Düsseldorf Marketing "Das Lächelnde D wird kommen"

Düsseldorf · Der Chef der Düsseldorfer Werbeagentur BBDO Dirk Bittermann spricht mit unserer Redaktion über das neue Stadtlogo, die Werbehauptstadt und das Jahr 2013.

 BBDO-Proxomity-Chef Dirk Bittermann: „Das Lächelnde D ist ein Symbol der Lebensfreude.“

BBDO-Proxomity-Chef Dirk Bittermann: „Das Lächelnde D ist ein Symbol der Lebensfreude.“

Foto: bbdo

Herr Bittermann, Sie sind als Chef von BBDO Proximity mitverantwortlich für das Düsseldorf-Logo. Bereuen Sie den Entwurf?

Bittermann Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben eine starke Idee geliefert, auf die wir stolz sind und auf deren Umsetzung wir uns jetzt freuen. Auch wenn die Kritik laut und in Teilen unsachlich war, haben wir auch viel Zuspruch für unseren Entwurf erfahren. Oft werden in einer hitzigen Diskussion aus guten, einfachen und richtigen Ideen im Nachhinein, begleitet von kopfschüttelnden Seufzern, die ,naheliegenden?. Doch die meisten Leute bekommen genau eben diese eben nicht hin. Dann würde es das lächelnde Düsseldorf ja als Marke schon geben. Und genau das ist nicht der Fall.

Es gibt aber auch einen Entwurf für eine Werbung für Dänemark mit dem gleichen Logo...

Bittermann Richtig, wir reden über einen Entwurf - und zwar für eine Visitenkarte. Dieser wurde nie verwendet und schon gar nicht offiziell für Dänemark. Gerade bei einer radikal einfachen Gestaltung läuft man Gefahr, dass es so etwas irgendwo auf der Welt vielleicht schon mal gegeben hat. Deshalb bleibt unsere Idee für die Stadt trotzdem stark und richtig. Wichtig ist doch, dass wir die Idee vom lächelnden Düsseldorf mit einer kraftvollen Kampagne in die Welt tragen.

Ist es überhaupt möglich, bei solchen einfachen Zeichen eine Doppelung irgendwo auf der Welt auszuschließen?

Bittermann Genau das ist der Punkt. Nehmen Sie nur das T der Deutschen Telekom. Gibt es deshalb keine Entwürfe mehr mit einem T? Oder beispielsweise ein visualisiertes Herz als Symbol. Das verwenden Langnese, die Stadt New York, Krankenhäuser und wahrscheinlich tausende andere Einrichtungen als ihr Zeichen. Ihre Botschaft verfehlen sie deshalb gerade nicht. Vielmehr liegt in der Einfachheit die Stärke. Und in der Kopplung mit einem spezifischen Thema. Unsere kreative Idee basiert ja genau darauf: Das Emoticon des lächelnden Düsseldorf wird vermutlich millionenfach pro Tag in irgendwelche Handys getippt. Unsere kommunikative Aufgabe ist es, dies mit Düsseldorf in Verbindung zu bringen.

Wird das Logo jetzt fallengelassen, oder wird es trotz des Medientrubels bald für Düsseldorf stehen?

Bittermann Das Logo wird kommen, wir sind da mit der Stadt einer Meinung. Außerdem haben wir viele positive Reaktionen erhalten - gerade auch international. Das bestärkt uns natürlich den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Werden Sie das Lächelnde D als Logo überhaupt rechtlich schützen können?

Bittermann Wir haben einen Markenschutz bereits im Sommer 2012 beantragt. Ich denke, dass er in naher Zukunft auch erteilt und die Marke registriert wird.

Es gab ja stark polarisierende Meinungen zum Lächelnden D. War das gut oder schlecht?

Bittermann Kritik gibt es immer. Und oft sind die Kritiker auch lauter als die Befürworter. Dem muss man sich einfach stellen. Außerdem sind Kampagnen für Städte praktisch immer Gegenstand einer kontroversen, politischen und oft auch emotionalen Debatte. Das ist auch gut so - schließlich sollen sich die Bürger damit beschäftigen. Insofern ist es nur natürlich, dass unsere Idee für Düsseldorf heftig diskutiert wurde. Wir sehen das gelassen. Schließlich hat durch die Kontroverse das Logo bereits bundesweite Bekanntheit erreicht. Das ist gut so!

