaken gründen.

 Das Wichtigste ist Kommunikation: Ulrike Wüster (rechts) im Gespräch mit den Teilnehmern der Get-active-Gruppe.

Das Wichtigste ist Kommunikation: Ulrike Wüster (rechts) im Gespräch mit den Teilnehmern der Get-active-Gruppe.

Foto: Zehrfeld

Die Runde ist klein an diesem Freitag. Vier Teilnehmer, drei Männer und eine Frau, sitzen im Gemeindehaus der Pauluskirche am Akazienweg gemeinsam mit Kursleiterin Ulrike Wüster am Tisch und reden – über alltägliche Dinge, einen Umzug, die Wohnungssuche. Die Syrerin in der Runde erzählt, dass sie von Anfang an bei „Get active“ dabei ist. Sie freut sich über die Verlängerung des Projektes: „Ich möchte weitermachen und perfekt Deutsch sprechen“, sagt sie. Auch, damit ihre beiden Söhne, die das schon viel besser können als sie, nicht immer so kritisch sind: „Die Kinder sagen immer, es ist alles falsch“, gibt sie lächelnd zu.

Zwei mal wöchentlich trifft sich die Gruppe des Projektes „Get active“. Menschen aus dem Raum Dinslaken, Voerde und Hünxe, die aus verschiedenen Nationen hergekommen sind, lernen darin miteinander. Es ist ein „niederschwelliges“ Angebot: „Das Kommunizieren steht an erster Stelle“, erklärt Ulrike Wüster, die den Kurs gemeinsam mit Burkhard Kobbert ehrenamtlich leitet. Das zweite wichtige Ziel: „Dass man Wege aufzeigt, wie man in die Deutsche Gesellschaft reinkommt.“ Die Gruppe spricht über kulturelle Werte und Eigenheiten, man unternimmt Exkursionen, knüpft Kontakte zu Vereinen, stellt Ehrenamt vor.

„Eine Heimat finden kann man ja nur, wenn man seine Stadt, seine Nachbarschaft, mitgestaltet“, sagt Anna Dunkel vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Wesel, das das Projekt gemeinsam mit der Stadt Voerde durchführt. Gerade die scheinbar kleinen Schritte seien sehr wichtig. „Für uns ist es ein Erfolg, wenn einer sagt: Ich habe die Kinder im Sportverein und helfe mit, wenn da Feste sind. Wir haben nicht die Erwartung, dass da jemand direkt Kassenwart wird.“ Bei einem Ausflug zur Stadtbibliothek zum Beispiel ließen sich die „Get active“-Teilnehmer Lese-Ausweise ausstellen. Bei einem Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr erfuhren sie von dieser Institution.

„Schon darüber zu reden bringt wahnsinnig viel für die Leute. Einfach, weil sie Strukturen kennen lernen“, erklärt Tom Blümer vom sozialpädagogischen Team der Stadt Voerde. Über dieses werden die Interessenten in der Regel auf das Angebot aufmerksam gemacht. Das geschieht auch aus dringender Notwendigkeit heraus: „Es gibt ganz viele Leute aus anderen Staaten, die nicht in den Genuss kommen, Integrationskurse zu bekommen“, sagt Blümer. Wer nicht direkt eine eine „gute Bleibeperspektive“ hat, weil er etwa aus Syrien, Irak, Iran, Eitrea oder Somalia stammt, bekomme im laufenden Asylverfahren meist keine Integrationsmaßnahmen angeboten. Das geschehe erst, wenn Schutz- oder Flüchtlingsstatus anerkannt werden. „Bis dahin gibt es eben keine Regelangebote, Deutsch zu lernen oder sich in der Gemeinde einzubringen.“

Die Projektverantwortlichen würden das Get-active-Angebot nun gerne ausweiten: Zusätzlich zu der Gruppe in Voerde wollen sie eine in Dinslaken gründen. Das erklärt Nadia Kraam, Bildungskoordinatorin beim Kommunalen Integrationszentrum, die selbst in Dinslaken ihren Sitz hat. Ein zweiter Standort wäre organisatorisch von großem Vorteil, ebenso wie die Chance, andere Wochentage zu wählen.

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