Die Meinung zum Lächelnden D war auch bei uns in der Redaktion tief gespalten, manche sagten es sei kein lachendes, sondern ein auslachendes D, und daher für das Image der Stadt eher kontraproduktiv...

Bittermann Das Lächelnde D ist Symbol der Lebensfreude. Denn die Düsseldorfer haben ein fröhliches Bild von ihrer Stadt. Das Problem: Die Auswärtigen sehen das anders, Erhebungen und Umfragen zeigen dies. Wer von außen schaut, hat eher ein strenges, wenig emotionales Bild von der Stadt, durchaus durchdrungen von Schubladendenken. Vor allem hier müssen wir ansetzen und gegensteuern, die Vorurteile aufzubrechen - darauf zielen ja unser Entwurf und unsere Kampagne.

Düsseldorf bezeichnet sich gern als Werbehauptstadt. Zu Recht, oder haben andere wie München und Hamburg ihr längst den Rang abgelaufen?

Bittermann Mag sein, dass es woanders mehr Agenturen gibt. Oder andere sich hipper fühlen. Fakt ist, dass Düsseldorf der umsatzstärkste Werbestandort in der Republik ist. Hier sind nicht nur wir als Markführer vertreten, sondern auch die anderen großen Network-Agenturen wie Grey, DDB, TBWA. Und es gibt starke inhabergeführte Werbeagenturen. Hier gibt es Talente, das nötige Netzwerk untereinander, und in Düsseldorf wird auch das Geld verdient. Da müssen andere Standorte sich noch mächtig strecken.

Warum eigentlich ist gerade Düsseldorf die deutsche Werbemetropole?

Bittermann Bildlich gesprochen ist in Düsseldorf die Wiege der deutschen Werbung. Marketing und Kommunikation haben hier eine lange Tradition. Die Region ist reich an Großunternehmen wie Henkel, Eon, Metro oder Bayer, die stark auf Werbung und Kommunikation setzen. Und dann ist Düsseldorf schon immer eine Stadt mit einer äußerst prägenden künstlerisch kreativen Szene. Denken Sie nur an Joseph Beuys, Kraftwerk oder die Toten Hosen. Das übt eine Sogwirkung aus und inspiriert immer wieder auch die Branche der Werbemacher.

Wie war für die Werbeagentur BBDO Düsseldorf das abgelaufene Jahr 2012 im Rückblick, und was erwarten Sie für 2013?

Bittermann Wir hatten ein sehr erfolgreiches Jahr und sind sehr zufrieden. Alle wirtschaftlich wichtigen Kennziffern haben sich deutlich positiv entwickelt. Vor allem auch dank toller Neugeschäftserfolge wie zum Beispiel Beck?s und Sky. Und auch kreativ hat die BBDO einen Sprung nach vorne gemacht. Im wichtigen ADC-Ranking ist BBDO 2012 die kreativste Network-Agentur. Wir sind also gut unterwegs, deshalb blicke ich optimistisch ins neue Jahr.

Wie wichtig ist eigentlich der Standort Düsseldorf innerhalb des Netzwerks BBDO?

Bittermann Düsseldorf ist das deutsche Herzstück von BBDO. Wir haben mehr als 1000 Mitarbeiter und betreuen von hier aus internationale Etats von Top-Marken, wie etwa Dr. Oetker, Mars, Wrigleys, Gilette oder Pepsi. Und auch bekannte Werbe-Slogans wie ,Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause? oder ,Qualität ist das beste Rezept? kommen aus Düsseldorf.

Was können wir künftig in der Werbung und der Branche erwarten, was sind die Trends?

Bittermann Trotz aller Unkenrufe ist und bleibt TV eines der wichtigsten Medien für Werbung. Dennoch wird die mobile Webnutzung deutlich wichtiger, wir als Kreative und Berater müssen darauf die richtigen Antworten finden. Gerade das vielgerühmte Social Media muss noch mehr echten Nutzen und Mehrwert für Marken schaffen. Die Budgets werden insgesamt nicht größer, Kunden überlegen sich ganz genau, wo sie investieren und was sie dafür bekommen. Kampagnen müssen nachweislich wirken.

Thorsten Breitkopf führte das Gespräch.

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